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SCHWEINFURT
„Wir hatten wahnsinniges Glück“
Eine glückliche Familie, auch dank „Bunter Kreis”: Marcel und Sabine Schodorf mit den Zwillingen Kalle und Ole sowie Töchterchen Mia
Foto: Elke Tober-Vogt | Eine glückliche Familie, auch dank „Bunter Kreis”: Marcel und Sabine Schodorf mit den Zwillingen Kalle und Ole sowie Töchterchen Mia
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:35 Uhr

Kalle und Ole haben es geschafft: Die Zwillinge von Sabine und Marcel Schodorf kamen im Mai 2017 ganze 15 Wochen zu früh auf die Welt. Heute ist die glückliche Familie, zu der auch die dreijährige Mia gehört, eine von 23, die seit Gründung des Programms „Der bunte Kreis“ an der Kinderklinik des Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt im vergangenen Juli umfassend betreut werden konnten.

Zur Präsentation dieses sozialmedizinischen Nachsorgeprogramms konnte der Geschäftsführer des Leopoldina-Krankenhauses, Adrian Schmuker, zahlreiche Gäste begrüßen. Ziel aller Bemühungen, ob in der Perinatalmedizin oder der Frühgeborenenbetreuung, so Schmuker, seien stets Qualitätsförderung und Verbesserung von Behandlungsergebnissen.

Umfassende Betreuung

In diesem Sinne kooperiert die Schweinfurter Klinik heute als multifunktionales Perinatalzentrum mit Bamberg, Coburg und Bayreuth. Ergänzend zur medizinischen Versorgung müsse man auch die Betreuung aller durch Krankheit, Unfall, Behinderung oder Frühgeburt betroffenen Familien verbessern. Ein gelungenes Modell sei der „Bunte Kreis“.

Dr. Johannes Herrmann, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche, stellte seine Einrichtung vor, in der heute 120 Mitarbeiter aus unterschiedlichsten Berufsrichtungen tätig sind. „Unser Team lebt die Nachsorge“, so Herrmann, gelte es doch 300 bis 400 früh oder mit schweren medizinischen Komplexen und Problemen geborenen Kindern pro Jahr den Start ins Leben zu ermöglichen.

Die Präsentation des Modells „Bunter Kreis“ übernahm Andreas Podeswik, Geschäftsführer Bunter Kreis Nachsorge Augsburg und 1. Vorstand des Bundesverbands Bunter Kreis. Durch ganzheitliche und flächendeckende Hilfe wolle man erreichen, dass betroffenen Familien „das Leben gelingt“, so der Diplompsychologe.

Ein interdisziplinäres und familienorientiertes Netzwerk wie der Bunte Kreis fängt Eltern auf, die nach teilweise langen Klinikaufenthalten mit dem Kind zuhause auf sich allein gestellt und mit der Situation überfordert sind: Viele fallen in ein „Versorgungsloch“, gilt es doch nun sich um Medikation, Monitor- und Alarmüberwachung, Therapien und vieles mehr zu kümmern. Dazu finden sich manche in unserem unübersichtlichen Sozial- und Gesundheitssystem schwer zurecht oder es gibt vor Ort speziell benötigte Therapieangebote nicht.

Auch die Familienverhältnisse können mitunter gestört oder nicht ideal für eine gedeihliche Entwicklung sein, und manchmal scheitern alle Bemühungen schlicht am Geld oder an der der Sprache. Kinderkrankenschwestern, Kinderärzte, Psychologen, Sozialpädagogen, Seelsorger, Ernährungsberater: Viele sind im Team, entwickeln Versorgungs- und, Krisenpläne sowie Entlassmanagement, gehen direkt mit in die Familien, helfen, beraten und wickeln im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“ Administratives ab. Die Eltern von Kindern nicht nur mit Mukoviszidose, Krebs, Herzerkrankungen, Diabetes oder Epilepsie werden so angeleitet, gestärkt, natürlich auch die Kinder, Ängste werden abgebaut.

Hiobsbotschaften, aber dann doch großes Glück

Auch Familie Schodorf war angesichts der auf die frühe Geburt von Ole und Kalle folgenden Hiobsbotschaften überfordert, so Mutter Sabine in ihrem von vielen Fotos begleiteten Vortrag: Hirnblutungen, Darmperforation, nicht funktionsfähige Organsysteme und vieles mehr galt es zu überwinden. Im Krankenhaus spricht man den Eltern Mut zu, hebt winzigste Erfolge wie eine gut durchstandene Nacht hervor, motiviert und stärkt. Dann droht Ole aufgrund Sauerstoffmangels zu sterben. Schnell wird die Taufe organisiert, alle fühlen sich danach etwas besser. Bei Kalle wird eine Notoperation nötig, es gibt multiple Komplikationen. Doch die Kinder machen Fortschritte, und nach Monaten in der Klinik finden sich alle zuhause wieder. „Achten Sie nicht auf die Monitore, sondern auf die Kinder“, hat man den Eltern mitgegeben. Es kommen Rückschläge und Komplikationen, weitere OPs folgen. Der Bunte Kreis entlastet die Familie, übernimmt Organisatorisches, erledigt Telefonate und Anträge.

„Wir hatten wahnsinniges Glück“, sagt eine dankbare Sabine Schodorf heute, denn es geht allen inzwischen gut. Und während die Teilnehmer der Präsentation dem Imbiss zustreben, werden bei Schodorfs die Fläschchen gereicht: Ein Zwilling gluckst erfreut. „Hallo Kalle!“ ruft eine vorbeigehende Schwester. Nein, sagt Papa Marcel grinsend, das war Ole.

Eine Anschubfinanzierung in Höhe von 20 000 Euro für den „Bunten Kreis” überreichten Stefan Stapf (rechts) und Horst Masuch (links) vom Förderverein Leopoldina-Krankenhaus an Dr. Johannes Herrmann.
Foto: Elke Tober-Vogt | Eine Anschubfinanzierung in Höhe von 20 000 Euro für den „Bunten Kreis” überreichten Stefan Stapf (rechts) und Horst Masuch (links) vom Förderverein Leopoldina-Krankenhaus an Dr. Johannes Herrmann.
Hans-Martin Lode, Ärztlicher Leiter Nachsorge, stellte das Team vom „Bunten Kreis” vor: (v.l.) Krankenschwester und pädiatrische Intensivpflegerin Stina Radler (Koordinatorin), Diplompsychologin und Psychotherapeutin Alexandra Magiera, Diplomsozialpädagogin und psychosoziale Betreuerin Birgit Hahn, die Kinderkrankenschwestern Daniela Martin, Katrin Schindlmeier und Carmen Neubauer, Gründungskoordinatorin Sonja Kneuer.
Foto: Elke Tober-Vogt | Hans-Martin Lode, Ärztlicher Leiter Nachsorge, stellte das Team vom „Bunten Kreis” vor: (v.l.) Krankenschwester und pädiatrische Intensivpflegerin Stina Radler (Koordinatorin), Diplompsychologin und ...
 
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