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Schweinfurt
Wissenswerkstatt: Digitale Angebote auf dem Vormarsch
Seit Juli ist die Wissenswerkstatt wieder geöffnet. Wie hat sie die Corona-Zeit überstanden und wie geht es jetzt weiter?
Die Digitalisierung nimmt Fahrt auf in der Wissenswerkstatt: Der zwölfjährige Niklas bei einem Kurs mit einem CAD-Konstruktionsprogramm. Angeleitet wird er dabei von Trainer Markus Dietz (links), während Vorstandsvorsitzender Mario Lory den Design-Entwurf des Hauses begutachtet. An über 70 Wissenswerkstatt-Kursen hat der Junge teilgenommen und wie sein Papa will er später einmal Ingenieur bei Fresenius werden.
Foto: Stefan Pfister | Die Digitalisierung nimmt Fahrt auf in der Wissenswerkstatt: Der zwölfjährige Niklas bei einem Kurs mit einem CAD-Konstruktionsprogramm.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 08.10.2020 02:10 Uhr

Seit ihrer Gründung vor sieben Jahren hat die Wissenswerkstatt rund 8000 Kindern und Jugendlichen die Faszination der Technik-Welt vermittelt. Die kostenlosen Kurse waren immer gut gebucht, auch von vielen Schulklassen. Bis der Corona-Lockdown kam. Lange mussten die Räume im Friedrich-Rückert-Bau geschlossen bleiben. In der Zwischenzeit sind neue Konzepte entstanden, seit Juli dürfen wieder Präsenzkurse stattfinden.

Niklas, Felix und Halid sitzen vor drei Rechnern in der Wissenswerkstatt und blicken gebannt auf ihre Monitore. Die elf- und zwölfjährigen Jungs konstruieren einen Nachmittag lang ihr Wunschhaus. Unter Anleitung von Trainer Markus Dietz gestalten Sie mithilfe eines CAD-Programms dreidimensionale Entwürfe, die aussehen, als kämen sie direkt vom Architekten eines Planungsbüros.

"Es handelt sich dabei um ein professionelles Konstruktionsprogramm", sagt Geschäftsführer Daniel Thiel. Dank der Spende der Firma Solid-Line kann der Verein solche Kurse anbieten. Thiel wie auch der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins, Mario Lory, sind höchst erfreut darüber. Auch, weil die Wissenswerkstatt den Kindern damit nicht nur an Werkbänken erste Einblicke in die Welt der Technik geben kann, sondern auch digitale Angebote präsentiert. "Schließlich ist es unsere Mission, junge Menschen für Technik zu begeistern", betont Lory. Und die ist notwendiger denn je, denn die Bewerber in technischen Ausbildungsberufen werden weniger.

Rund 8000 Schüler haben seit der Eröffnung an insgesamt 650 Kursen teilgenommen. Von Jahr zu Jahr meldeten sich mehr an. Vom plötzlichen Lockdown wurde die Wissenswerkstatt jäh getroffen. Die Folgen waren einschneidend: Es gab keine Kurse mehr und die Mitarbeiter mussten eine Zeitlang in Kurzarbeit. "Wir mussten uns neu orientieren und flexibel agieren", spricht der Vorsitzende von einer völlig neuen Situation. Recht schnell wurden neue Konzepte entwickelt, darunter erstmals Online-Kurse.

Online-Kurse während des Lockdowns

Für den zwölfjährigen Niklas aus Sennfeld und viele andere war es ein "tolles Ersatzangebot". Die Wissenswerkstatt ist für ihn längst zu einem zweiten Zuhause geworden, das er vermisst hatte. Über die Videoplattform Zoom wurden die Kinder online unterrichtet, das benötigte Material kam, in Tüten verpackt, vorher per Post nach Hause. "Das hat alles recht gut geklappt und wurde gut angenommen", so Lory.

Mit vielen neuen Angeboten hat die Wissenswerkstatt im Juli ihre Türen wieder geöffnet: Mario Lory, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins, und Geschäftsführer Daniel Thiel (rechts) freuen sich unter anderem über zwei 3D-Drucker.
Foto: Stefan Pfister | Mit vielen neuen Angeboten hat die Wissenswerkstatt im Juli ihre Türen wieder geöffnet: Mario Lory, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins, und Geschäftsführer Daniel Thiel (rechts) freuen sich unter anderem über ...

Parallel wurde ein Hygienekonzept für den Re-Start in den Räumen erstellt. Im Juli durften die Türen endlich wieder geöffnet werden. Seitdem laufen die Kurse mit Abstand und weniger Teilnehmern ab. Vor den Räumen stehen Desinfektionsspender, die Laufwege sind mit Markierungen versehen. In jedem der drei Werkstatträume dürfen sich nur noch bis zu acht Kinder aufhalten. Überall muss eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden, nur am Platz darf sie abgenommen werden. Trotz aller Auflagen und Neuerungen ist die Freude groß über die Rückkehr zu den Präsenzkursen – sowohl bei den Verantwortlichen als auch bei den Kindern. Das wird beim Besuch deutlich.

