
Knapp 50 Quadratmeter Grundfläche, davon gut 41 Quadratmeter reine Wohnfläche: Das Mobilheim, das ein Grundbesitzer auf seinem Anwesen in der Hermann-Löns-Straße in Gerolzhofen zum dauerhaften Wohnen aufstellen möchte, bietet wahrlich nicht viel Platz. Doch das scherte den Stadtrat weniger als die Frage, ob eine solche Form von Wohnraum, umgeben von dünnen Holzwänden und einem Blechdach, im Stadtgebiet erwünscht ist. Schließlich wäre dies ein Präzedenzfall in Gerolzhofen.
Anders als Bürgermeister Thorsten Wozniak, dessen Ansicht nach "grundsätzlich nichts dagegen spricht", fanden sich im Gremium durchaus Stimmen, die das Vorhaben deutlich kritischer beurteilten. Arnulf Koch (CSU) störte sich vor allem daran, dass das geplante Mobilheim mit festem Standort keinerlei Energiegrenzwerte einhält. Schließlich fordere die Stadt hier beim Bau von "normalem" Wohnraum, dass strenge Standards beachtet werden. Andererseits, so Koch, begrüße er auf jeden Fall die Verdichtung von Wohnraum in der Stadt.
Erich Servatius (SPD) verwies darauf, dass für den Bereich, in dem das Mobilheim stehen soll, kein Bebauungsplan gelte. Ein Bauherr dürfe eine solche Wohnstatt auf Rädern also aufstellen, "wo er will". Die Stadt können in diesem Fall fast nichts verweigern.
Am Ende entscheidet ohnehin das Landratsamt
Aus diesem Grund hinterfragte Günter Iff (Freie Wähler), weshalb das Thema dann überhaupt dem Stadtrat präsentiert wird, wenn dieser in der Sache ohnehin nichts mitzureden hat. Wobei auch Iff das Fehlen jeglicher Energiestandards monierte. Bürgermeister Wozniak wandte ein, dass für Bereiche, in denen es keinen Bebauungsplan gibt, bei Bauvorhaben auf jeden Fall das Einvernehmen des Stadtrats einzuholen sei. Darüber hinaus sei das Projekt dem Landratsamt vorzulegen, das als Baubehörde über die Zulässigkeit zu entscheiden habe.
Angesichts der im Raum stehenden Fragezeichen beantragte Wozniak eine Vertagung des Themas, was mit 12:8 Stimmen eine Mehrheit fand. In der letzten Stadtratssitzung in diesem Jahr, am 19. Dezember ab 19 Uhr im Alten Rathaus, steht das Mobilheim nun erneut auf der Tagesordnung und der Stadtrat darf nochmals darüber diskutieren.
Aus dem Antrag von Geo-net wird eine Absichtserklärung
Gegen die Stimmen von Bürgermeister Wozniak und der CSU-Fraktion – bis auch Markus Reuß – unterstützte eine 15:5-Stimmen-Mehrheit einen Antrag von Geo-net zum Ausbau eines Trampelpfads, der sich vom Scarlinoweg im Baugebiet "Nützelbach I" zu den angrenzenden Nützelbachauen schlängelt. Allerdings wurde der Antrag in eine Absichtserklärung umgewandelt und in abgespeckter Form angenommen. Denn der im Antrag formulierte barrierefreie Ausbau könnte sich am Ende als recht aufwändig und teuer erweisen.
Darauf wies Christian Ach (CSU) hin. Für einen barrierefreien Weg würden DIN-Normen gelten, die die Stadt als Bauherrin einhalten müsste. Unter anderem sei eine wassergebundene Oberfläche und eine Zick-Zack-Führung wegen des vorhandenen Gefälles notwendig. Alles Punkte, die viel Geld kosteten, so Ach. Er möchte deshalb erst einmal eine Kostenschätzung haben, bevor über einen solchen Ausbau endgültig abgestimmt wird, spätestens im Zuge der Haushaltsberatungen für das kommende Jahr.
Ein paar Fuhren Schotter allein reichen nicht
Als Thomas Vizl (Geo-net) den Antrag für seine Fraktion vorstellte, hatte er noch davon gesprochen, den Trampelpfad, der auch durch eine mit Bäumen bepflanzte Fläche führt, mit etwas Schotter so zu ertüchtigen, dass er für Gassi-Geher bequemer nutzbar sei als derzeit.
Doch dass es mit so einfachen Mitteln nicht getan sei, hatte auch Erich Servatius (SPD) angemerkt. Ihm zufolge müsste ein Unterbau her, der dafür sorgt, dass sich der Schotter nicht ständig ins Erdreich eindrückt.
Christoph Rosentritt (CSU) schlug dann den vom Stadtrat mehrheitlich mitgetragenen Kompromiss vor, den Antrag zur einer (letztlich unverbindlichen) Absichtserklärung umzuformulieren und den Hinweis auf die Barrierefreiheit zu streichen, was eine deutlich einfache Bauausführung ermöglichen würde.
In dem von der Planungsschmiede Braun entworfenen Bebauungsplan sind 30 Grundstücke für Einfamilienhäuser und zwei für Mehrfamilienhäuser vorgesehen. Der Großteil der Grundstücke für Einfamilienhäuser sind zwischen 650 und 770 Quadratmeter groß. Allerdings gibt es auch kleinere Areale mit 360 bis 390 Quadratmetern, die für kleine konventionelle Häuser oder für "Tiny Houses" geeignet ist. Falls dafür wider Erwarten kein Bedarf vorhanden wäre, könnten solche kleine Grundstücke auch zusammengelegt werden.
Da es laut Bürgermeister Thorsten Wozniak in der Stadt weiterhin eine hohe Nachfrage nach bezahlbarem Miet-Wohnraum gebe, sind zwei Grundstücke mit je 1370 Quadratmeter vorgesehen, wo Mehrfamilienhäuser mit sechs bis zehn Wohneinheiten entstehen können.
Ist ein Tiney House nicht auch ein mobile home?
Weshalb die Aufregung.