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OBERWERRN
„Wir leben in einem Hotspot des Klimawandels“
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 01.12.2016 03:38 Uhr

Mit Donald Trump steuert gerade ein Skeptiker der Erderwärmung die Schaltzentrale im Weißen Haus an. Auf der Weltklimakonferenz in Marrakesch war Schweinfurt mit der Abgeordneten Anja Weisgerber zumindest prominent vertreten. Die „Energie-Genossenschaft Oberes Werntal EOW“ hat wiederum einen politischen Rückschlag hinnehmen müssen, bei der Planung von Großwindrädern auf der Maibacher Höhe.

Vielleicht lag es an manch aktuellen Bezügen, dass das Pfarrheim Oberwerrn gut gefüllt war, beim Vortragsabend auf Einladung von EOW und Pfarrgemeinde. Immerhin setzt sich Papst Franziskus mit der Enzyklika „Laudato si“ für weltweiten Umwelt- und Klimaschutz ein, sinnigerweise inspiriert vom „Sonnengesang“ des Hl. Franz von Assisi.

Es wird heißer: 2016 gilt wieder mal als wärmstes Jahr seit Beginn der Wettermessungen. Der jüngste Zuhörer, ein vier Wochen alter Säugling, könnte also schon in einem sonnendurchglühten Unterfranken leben. Die „Glaubensfrage“ dreht sich nun darum, wer verantwortlich ist, Mensch oder Natur.

Für Professor Heiko Paeth, Klimaforscher der Universität Würzburg, geht es um ein „mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit“ menschengemachtes Problem. Wer heute noch auf die restlichen fünf Prozent setze, pokere, mit Blick auf die dramatischen Auswirkungen, sehr hoch. An die 90 Besucher hörten die Mahnung, darunter der Bürgermeister von Wasserlosen sowie die Vizebürgermeister von Dittelbrunn und Niederwerrn.

Geologe Paeth verweist auf das „Hockeyschläger-Diagramm“, den drastischen Anstieg der globalen „Fieberkurve“ seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, nach einem relativ ausgeglichenen Verlauf seit dem Jahr 1000. Ab etwa 1880 gibt es akkurate Wettermessungen, davor ist man auf „Stellvertreter-Daten“ angewiesen, die sich aus Sedimenten, Pollen, Eisbohrkernen oder Baumringen entschlüsseln lassen.

Schon immer Schwankungen

Mit den Rauchschwaden der Industriellen Revolution, der Bevölkerungszahl und den Treibhausgasen schwirren die Temperaturen nach oben. CO2 aus fossilen Brennstoffen verbleibt lange in der Atmosphäre und heizt Erde sowie Ozeane auf. Paeth gibt zu, dass Klima ein komplexes System ist und es schon früher Schwankungen gab, etwa die „Kleine Eiszeit“ seit Ende des Mittelalters, oder den CO2-Höchststand vor 65 Millionen Jahren. Gerade die präzise Beschäftigung mit der Vergangenheit erlaube aber eine Prognose für die Zukunft: „Was wir jetzt erleben, geht unglaublich schnell. Schneller, als man es bei einer natürlichen Änderung erwarten würde.“ Das liege auch daran, dass sich Schwellenländer wie die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) rasanter entwickeln als gedacht.

0,9 Grad Erderwärmung habe man bereits verzeichnet. Rechenmodelle schwanken zwischen durchschnittlichen weiteren 1,1 Grad und 6,4 Grad, die im Lauf des Jahrhunderts aufaddiert werden müssten. Das Ziel der Pariser Klimaschutzkonferenz 2015 ist nun eine Begrenzung auf maximal zwei Grad Anstieg: Dieser Denkansatz basiert darauf, dass bei Temperaturen darüber der Grönlandeisschild komplett abschmelzen würde, mit fast acht Meter Anstieg des Meeresspiegels: „Das spült uns ein paar Holländer ins Land“, flachst der Experte.

