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SCHWEINFURT
Wo Dürer auf Rückert trifft
Museum Otto Schäfer: Das dem Buch, der Grafik und dem Kunsthandwerk gewidmete Museum bietet so manches Kleinod
Otto Schäfers Büste, geschaffen von Gustav Seitz, wacht am Eingang über sein Museum.
Foto: Oliver Schikora | Otto Schäfers Büste, geschaffen von Gustav Seitz, wacht am Eingang über sein Museum.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:26 Uhr

Natürlich, das Museum Otto Schäfer (MOS) in der Judithstraße mit über 5000 Exponaten ist sicher kein Haus, das massenhaft Besucher anzieht. Bibliophile Werke der Druckkunst, Bücher und Grafiken – es ist ein spezielles Sujet, das der Industrielle Otto Schäfer (1912–2000) in jahrzehntelanger Sammelleidenschaft hatte. Doch das nach zweijähriger Schließung seit Juni wieder geöffnete Museum birgt durchaus so manches Kleinod.

Im Osten der Stadt im Wohngebiet gelegen, beginnt für das Museum nun eine neue Phase. Der im November 2017 verstorbene Schweinfurter Ehrenbürger Otto G. Schäfer, Sohn des Sammlers, vermachte Museum und fünf Millionen Euro Stiftungsvermögen der Stadt. Das Haus war in der Übergangsphase geschlossen. Die Stadt hat seit Anfang des Jahres eine eigene Stiftung. Das Bekenntnis zum Erhalt des MOS ist stark, seit Juni ist es wieder geöffnet.

Otto Schäfer, der schon als junger Mann mit dem Sammeln von Grafiken begann, brachte seine Sammlungen 1989 in eine Stiftung ein. 1990/1991 wurde das ehemalige Wohnhaus seines Sohnes Otto G. und dessen Frau Hannelore zum Museum umgebaut. Heute beherbergt es das fast vollständige druckgrafische OEuvre Albrecht Dürers (1471–1523) und rund 800 mit Originalgrafiken versehene Druckschriften, vornehmlich des 15. und 16. Jahrhunderts, sowie eine Sammlung mit Erstausgaben deutscher Literatur von der Reformation bis zum Realismus.

Seit 2005 ist in einem eigenen Raum die Sammlung Dr. Hermann und Maria Morell mit 200 antiken Glasexponaten zu sehen. 2007 kam eine rund 1500 Blätter umfassende Sammlung Grafik der Gegenwart dazu, außerdem verwahrt das Museum die alten Drucke der Stadtbibliothek und der Sakristeibibliothek der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Johannis.

Bis Ende des Jahres gibt es die Sonderausstellung „ Albrecht Dürer – Die Kleine Passion“, die 1511 mit Texten von Benedictus Cheledonius als Buch erschien. Alle 36 Blätter dieser Folge werden in Separatabzügen vor dem Buchdruck ausgestellt und ermöglichen einen vollständigen Überblick über die Illustrationen. Laut Museumsleiter Georg Drescher handelt es sich um die umfangreichste Folge Dürers.

Ebenfalls bis Ende des Jahres ist Franz Anton Danreiters Stichfolge zum Garten des Salzburger Schlosses Hellbrunn zu sehen – eine „Wunderkammer der Gartenarchitektur“ und Gesamtkunstwerk manieristischer Prägung, so Drescher. Das Schloss wurde für den Salzburger Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems (1574–1619) errichtet und zeichnet sich durch seine weltweit am besten erhaltenen Wasserspiele und beweglichen Figuren aus. Danreiter hat die Neugestaltung der Anlage um 1735 dokumentiert.

Ein eigener Rückert-Raum

Ein Wunsch der Stadt war es, neben der Dauerausstellung mit wertvollen Zeugnissen der frühen Druckkunst auch einem der größten Söhne der Stadt, dem Dichter Friedrich Rückert, einen eigenen Raum im MOS zu widmen. Zu Rückerts 150. Todestag 2016 gab es die damals von Rudolf Kreutner mit entwickelte viel gelobte Ausstellung „Der Weltpoet“ in der Kunsthalle. Da das städtische Museum im Alten Gymnasium geschlossen ist, ist Rückert öffentlich nur bedingt präsent. Deswegen gibt es nun im MOS den Rückert-Raum mit 50 von Kreutner zusammengestellten Exponaten, basierend auf der großen Ausstellung.

In chronologischer Abfolge beschreitet die Ausstellung den Lebensweg des Dichters, von der Liebeslyrik über sein Wirken als Koran-Übersetzer, seine Italien-Reise, seine Tätigkeit als Hochschullehrer in Erlangen und Berlin, seine politischen Kommentare bis hin zu seinem Rückzug nach Neuses. Gezeigt werden die Rückert-Büste Carl Steinhäusers, (1813–1879) oder das von der Familie als „Schmiererei“ verschmähte Porträt Carl August Hohnbaums (1780–1855).

Veranstaltungen im September im Museum Otto Schäfer: Sonntag, 2. September, 15 Uhr, Führung mit Michael Bucher Sonntag, 16. September, 15 Uhr, Antikes Glas – Sammlung Morell, Führung mit Dr. Anja Gareiß Castritius Das Museum in der Judithstraße 16 ist von September bis Juli samstags von 14 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Im August sowie am 24., 25., 31. Dezember sowie am Faschingsdienstag ist geschlossen. Eintritt: 3 Euro, ermäßigt 2. Jeden 1. und 3. Sonntag im Monat gibt es um 15 Uhr Führungen. Für Gruppen oder Schulklassen sind Führungen nach Vereinbarung möglich. Infos: www.bibliothek-otto-schaefer.de oder Tel. (0 97 21) 38 70 97-0

Eine echte Perle: Das reich illustrierte Blockbuch vom Antichristen aus dem 15. Jahrhundert
Foto: Museum O. Schäfer | Eine echte Perle: Das reich illustrierte Blockbuch vom Antichristen aus dem 15. Jahrhundert
Wie Max und Moritz die Hühner stehlen, zu sehen in einer Erstausgabe von 1865
Foto: Oliver Schikora | Wie Max und Moritz die Hühner stehlen, zu sehen in einer Erstausgabe von 1865
Ein Blick in die weitläufigen Räume des Museums Otto Schäfer mit der derzeit zu sehenden Dürer-Sonderausstellung
Foto: Anders | Ein Blick in die weitläufigen Räume des Museums Otto Schäfer mit der derzeit zu sehenden Dürer-Sonderausstellung
Einem der größten Söhne der Stadt, Friedrich Rückert, ist im MOS ein eigener Raum gewidmet.
Foto: Anand Anders | Einem der größten Söhne der Stadt, Friedrich Rückert, ist im MOS ein eigener Raum gewidmet.
In der Judithstraße 16 liegt das Museum Otto Schäfer, für das das ehemalige Wohnhaus von Otto Schäfers Sohn, Otto G., umgebaut wurde.
Foto: Anders | In der Judithstraße 16 liegt das Museum Otto Schäfer, für das das ehemalige Wohnhaus von Otto Schäfers Sohn, Otto G., umgebaut wurde.
 
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