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WIPFELD
Wipfeld und der Wein
Kultur und Genuss: Sommertour von Landrat Florian Töpper führt mit dem Zehntgrafen in die Wipfelder Weinberge.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:43 Uhr

Es darf genascht werden. Das lassen sich die Besucher in den Wipfelder Weinbergen nicht zweimal sagen. „Mhm, die schmecken aber süß“, ist das Urteil über die Trauben der Rebsorte Traminer, während der Wipfelder Zehntgraf Albert Kestler in traditionellem Gewand über den Weinanbau vor Ort erzählt.

Mehrere Dutzend Gäste sind der diesjährigen Einladung zur Sommertour des Landrats Florian Töpper gefolgt. Manche, um ihr Wissen rund um den Wein zu erweitern, andere um ungezwungen mit dem Landrat und auch Wipfelds Bürgermeister Tobias Blesch ins Gespräch zu kommen.

Gut 85 Hektar Rebfläche werden in der renommierten Lage „Wipfelder Zehntgraf“ von zahlreichen Haupt- und Nebenerwerbswinzern gehegt und gepflegt. Auf den tiefgründigen Muschelkalkböden gedeihen typische fränkische Weißweinsorten wie Silvaner, Müller-Thurgau, Bacchus, Grauer Burgunder, Traminer und Kerner, erklärt Kestler. Aber auch die Rotweinsorten Domina und Spätburgunder werden hier angebaut.


Auch Internationale Preise abgesahnt

Berühmt sei der Wipfelder Wein vor allem für seinen Grauen Burgunder und den Fränkischen Traminer. „Durch die Südlage unserer Hänge herrscht hier das optimale Klima für diese hochwertigen Sorten“, so der Zehntgraf, der auch Dozent für Wein- und Genusskultur ist und als Gästeführer für den Verein „Weinerlebnis Franken“ arbeitet. Zehn bis 15 Prozent des fränkischen Grauburgunders stammen aus Wipfeld, beim Traminer seien es etwa zehn Prozent, weiß Kestler. „Dafür haben wir auch nationale und internationale Preise abgesahnt“, zeigt er sich stolz.


Die Gäste sind beeindruckt, naschen weiter und dürfen mit dem Oechsle-Messgerät auch mal selbst die Qualität der Trauben testen. Denn Grad Oechsle ist eine Maßeinheit für den Zuckergehalt des Traubenmostes, das Mostgewicht. „Dies ist ein wichtiges Qualitätskriterium“, erklärt der Zehntgraf. 95 Grad Oechsle misst die ausgewählte Traminer-Traube: „Das ist sehr gut. Für die Durchschnittsberechnung braucht man allerdings etwa 50 Trauben des Rebstocks. Dann wird das Mostgewicht mit Sicherheit geringer ausfallen.“

Zuviel Regen könnte schaden

Die Besucher aus dem Landkreis sind neugierig, stellen Fragen und erfahren mehr über Bewässerungssysteme, Kriterien für Bioanbau oder Schädlinge der Reben. Dieses Jahr seien nicht die Wespen das Problem, sondern Mäuse. Auch die Kirschessigfliege stelle eine Gefahr dar, erklärt Kestler.

Ob es durch den heißen Sommer einen besonderen Jahrgang gibt, möchte eine Frau wissen. „Noch kann man nicht genau sagen, wohin die Reise geht“, sagt Kestler. Durch die Trockenheit seien die Beeren porös geworden. „Da besteht die Gefahr, dass sie durch zu viel Regen aufplatzen und sich Fäulniserreger einnisten.“ Im Notfall müsste also früher gelesen werden, auch wenn dadurch Qualität eingebüßt werde: „Die gesunden Trauben zu retten hat in dem Fall Priorität gegenüber den Oechsle-Graden.“

Auch den Irrtum der Schreibweise des „Zehntgrafen“ klärt der 68-Jährige auf. Die nämlich geht auf den Namen Zehntlein (vergleiche Zehntkeller oder Zehntscheune) zurück und hat mit dem Landesherren und Inhaber der Gerichtsbarkeit, dem „Zentgrafen“, nichts zu tun. Da die Lage „Wipfelder Zehntgraf“ inzwischen aber für eine besondere Weinqualität im Glas spricht, war für einen Kommentator der Kommission für bayerische Landesgeschichte wohl ausschlaggebend, dass „dem Weintrinker der Inhalt wichtiger ist“.

Mit den Politikern ins Gespräch kommen

Landrat Töpper freut sich über das große Interesse am Zehntgrafen-Weinweg: „Mir liegt es am Herzen, den Besuchern unsere Weinberge vorzustellen.“ Denn: Mit rund 550 Hektar Anbaufläche ist der Landkreis Schweinfurt der drittgrößte Weinlandkreis in Franken. Das wissen auch Anita und Josef Ortner aus Unterspiesheim zu schätzen und naschen hier und da ein paar der saftigen Trauben. Im vergangenen Jahr waren sie bei der Sommertour im Steigerwald dabei, heuer fanden sie das Thema Wein einladend. Zudem habe man die Möglichkeit mit den Politikern ins Gespräch zu kommen, so Ortner

Ausklingen lassen die Besucher den Nachmittag in der Weinlaube mit Kaffee und Kuchen und – wie es sich gehört – mit einem guten Tropfen. Weinerlebnis Franken pur.

Das Interesse an der diesjährigen Sommertour des Landrats Florian Töpper war groß.
| Das Interesse an der diesjährigen Sommertour des Landrats Florian Töpper war groß.
Landrat Florian Töpper misst den Oechsle-Grad einer Traube.
| Landrat Florian Töpper misst den Oechsle-Grad einer Traube.
 
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