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Dittelbrunn
"Wir Taucher sitzen auf dem Trockenen"
Der Tauchclub Hippocampus schwingt seine Flossen demnächst im Familienbad Sennfeld ( von links): Bürgermeister Oliver Schulze begrüßte dort den Vorsitzenden Martin Hofgesang und dessen Stellvertreter Dirk Sellmann.
Foto: Michael Neu | Der Tauchclub Hippocampus schwingt seine Flossen demnächst im Familienbad Sennfeld ( von links): Bürgermeister Oliver Schulze begrüßte dort den Vorsitzenden Martin Hofgesang und dessen Stellvertreter Dirk Sellmann.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 06.03.2021 02:14 Uhr

Die Puste wird gerade ein bisschen knapp, in der Welt der Preßluftflaschen: Der Freizeitsport "Tauchen" leidet ebenfalls unter der Coronakrise. Schon der Gedanke an hochansteckende Lungenkrankheiten, mit möglichen Langzeitschäden, lässt Hobbyfroschmännern und -frauen den Atem stocken – die öfters auf gut gefüllten Booten unterwegs und auch sonst gesellig sind. "Malediven? Thailand?" Dirk Sellmann winkt ab, wenn es um die internationalen Reiseziele für Freunde bunter Korallenriffe geht: "Auch in Österreich ist alles zu." Nur langsam zeichnen sich in der Reisebranche Lockerungen ab. Sellmann ist Zweiter Vorsitzender des "Tauchclubs Hippocampus", der ein besonderes Problem hat: 2020 hat der Hambacher Verein auch noch seinen heimischen Tauchgrund verloren, durch die Schließung des Hallenbads in Dittelbrunn.

Coronabedingt musste dort im letzten Frühjahr das Wasser abgedreht werden, wie anderswo auch. Allerdings gilt der Gebäudekomplex aus den 70er Jahren, mit Turnhalle und Sauna, schon seit längerem als millionenschwerer Sanierungsfall. Kurz vor dem Lockdown war im Gemeinderat die dauerhafte Schließung gefordert worden. Die Vertreter mehrerer Gruppen, Schulen und Vereine, die das Bad nutzen, waren von dieser Entwicklung wenig begeistert. Die Wasserwacht kam sogar mit Rettungsboot auf dem Anhänger vorgefahren, ans Rathaus. Auch der Tauchclub im Zeichen des "Kurzschnäuzigen Seepferdchens", alias "Hippocampus", hat am Tannigweg lange Jahre seine Übungsstunden abgehalten. Angedacht war eine "Unterwasserdemo" im Becken, mit laminierten Plakaten. Wenig später wurden die bayerischen Schwimmbäder ohnehin dichtgemacht. Die Wasserwacht Maßbach steht als Mitnutzer derzeit komplett ohne (gut erreichbare) Trainingsstätte da, nachdem sie bereits 2010 aus dem Münnerstädter Hallenbad hatte weichen müssen.

Sanierung zeichnet sich nun doch ab

Mittlerweile zeichnet sich ab, dass das Schwimmbad in Dittelbrunn erhalten werden soll: trotz schwer auslotbarer Untiefen bei den Kosten und Förderungen. Selbst nach einer Aufhebung des Corona-Lockdowns muss mit einer erneuten Schließung infolge der Sanierung gerechnet werden. Zumindest sei das dem Tauchlub so vermittelt worden, sagt Sellmann. Im September habe der Verein eine E-Mail von der Gemeinde bekommen, "dass wir doch bitte alles, was wir im Schwimmbad  gelagert haben, abholen sollen." Mittlerweile gab es Voruntersuchungen am Gebäude. "Deswegen haben wir uns nach einer Lösung für uns als Verein umgeschaut, mit dem Ergebnis, Sennfeld nimmt uns auf und wir bekommen dort Trainingszeit im Familienbad." In der Jahreshauptversammlung wurde der Wechsel  und der Umzug ab Januar beschlossen: Die Flossenträger firmieren nun als "Tauchclub Hippocampus Sennfeld", auch im Internet (www.tauchclub-hippocampus.de). Am Donnerstag von 20 bis 21 Uhr soll das wöchentliche Training stattfinden, sobald das Sennfelder Hallenbad wieder auftaucht, aus dem Quarantäne-Modus.

Gegründet worden ist der Club 1983, durch eine Handvoll Enthusiasten in "Hamich", die, damals noch mit Gummipelle und Tarierkragen, kein Schneetreiben überm Baggersee gescheut haben. Das Dittelbrunner Hallenbad war von Anfang an "Heimathafen". Mittlerweile gibt es 56 Mitglieder, rund um den Vorsitzenden Martin Hofgesang, mit einem harten Kern von 15 bis 20 Aktiven. Zu den regelmäßigen Highlights zählen Ausflüge zu Tauchseen, wie dem Sundhäuser See oder "Thüringer Meer", Urlaubsreisen, das Dreikönigsschwimmen in Ebermannstadt oder Besuche in der Würzburger Druckkammer, für Einblicke in die Welt der Tauchphysik. Vor allem die Kinder- und Jugendausbildung wird großgeschrieben. Der Verein ist Mitglied im "Verband Deutscher Sporttaucher" (VDST), sowie im BLTV, als bayerischem Ableger, bietet Versicherungsschutz im Ausland und die Möglichkeit, Ausrüstung zu leihen.

Nachwuchsarbeit leidet unter der Pandemie

Die Nachwuchsarbeit stagniere derzeit, sagt Sellmann. Um sich nicht völlig aus den Augen zu verlieren, gebe es virtuelle Meetings, sagt der Mitarbeiter der Kreisdeponie (der selbst durch die Bergrheinfelder Taucher-Urgesteine Gabi und Walter Knorr fit gemacht worden ist, für Exkursionen in Neptuns Element). Es helfe alles nichts: "Wir Taucher sitzen gerade auf dem Trockenen". Wenigstens hätten die Meere jetzt ein wenig Gelegenheit, sich zu erholen. Bleiben noch die Gewässer in der Region. Im Herbst wird der lokalen Taucherszene selbst da das Wasser abgelassen. Dann soll der Ellertshäuser See trocken gelegt, entschlammt und langsam neu aufgefüllt werden.

 
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