Die Melange am "Licht- und Luftbad" in grüner Umgebung ist ziemlich ungewöhnlich: Hier wird vom Schweinfurter Naturheilverein auf Sennfelder Boden der alte Gedanke einer gesunden Lebensweise neuerdings kombiniert mit einer traditionellen, vietnamesischen Esskultur, die beeinflusst ist von der französischen Küche aus Indochinas Kolonialzeit. "AN" heißt das neueröffnete Restaurant, was in Vietnam ganz einfach "Essen" heißt.
Anh ist zudem der Vorname des Wirts, mit Nachnamen Pham Hong. Kein Unbekannter in Sennfeld, zumal er vier Jahre lang das "Aniko" in der Hauptstraße führte. Viele Freunde gewann er in dieser Zeit durch seine kreative asiatische Küche, aber auch durch seine Begeisterung für die "Kirm" oder als Mitglied des FC Bayern Fanclubs.
Als Anh vom Vorstand des Naturheilvereins gefragt wurde, ob er neuer Gaststättenpächter auf der Erholungsanlage mit den hohen alten Bäumen, den Kleingärten und den Sportflächen werden wolle, sagte er zu. Zwar hätte der gebürtige Vietnamese mit technisch-mathematischem Studium auch in einer Großstadt seine Kenntnisse anwenden können. Auch seine Frau, mit einem Master in Internationalem Finanzwesen, hätte dort leichter Arbeit gefunden.
Aber zum einen war Anhs Leidenschaft schon immer die Gastronomie: "Ich habe während des Studiums auch ein kleines Café geführt", erzählt er. Der leichten, typisch vietnamesischen Esskultur, die er als natürliche Küche mit vielen Kräutern beschreibt, "gehört mein Herz", lacht der 40-Jährige. Dem Paar gefällt zum anderen das Leben in Sennfeld. Anh ist dort beliebt und die drei Kinder könnten dort unbeschwerter aufwachsen als in einer Großstadt, meint er.
Das Gasthaus mit dem beschatteten Biergarten hat er während der Corona-Zeit umgebaut. Asiatische Atmosphäre vermitteln jetzt die beiden Innenräume mit etwa 80 Sitzplätzen. "Das Haus ist 1935 gebaut", weiß Vereinsvorsitzender Uwe Habenstein, "und der Saal im Anbau war früher eine kleine Turnhalle, für Gymnastik oder Tischtennis." Denn Sport und Erholung waren und sind noch Sinn und Zweck des Naturheilvereins.
Dieser entstand 1899 mit der Gründung einer deutschlandweiten Gesundheitsbewegung. "In der Zeit der Industrialisierung sollten sich die Arbeiter und Handwerker am Feierabend erholen", sagt Habenstein. Sie sollten heraus aus dem Dunkel der Fabriken, sollten Licht und Luft mit ihren Familien genießen, eben entspannen. Man sagt auch, dass sie vom Alkohol weggehalten werden sollten.
Es war und ist ein Verein "für den kleinen Geldbeutel", wie der Vorsitzende sagt. Die 100 Mitglieder kommen aus der Stadt und dem Landkreis, die Kleingärten sind alle verpachtet, gemeinsam wird Faustball gespielt oder Läufer drehen Runden. Da passt die leichte, vietnamesische Küche mit viel frischem Gemüse und Kräutern aus Sennfeld doch gut dazu, findet auch Bürgermeister Oliver Schulze.