Schulen kehren nur langsam zurück

Während die Kurse am Nachmittag wieder gut belegt sind, verhalten sich die Schulen noch zurückhaltend. Thiel und Lory hoffen auf eine steigende Nachfrage, nachdem langsam die ersten Schulen zurückkehren. Eine Schwierigkeit dabei: Für Klassen mit mehr als 24 Schülern reichen die Raum-Kapazitäten nicht aus. Als Lösung ist eine Teilung größerer Klassen vorstellbar, die dann an zwei Tagen kommen.

Die Wissenswerkstatt setzt künftig stärker auf Digitalisierung und digitale Angebote, zum Beispiel mit Programmier- und 3D-Kursen. Zwei 3D-Drucker wurden angeschafft, auf denen auch die am Computer konstruierten Häuser der drei Jungs eine reale Form annehmen. Die Modelle dürfen sie später mitnehmen. Thiel kann sich 3D-Trainings in Kooperation mit Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben vorstellen.

Viele neue Inhalte sind geplant, unter anderem ein Bewerbungstraining für Schüler. Ein Pilotprojekt im Vorjahr mit der ZF-Personalabteilung sei erfolgreich verlaufen. Schaeffler will sein "Versetzungsstelle"-Projekt fortsetzen. Lehrlinge können dabei zwei Wochen in der Wissenswerkstatt mitarbeiten und dabei lernen, Kinder anzuleiten.

Die Wissenswerkstatt wird voraussichtlich bis zum Jahr 2025 in das ehemalige Stabsgebäude 206 am Ehrenhof in der Ledward-Kaserne umziehen. Man stehe diesbezüglich in engem Kontakt mit der Stadt Schweinfurt, berichtet Vereinsvorsitzender Mario Lory.
Foto: Stefan Pfister | Die Wissenswerkstatt wird voraussichtlich bis zum Jahr 2025 in das ehemalige Stabsgebäude 206 am Ehrenhof in der Ledward-Kaserne umziehen.

Als gemeinnütziger Verein wird die Wissenswerkstatt von acht Mitgliedern getragen, dennoch sind Spenden immer willkommen. Mit einem neuen Partner-Projekt (Silber-, Gold- und Platin-Sponsoren, ab 1000 Euro pro Jahr) hofft man, weitere Unterstützter, speziell Firmen, zu gewinnen, um sich breiter aufzustellen.

Umzug nach Ledward bis 2025

Und wie konkret sind mittlerweile die Umzugspläne der Wissenswerkstatt aus dem Rückert-Bau auf das Ledward-Areal? Als neue Heimat ist laut Lory das frühere Stabsgebäude 206 am Ehrenhof vorgesehen. Eine Besichtigung mit dem städtischen Wirtschaftsförderungsamt hat es bereits gegeben. Ideal ist für ihn die unmittelbare Nähe zur Hochschule FHWS, mit der schon einige Projekte gemeinsam realisiert wurden; weitere sollen folgen. Mit dem Auszug rechnet er bis spätestens 2025.

Während bis dahin noch wichtige Fragen zu klären sind, wissen Niklas, Felix und Halid aus dem CAD-Kurs schon längst, was sie später einmal werden möchten: "Ingenieur", sagen alle drei übereinstimmend. Das freut die Macher der Wissenswerkstatt. Wenn es eine solche Quote immer gäbe, meinen sie, "wäre unsere Mission mehr als erfüllt".

Stichwort: Wissenswerkstatt

Die Wissenswerkstatt Schweinfurt e.V. ist eine Einrichtung, in der Kinder und Jugendliche von 8 bis 18 Jahren Technik anschaulich und spielerisch erleben können. Alle Kurse sind kostenlos und zudem altersgerecht aufgebaut, um gezielt auf die Fähigkeiten und Interessen der jungen Tüftler einzugehen. Die Teilnehmer werden von pädagogisch geschulten Mitarbeitern in den vollausgestatten Werkstätten im Friedrich-Rückert-Bau angeleitet. Das gemeinschaftliche Projekt ging im Oktober 2013 an den Start, mit dem Ziel, langfristig den Bedarf an qualifiziertem technischem Nachwuchs für die Industrie-Region zu decken. Mitglieder des Trägervereins sind die Großbetriebe Fresenius Medical Care, Schaeffler, SKF und ZF, sowie die Stadt Schweinfurt, die IHK, der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie in Bayern (bayme vbm). Internet: www.wiwe-sw.de   (spf)
 
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