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Schweinfurt
Wurden Drogenschulden mit einer  Schreckschusswaffe eingetrieben?
Wildwest in Schweinfurt: Zwei Männer stehen wegen schweren Raubes und Körperverletzung vor Gericht. Nur ist der malträtierte Beraubte gerade nicht auffindbar.
Symbolbild: Gericht/Justiz
Foto: rclassenlayouts (iStockphoto) | Symbolbild: Gericht/Justiz
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:50 Uhr

An Dreikönig letzten Jahres, zu sehr früher Stunde, gegen 3 Uhr, klingeln drei Männer an der Wohnungstür eines Schweinfurters im Musikerviertel. Sie geben sich als Polizisten aus, die wegen einer Ruhestörung hier seien. Als geöffnet wird, drängen sie sich hinein und verlangen vom Wohnungsinhaber, 2800 Euro aus Drogen- und Waffengeschäften zu begleichen, die er dem 33-Jährigen aus dem Trio schuldet. So hat, laut Staatsanwalt, ein besonders schwerer Raub seinen Anfang genommen.

Der 20-Jährige unter den nächtlichen Gästen soll dem Wohnungsinhaber dann zwei mit der Faust verpasst haben. Und als dieser darauf beharrte, "keine Kohle" zu haben, soll er ihm die "mit einem Pfeffergeschoss geladene" Schreckschusswaffe an die Schläfe gehalten und abgedrückt haben. Das Opfer habe eine Platzwunde und Verbrennungen an der Augenbraue erlitten sowie eine starke Einschränkung seines Sehvermögens. Ohne Geld, aber mit zwei Uhren und einem Handy im Gesamtwert von 350 Euro soll das Trio sodann das Weite gesucht haben.

Ende September letzten Jahres soll schließlich der 33-Jährige denselben Schuldner vor seiner Wohnung "aufgefordert" haben, in einen 5er-BMW zu steigen, in dem dann insgesamt sechs Personen saßen. Aus Angst sei der Bedrohte zugestiegen. Am Gelände eines nahen Sportplatzes habe der 33-Jährige erneut die Begleichung der Schulden angemahnt. Die "zweite Option" sei, für ihn eine Lieferung wohl von Handfeuerwaffen aus Tschechien anzunehmen, so der Staatsanwalt. Als der Mann auch das ablehnte, habe er drei oder vier Schläge mit dem Baseballschläger in die Magengrube bekommen und einen Faustschlag an die Schläfe.

800 Euro Schulden für ein 100-Gramm-Marihuana-Geschäft

Der 33-jährige Angeklagte lässt über seinen Verteidiger einräumen, dass er bei dem Schuldner an Dreikönig nur 800 Euro Schulden für ein 100-Gramm-Marihuana-Geschäft eintreiben wollte. Weil es von dem Schuldner hieß, schon in eine Schießerei verwickelt gewesen zu sein, habe er selbst eine Schreckschusswaffe mitgenommen – aber nur zur Abschreckung. Die habe er dem 20-Jährigen gegeben, der damit völlig überraschend auf den Schuldner gefeuert habe. Und: Die Sache mit dem 5er-BMW und den Baseballschlägen sei komplett falsch. Er könne gar nicht Autofahren.

Der 20-Jährige gibt den Schuss mit der Schreckschusswaffe Richtung Schläfe des Opfers zu. Geraubt habe man aber nichts. Der 33-Jährige habe zwar den Fernseher des Wohnungsinhabers abgebaut und diesen mitnehmen wollen. Nach dem Schuss sei man aber schnellstmöglich verschwunden.

Der wichtigste Zeuge fehlt

Beide Angeklagte sind Drogenkonsumenten – genauso wie der Mann, bei dem sie nachts in seiner Wohnung abkassieren wollten. Letzterer aber ist derzeit nicht greifbar, sagt die Kammervorsitzende. Sie hätte ihn gerne als Zeugen schon am ersten Verhandlungstag gehört, aber sein Aufenthaltsort ist gerade unbekannt. Die Verteidigung aber stellt die Baseballschläger-Story komplett in Abrede und die Glaubwürdigkeit des ebenfalls Drogensüchtigen schwer in Frage. Auch ein Polizeizeuge sprach von erheblichen Widersprüchen in den Angaben des mutmaßlichen Erpressungsopfers.

Zwei psychiatrische Sachverständige haben bei den Angeklagten keine eingeschränkte Einsichts- und Schuldfähigkeit erkennen können – wohl aber einen Hang zum Drogenkonsum im Übermaß. Ohne Therapie drohten auch künftig entsprechende Straftaten. Der Prozess wird fortgesetzt.

 
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