"Nicht, was ich angebunden, war was am schönsten blühte, sondern, was ich ließ ranken, nach seinen eigenen Gedanken": Dichter Friedrich Rückert hat der Gartenarbeit gleich mehrere Werke gewidmet und festgestellt, dass das Säen, Ackern, Jäten, Angießen und Ernten dem Thema Erziehung gar nicht mal so unähnlich ist. Die Friedrich-Rückert-Schule hat dazu passend einen eigenen Schulgarten ins Leben gerufen.
Dort gedeiht das junge Grün bereits im zweiten Jahr – nun gab es 1200 Euro Förderung durch die Oskar-Soldmann-Stiftung. Rektor Günther Leo Redolfi hat Vorstandsmitglied Werner Bonengel in den Garten eingeladen, um sich persönlich zu bedanken, ebenso bei allen weiteren Förderern und Mitarbeitern.
Eltern mit einbinden
Kinder verschiedener Klassen präsentierten das Projekt, das außerschulisch durch Angela Merz sowie durch Elke Scheuring als pädagogischer Fachkraft betreut wird. Neu hinzugekommen ist in den Pfingstferien ein Bienenvolk, um das sich Lehrerin Nicola Wehr kümmert, mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, Imkerkleidung inklusive.
Man wolle künftig verstärkt die Eltern mit einbinden, sagt Elke Scheuring, sobald die Inzidenzwerte dauerhaft sinken. Viele Kinder an der Schule haben Migrationshintergrund, so dass ihre Familien Samen und Pflanzen aus den unterschiedlichsten (Acker-)Kulturen beitragen könnten.
Erdbeerturm aus einem Serviettenständer
Im Garten hat sich schon jetzt einiges getan. Das Blumenbeet wurde neu angepflanzt, dort gedeiht nun ein Apfelbaum der Sorte "Ingrid Marie". Der Boden am Hauptgebäude der Schule wurde umgegraben, mit Kompost versetzt und bepflanzt, teilweise ökologisch, teilweise auch nach den Mondphasen.
Im Stammgarten wachsen Karotten, Knoblauch, Sellerie, Tomaten, Gurken, Auberginen, Zucchini, Zwiebeln, Fenchel, Dill, Petersilie, Radieschen, Kohlrabi, Mais, Kürbis und Erbsen in den Beeten oder "Urban Gardening"-Kisten. Auch die Kartoffeln sind auf Wachstumskurs.
Aus einem Serviettenständer entstand ein Erdbeerturm, als Gerüst für 42 Erdbeerpflanzen: Hier widmeten sich die Viertklässler dem vertikalen Gärtnern. Auch Erbsen und Kohlrabis waren der Renner, für den Lehrertee wurde auf Minze zurückgegriffen. Die Igel haben ein eigenes Versteck unter der Hecke. Ein Junge der zweiten Klasse brachte kleine Tomatenpflanzen von zuhause mit.
Eignet sich zum Deutschlernen
Andere Kinder kümmerten sich um die Sonnenblumenaufzucht während der Osterferien. Mit etwas Sahne im Glas und Kräutern aus dem Garten wurde Kräuterbutter geschüttelt. Der Gesang der Gartengrasmücke, das Summen der Holzbiene, ein Regenwurm, Engerling oder Grashüpfer in der Hand – auch das gehört zum Gartenerlebnis dazu, ebenso wie das Nachblättern im Naturführer oder das Binden von Blumensträußen.
"Übrigens eignet sich der Schulgarten wunderbar dafür, die deutsche Sprache zu erlernen": Das hat Angela Merz festgestellt, die sich im Rahmen der Lokalen Agenda der Stadt für Fair Trade und Nachhaltigkeit einsetzt. Auch sonst wird der Garten querbeet in den Unterricht eingebaut, von Heimat- und Sachkunde bis hin zum Mathematikunterricht, Stichwort Längenmäße. 2022 soll es den ersten Friedrich-Rückert-Honig geben.