Heißzeit für Unterfranken

Unterfranken und das Maintal wären vollumfänglich von der Heißzeit betroffen, durch Luftbewegungen und Fehlen des sonnenreflektierenden Alpen-Schnees: „Nicht die Sahelzone, nicht Polynesien, wir leben in einem Hotspot des Klimawandels.“ Im 21. Jahrhundert werden, so die Erwartung, die Schweinfurter Sommer heißer werden und trockener, mit bis zu fünf Grad Temperaturanstieg und einem Drittel weniger Niederschlag. Was in den ähnlich erwärmten Wintern durch mehr Niederschläge etwas ausgeglichen werden könnte. Bei Starkregen sind sich die Modelle uneins: „Da ist sehr viel Rauschen drin.“

Beach Party-Atmosphäre am Main wird nicht prophezeit. „Wir sind in Franken schon immer in einem Trockengebiet“, sagt der Geologe. Moderate Berechnungen gehen von jährlich 52 Hitzetagen in der Region aus, deutlich mehr als im Megasommer 2003: „Es könnten ab 2060 sogar 150 Tropentage sein.“

Um gegenzusteuern, müssten, ob der langen Bremswege des Klimas, die Emissionen in zehn Jahren um 36 Prozent gedrückt werden. Derzeit sieht es nach einem weiteren Plus von 23 Prozent aus. „Das Parisabkommen ist das Papier nicht wert, auf dem es steht“, warnt Paeth, angesichts fehlender Zeitpläne, Sanktionen, Maßnahmenkataloge. Der Experte befürchtet indirekte Folgen, wie Kriege um rare Ressourcen, mehr Massenmigration aus Afrika, neue Krankheiten.

Europäer bremsen Klimaschutz aus

EOW-Vizevorsitzender Gunter Häckner wirft im zweiten Vortrag gerade den Europäern vor, den Klimaschutz auszubremsen. Die Investitionen in alternative Energien seien in Deutschland wieder massiv eingebrochen, während die USA, China, Afrika oder Südamerika hohe Wachstumsraten auf diesem Gebiet verzeichneten. Dies, obwohl das EEG mal von Deutschland seinen Ausgang genommen hat, initiiert vom ehemaligen Schweinfurter Lehrer und Ex-MdB der Grünen, Hans-Josef Fell, zusammen mit Hermann Scheer (SPD).

Für Häckner weltweit eines der wichtigsten Gesetze.

„Enkeltaugliche“ Politik gefordert

Glaubt man den Kritikern, zählt im eigenen Land der Profit mehr als der Prophet: „Die Wirtschaft denkt in Quartalszahlen“, klagt Paeth. Beide fordern Umdenken und Verringerung der persönlichen Treibhausgasbilanz: durch alternative, dezentrale Strom- und Wärmeversorgung, Dämmung und neue E-Mobilität, Unterstützung jeder „enkeltauglichen Politik“, Einschränkung von Flugreisen ebenso wie des Fleischkonsums. „Wir brauchen einen Mix aus Wind und Sonne“, fordert Häckner, was bedeute, sich künftig über den Anblick von Windrädern zu freuen.

Der „Wink mit dem Hockeyschläger“ kommt an, in der Debatte wird aber auch Skepsis laut, ob sich globale Strukturen mit Appellen allein ändern lassen. Eine gute Nachricht hat Paeth dann doch: Die Abschwächung des wärmenden Golfstroms sei schon berücksichtigt, eine Blitzeiszeit a la Emmerichs „The day after tomorrow“ wäre geophysikalisch unmöglich.

 
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    Ab 2017 steigt Ökostrom-Umlage um 8,3 Prozent auf 6,88 Cent pro Kolowattstunde...
    Ferner zahlt der "kleine" Stromkunde für Atomstromeinfuhr aus dem Ausland.
    Die Ökostrom-Abgabe wird seit 2016 für China gezahlt.
    Ferner wird für drehende oder nicht drehende Windräder gezahlt (Ausgleichszahlung).

    Alles in allem sehr qualitätsmäßig durchdacht; Nur für wen?

    Aber die Rentenerhöhung mit 2 % "schafft" das.
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  • poststelle@alf-wu.bayern.de
    Wenn sie sich denn drehen würden. Gestern bin ich an dreißig von diesen Anlagen vorbei gefahren und nix hat sich gedreht. Die Sonne ging unter, die Photovoltaik-Anlagen machten Feierabend und ich fragte mich wo wohl gerade der Strom für den ICE herkommt, der neben der Straße vorbei donnerte.....
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  • poststelle@alf-wu.bayern.de
    Das Klima in Mitteleuropa war seit 1000 alles andere als "stabil". mittelalterliches Klimaoptimum wurde abgelöst von einer "Kleinen Eiszeit", ganz ohne Dampfmaschinen und Autos. Jetzt wird es wieder wärmer und keiner weiß warum, aber manche behaupten es zu wissen. Die nächste Eiszeit kommt bestimmt🤓
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