Anlässlich des Volkstrauertags fand am Samstagabend ein Fackelzug mit anschließender Feierstunde an den Mahnmalen am Volkachbach statt. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von der Stadtkapelle Gerolzhofen sowie von Schülerinnen und Schülern der Grundschule und der Ludwig-Derleth-Realschule, die die Texte vortrugen und musizierten. Vertreten waren eine Abordnung der Bundeswehr aus Volkach, Vertreter der Polizei und der Kirchen sowie Abordnungen der Reservisten, ehemaliger Soldaten, von VdK, Schützengesellschaft, Kolpingfamilie, KAB, Kegler, Steigerwaldklub, Pfadfinder und Frauenbund.
"Am Volkstrauertag gedenken wir all der Menschen, die durch Krieg und Terror, Gewalt und Diktatur ihr Leben verloren", sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak. Man gedenke aber auch derer, die wegen ihrer Überzeugung, ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer Sexualität oder ihrer Rasse gefoltert oder ermordet wurden. "Wir setzen heute wieder ein Zeichen für Toleranz, Frieden und Völkerverständigung."
Zeichen für Frieden und Völkerverständigung
Wozniak erinnerte daran, dass die 8. Kompanie des Logistikbataillons 467 Volkach und die Stadt Gerolzhofen im Bestreben, das friedliche Zusammenleben aller Menschen sowie ein in Frieden und Freiheit geeintes Europa zu beschützen, in diesem Jahr eine Patenschaft eingegangen sind. "Wir setzen damit Zeichen für Frieden und Völkerverständigung. Die Bundeswehr leistet seit Jahrzehnten Friedensarbeit. Deutsche Soldatinnen und Soldaten sind weltweit im Einsatz, um Freiheit zu verteidigen, um in Krisengebieten Stabilität und die Einhaltung der Demokratie durchzusetzen."
Es sei bedauerlich, dass man sich zwar für einen weltweiten Frieden einsetze, gleichzeitig würden in unmittelbarer Nachbarschaft zwischenmenschlich immer wieder Konflikte aufgebaut und Vorurteile gepflegt. "Vor wenigen Wochen erst wurden die Gerolzhöfer Stadträtinnen und Stadträte öffentlich bei Facebook beleidigt", sagte Wozniak. Ein Gerolzhöfer Bürger, Mitte 60, habe in einem öffentlichen Forum "Die Stadtratsmuschis haben keinen Arsch in der Hose" geschrieben. Das Erschreckende daran sei, so der Bürgermeister, dass Dutzende Gerolzhöfer hier auf "Gefällt mir" geklickt hätten. "Niemand kritisierte diese Diffamierung, ehe sie von Facebook entfernt wurde." Wenn man also an Frieden denke, dann sollte man energisch gegen Hass und Hetze, auch im Internet, eintreten.
"Wer mit sich selbst im Unfrieden lebt, kann wahrscheinlich nicht friedlich leben", sagte Wozniak. Deshalb müsse man im tiefsten Inneren beginnen, sich selbst und anderen vergeben, Vergangenes annehmen. Nur wer mit sich selbst im Reinen sein, könne auch für Frieden sorgen.
Auch im Internet die Form wahren
Pfarrer Reiner Apel griff diese Gedanken auf. Jeder Krieg bringe es mit sich, dass Leben unwiederbringlich verloren gehen. Es sei Aufgabe der Diplomatie, dies zu verhindern, "aber auch unsere Aufgabe, im Kleinen damit zu beginnen". Dies gelte auch für den Umgang im Internet. Selbst die dümmsten Kommentare, "die man früher nach dem dritten Bier nur den engsten Freunden mitgeteilt hat", seien heute in der ganzen Welt lesbar. Hier sollte man lieber "die Form wahren" und aufeinander hören.
Zwar sei die Dringlichkeit unübersehbar, die Welt zu verbessern, doch sollte auch bei diesem Thema kein apokalyptisches Denken um sich greifen, betonte der Pfarrer. Oftmals werde nur noch in Katastrophen-Kategorien gedacht. "Hier wäre es weise, erst einmal einen Gang zurückzuschalten."
Zu den Klängen des Lieds vom Guten Kameraden senkten sich schließlich die Fahnen und die Vertreter der Stadt, der Bundeswehr und des Sozialverbands VdK Gerolzhofen legten am Mahnmal Kränze nieder.