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Schweinfurt
Wirtschaftsmacht Handwerk trifft auf "hungrigen Arbeitsmarkt" und eine "besondere Wettbewerbssituation"
Hinaus in die Welt des Handwerks: Mehr als hundert junge Nachwuchskräfte erhielten in der Stadthalle ihr Zeugnis.
Foto: Uwe Eichler | Hinaus in die Welt des Handwerks: Mehr als hundert junge Nachwuchskräfte erhielten in der Stadthalle ihr Zeugnis.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 23.03.2023 02:56 Uhr

Die "Generation Corona" wirkt auffallend ruhig und gelassen, trotz aufgewühlter Zeiten, mit Preissteigerungen und Lieferengpässen. 110 Junghandwerkerinnen und Junghandwerker nehmen ihre Zeugnisse entgegen, in einer Feierstunde der Kreishandwerkerschaft. Die Azubis hatten eindeutig mit erschwerten Lernbedingungen zu kämpfen, dafür weniger mit Hektik, während der Lockdownjahre.

"Sie haben sich dem realen Leben gestellt": Kreishandwerksmeisterin Margit Rosentritt würdigt den "persönlichen Reifeprozess" der ehemaligen Auszubildenden, bei der zweiten Freisprechung nach der Pandemie. Bei frühlingshaften Temperaturen wird der erfolgreiche Schritt ins Berufsleben gefeiert, in einer gut besuchten Stadthalle. Übernahmesorgen plagen den Nachwuchs inmitten der viel beschworenen Zeitenwende im Bereich Energietechnik oder Digitalisierung kaum.

"Gott schütze das ehrbare Handwerk"

Der Anspruch, "Zukunftsgestalter" und "Wirtschaftsmacht von nebenan" zu sein, den Rosentritt für das Handwerk erneuert, versteht sich da nicht nur als Imagewerbung. Die Laudatorin verweist auf weitreichende Pläne der Politik, für deren Umsetzung es wie eh und je handwerkliches Können brauche. Aber auch die Tradition wird in Schweinfurt hochgehalten. Dazu zählen die Freisprechungsworte, für die sich die Gesellen und Gesellinnen in der Halle erheben und einen zünftigen Schal umlegen: "Gott schütze das ehrbare Handwerk".

Im Rampenlicht der Freisprechungsfeier (von links): Jürgen Weth, stellvertretender Kreishandwerksmeister, die Innungssieger Fabian Müller und Lukas Schlereth, Kreishandwerksmeisterin Margit Rosentritt, Innungsbester Elias Klement sowie Landrat Florian Töpper und Oberbürgermeister Sebastian Remelé.
Foto: Uwe Eichler | Im Rampenlicht der Freisprechungsfeier (von links): Jürgen Weth, stellvertretender Kreishandwerksmeister, die Innungssieger Fabian Müller und Lukas Schlereth, Kreishandwerksmeisterin Margit Rosentritt, Innungsbester ...

Nach den beswingten Takten der Unic!-BigBand der Musikschule Schweinfurt, unter Leitung von Klaus Hammer, hat Jürgen Weth als stellvertretender Kreishandwerksmeister die Begrüßung der Ehrengäste übernommen. Die Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen sind als Vertreter des "dualen Systems" ebenso prominent vertreten wie Kreis- und Stadtrat, die Sponsoren aus der freien Wirtschaft, die Agentur für Arbeit, Handwerkskammer und IHK. Mit Gerhard Eck schaut ein bayerischer Innenstaatssekretär a.D. vorbei.

Schulen sollen nicht weniger schön aussehen als Banken

Beim Handwerk gehe es schlicht um die Zukunft der Region, stellt Florian Töpper fest, der das gemeinsame Grußwort der Politik übernimmt, im Einklang mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Der Landrat sieht einen "hungrigen Arbeitsmarkt" und eine "besondere Wettbewerbssituation" mit der Schweinfurter Großindustrie. Schulen sollten dabei nicht weniger schön aussehen als Banken oder Sparkassen, konstatiert Töpper, und verweist auf hohe Millioneninvestitionen ins Berufsschulzentrum Alfons Goppel. Den Vertreter der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge im Saal bittet der Kreischef nonchalant, das bitte nicht persönlich zu verstehen.

Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken, ist erstaunt, die Stadthalle einmal nicht im Faschingslook zu sehen. Keine benachteiligte, sondern eine "geläuterte Generation" habe nun ihre Ausbildung abgeschlossen, nach den Härten der Coronazeit, lobt Paul: "Herzlich willkommen in der Handwerkerfamilie!" Gerade erst habe der "Zukunftskongress Handwerk" stattgefunden, als Premiere in München.

Erinnerung an Gesellenvater Adolph Kolping

Paul erinnert zugleich an Gesellenvater Adolph Kolping, Sozialreformer aus dem 19. Jahrhundert. Das Schweinfurter Kolpinghaus sei 1926 noch auf dem Acker erbaut worden, vorausschauend in die Zukunft. "Wir wollen frische, fröhliche junge Leute, die noch den Mut der Hoffnung in sich tragen, aus sich etwas zu machen in der Welt", habe der Begründer des Kolpingwerks gefordert.

Hinaus in die Welt (oder dem Lehrbetrieb treu bleiben) dürfen nun 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Innung für Elektro- und Informationstechnik, mit der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik. 49 Lehrlinge traten bei der Innung für Land- und Baumaschinentechnik Unterfranken an, in der jungen Sparte "Land- und Baumaschinenmechatronik". Elf Namen stehen auf der Freisprechungsliste der Metallinnung Schweinfurt-Haßberge, in der Fachrichtung Konstruktionstechnik.

Außer Pflichterfüllung wird auch noch die "Kür" geehrt. Innungssieger bei den Elektronikern ist Lukas Schlereth, der bei der Scheba Elektromaschinenbau Schweinfurt gelernt hat. Elias Klement darf sich Innungsbester der Land- und Baumschinen-Mechatroniker nennen, mit Ausbildung bei der Nicklas Landtechnik Hofheim. Bester Nachwuchs-Konstruktionstechniker und Innungssieger der Metallbauer ist Fabian Müller, von der Bedachung Gernert in Röthlein.

 
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