Der Namensvetter des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell hat hundert Meter Rotordurchmesser und 140 Meter Nabenhöhe. Das Windrad Marke Nordex N100 dreht sich seit Ende 2013 im Windpark Waigolshausen, wo die Anlage – wie ihr noch namenloser Nachbar – 2500 kW Nennleistung auf die gewaltigen Flügel bringt.
Dass Schiffe, Flugzeuge oder ICEs nach großen Persönlichkeiten getauft werden, ist nicht neu. Die Waigolshausen Windpark GmbH & Co KG geht beim „Energiewendefest“ einen Schritt weiter und benennt das imposante Bauwerk mit der prosaischen Kennung IX 82899 nach dem „Vater des EEG“. Zusammen mit dem SPD-Abgeordneten Hermann Scheer brachte der Hammelburger Parlamentarier das Erneuerbare Energien-Gesetz im Jahr 2000 mit auf den Weg, in erster Fassung.
Die vom Ochsenfurter Unternehmen Volta Windkraft geplanten Anlagen liegen recht abgelegen Richtung Eßleben. Der Nachmittag der offenen Tür, zu dem auch Volta-Chef Karsten Schuster begrüßt, ist nichtsdestotrotz rege besucht: und die Fahrt den Turm hinauf bald ausgebucht. Es geht um Imagewerbung, in Zeiten von 10H-Regelung und kritischen Bürgerinitiativen, die zeitgleich mit den Windrädern aus Unterfrankens Boden geschossen sind. In Berlin wird gerade hart über die Zukunft des EEG verhandelt.
Projektentwickler Manfred Dürr lächelt da etwas tapfer, erinnert an die schwierige Baugeschichte auf dem Vorranggebiet WK 30. Nach „vorbildlichem Auftakt“ habe der Gemeinderat 2012 eine Flächennutzungsplan-Änderung vorgeschlagen. „Das konnten wir nicht verstehen“, sagt Dürr in Richtung der Gemeindevertreter, darunter Bürgermeister Peter Pfister. Es sei zu einem Jahr Verzögerung gekommen, am Ende wurde das Millionen-Projekt gerettet, an dem 137 Investoren beteiligt sind.
„Der Klimawandel ist keine Hypothese, er wird immer bedrohlicher“, warnt der Diplom-Ingenieur: „Wir können uns keine Ästhetikdebatte leisten.“ Eine kleine Sensation sei es, dass das, was auf kommunaler Ebene begonnen habe, heute boome und weltweite Nachahmung finde, gerade in armen Ländern, als beste Entwicklungshilfe, die Deutschland je geleistet habe. Fell habe als einfacher Abgeordneter mehr zustande gebracht als jeder Minister.
Feierlich wird der Schriftzug „Hans-Josef Fell“ enthüllt, bevor der einstige Schweinfurter Lehrer, dessen Bundestagsmandat 2013 dem lauen Abschneiden seiner Partei zum Opfer gefallen ist, ans Mikrofon tritt. Fell weist ins Umland, wo die Kühltürme des AKW gerade nicht dampfen, dafür Freifeld-Photovoltaik in der Sonne glänzt. Zum Symbolbild gesellen sich zwei nahe Biogasanlagen.
Der Preis für Alternativstrom sei stark gesunken, sagt Fell, der Marktanteil überraschend gestiegen, konventionelle Atom- und Kohle-Kraftwerke könnten mit der Entwicklung nicht mithalten. Also würde Angst geschürt, Biostrom als Kostentreiber dargestellt, die Gefahr eines Blackout an die Wand gemalt. „Ich kenne diese Argumentation, seit ich für mich alternative Energien einsetze.“
Das Geschäft mit Erdgas, Erdöl und Uran sei das größte und gewinnbringendste der Erde, daher der massive Widerstand, vermutet Fell. In Deutschland werde heute kaum noch über Klimaschutz debattiert, obwohl die Wetter-Ereignisse immer heftiger würden. Stichwort Hochwasser in Serbien. Die Verknappung der Rohstoffe führe zudem weltweit zu militärischen Konflikten. Aufgrund der starken Abhängigkeit vom russischen Erdgas habe die EU nichts in der Hand gehabt, um die Abspaltung der Krim von der Ukraine zu verhindern: „Sanktionen würden uns treffen.“
Ansonsten sei dank alternativer Energie der Stromgrundpreis sogar gesunken, statt Strom von Osteuropas Atommeilern zukaufen zu müssen, wie behauptet, verkaufe Deutschland heute dorthin Energie, erklärt Fell. Nur habe Umweltminister Sigmar Gabriel bei der EEG-Novelle 2009 den Umlagemechanismus so verändert, dass der tatsächliche Stromendpreis gestiegen sei. „Eine Fehlentwicklung“, kritisiert Fell, vom Minister gebe es bis heute keinen neuen Gesetzesvorlage. Nun käme Deutschland in eine schwierige Phase, während die Chinesen massiv in Wind und Sonne investierten: „China hat es begriffen.“
Bei den Biogasanlagen müsse man den heimischen Landwirten aber helfen, Maismonokulturen zu vermeiden. „Wir werden sehen, dass wir eine Null-Emmissionswelt haben werden“, gibt sich der Präsident der Energy Watch Group optimistisch. Als Lobbyist setzt er sich heute für 100 Prozent grüne Energie ein.
Den Betreibern legt Fell sein Buch „Globale Abkühlung. Strategien gegen eine Klimaschutzblockade“ ans Herz und in die Hand: „Es lohnt sich, für eine bessere Welt auch das eigene, private Geld zu investieren.“
Unterm Rotor wird dann fleißig diskutiert, mit Befürwortern und Skeptikern der Windkraft.
„Wir werden sehen, dass wir eine Null-Emissionswelt haben werden.“
Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group
gell bei der Herstellung der Windräder fallen keine Emissionen an? Es sterben in China keine Menschen an Krebs verursacht durch die Herstellung von Neodym? Es ist gut zu wissen, dass Ihr Name auf dem Windrad verewigt ist (angebl. 25 Jahre) damit man später gleich weiß wer der Übeltäter war, der uns die Suppe, vor allem zurzeit in Franken eingebrockt hat. Die Spätfolgen der Grundwasserverschmutzung - jetzt schon in Niedersachsen - durch die Biogasanlagen seien hier am Rande erwähnt. Hier ist halt ein Physiklehrer aber kein Physiker am Werk.