Nicht nur in Innenorten greift Leerstand um sich, inzwischen sind auch Neubaugebiete aus den 1960er und 70er Jahren davon bedroht. Nicht selten wurden damals große Häuser mir mehreren Kinderzimmern gebaut, doch die Kinder sind inzwischen ausgezogen und haben anderen Ortes Familien gegründet.
Alte Menschen in sehr großen Wohnungen
Im Ergebnis bewohnen heute oft einige wenige alte Menschen sehr großen Wohnraum, was nicht nur die Bewohner vor große Herausforderungen stellt, sondern auch energietechnisch problematisch sein kann. Um diese Baugebiete langfristig zukunftsfähig und für nachkommende Generationen attraktiv zu machen, hat das Regionalmanagement am Landratsamt das Modellprojekt "Wohnraum neu interpretieren" gestartet.
Als Modellkommunen wurden Grettstadt und Stadtlauringen auserkoren. Regionalmanager David Wald stellte nun mit Leonie Kuhn und Christiane Wichmann vom ausarbeitenden Ingenieurbüro Perleth dem Gemeinderat die Ergebnisse für das Modellgebiet Kerlachring dem Stadtlauringer Gemeinderat vor.
Viele Gebäude sind nicht barrierefrei und energetisch veraltet
Vorausgegangen waren umfangreiche Untersuchungen vor Ort und eine Anliegerbefragung, an der rund ein Drittel der Bewohner teilgenommen hatte. Die Ergebnisse wurden in einem eigenen Handlungsleitfaden zusammengefasst, der in Druckversion erhältlich sein wird. Die Ergebnisse werden außerdem von der Hochschule Coburg weiter verarbeitet, die konkrete Umsetzungsvorschläge unterbreiten wird.
Viele der analysierten Gebäude am Kerlachring sind Ein- oder Zweifamilienhäuser, die nicht barrierefrei geplant wurden und energetisch auf einem veralteten Stand sind. Der erste Bebauungsplan wurde 1971 erlassen und bis heute fünfmal geändert. Das Wohngebiet ist 11,5 ha groß und aktuell leben 327 Stadtlauringer hier. Der Altersdurchschnitt der Bewohner mit 47 Jahren liegt nur knapp über dem Gesamtdurchschnitt der Gemeinde mit 45,7 Jahren. Die Belegung der Gebäude gaben die Mitarbeiterinnen des Ingenieurbüros mit 3,5 Personen an. Allerdings gibt es auch 17 Einpersonen- und 26 Zweipersonen-Haushalte.
Einwohnerentwicklung grundsätzlich positiv
Grundsätzlich war die Einwohnerentwicklung dennoch positiv, stieg sie doch von 287 im Jahr 2000 auf eben jene 327. Dies aber nicht durch Geburtenzuwachs, sondern nur durch Baulückenschließungen. Der Anteil der über 65-jährigen Bewohner beträgt 28,1 Prozent. Diese strukturell an sich recht soliden Zahlen könnten sich in den kommenden Jahren jedoch schnell ändern.
Trotz eines überwiegend "mittel bis schlechten" Gehweg- und Straßenzustandes sei auch die Grundstruktur der Bebauung durchaus akzeptabel und biete ein homogenes Erscheinungsbild, das sich eng an den Vorgaben der Bebauungssatzung orientiert. Die Gebäude sind größtenteils gut in Schuss und knapp die Hälfte mit Solaranlagen ausgestattet.
Was wünschenswert wäre
Die ringstraßenförmige Anordnung erlaube keinen Durchgangsverkehr, was die Verkehrsbelastung gering halte. Gleichwohl ist die Parksituation am Straßenrand überproportional. Die Gebäudeanordnung böte sich auch für ein Nahwärmenetz an. Wünschenswert wären mehr Nutzgärten und naturnahe Gestaltungsflächen mit Spielmöglichkeiten. Eine Gartenflächengestaltungssatzung könnte hier Mitwirkung der Anlieger einfordern. Ein Mehrgenerationenquartier wäre ebenfalls eine sinnvolle Zukunftsüberlegung.
Nachteilig sei die Ortsrandlage, der ein Zentrum zur Schaffung von Sozialstrukturen fehle und auch weite Wege zu den Versorgungseinrichtungen der Daseinsvorsorge nach sich ziehe.