Da hat der „Freundeskreis Altes Rathaus“ aber wirklich in Schwarze getroffen. Das Konzert der „Wonderfrolleins“ füllte den historischen Bürgersaal nicht nur mit Tönen sondern vor allem mit Stimmung.
Wie's halt geschieht, wenn man „Musik aus unserer Jugend“ hört, wie es Bürgermeisterin Helga Fleischer in ihrer Begrüßung ankündigte. Wer jetzt aber meint, nur die Jugendlichen der 1950er und 1960er-Jahre seien in Stimmung geraten, der irrt. Bewohner des BeneVit Alten- und Pflegeheims hatten ebenso viel Spaß wie ihre jungen Begleiterinnen. Eine junge Frau kam sogar im entsprechenden Outfit um im Pettycoatkleid abzutanzen. Es waren also wirklich generationsübergreifende Evergreens, die da nicht nur im Saal begeisterten. Auch auf dem Marktplatz saßen Kinder am alten Brunnen und schauten fasziniert nach oben, wo die Musik schallte.
Die temperamentvollen Damen des Trios „The Wonderfrolleins“ schaffen es schon beim zweiten Lied, dem über einen „schönen jungen Mann“, dem Saal einzuheizen, kaum jemand, der nicht mit klatschte, mitsang und mitwippte. Als Moderatorin und Leadsängerin Andrea Paredes Montes eine junge Dame ankündigte, die keine Schokolade wollte, riefen die Besucher wie aus einem Mund: „Ich will lieber einen Mann.“ Der Saal kochte und das lag nicht an den hitzigen Außentemperaturen, sondern allein an der Partystimmung, die die Musikerinnen in den Saal zauberten.
Hinter diesen starken Frauen sitzt ein Mann
Neben dem Frollein Andrea mit Gesang, Gitarre und einem unschlagbaren Mundwerk, begeisterten noch Frollein Lexi Rumpel an der Gitarre und das instrumental vielseitige Frollein Isabelle Bodenseh das Publikum. Ob Querflöte, Melodica oder Rhythmusinstrumente, sie verstand, alles gekonnt einzusetzen. Stand noch in den 1950er Jahren hinter jedem starken Mann eine Frau, so ist es bei den Wonderfrolleins umgekehrt. Hinter ihnen sitzt der für die Percussion zuständige Schlagzeuger Rainer Rumpel, kurz „Don Giorgio“.
Nicht nur die Musik gab einen guten Einblick in die Zeit des Wirtschaftswunders. Die Musikerinnen streiften auch die Werbung jener Zeit. Und die meisten im Saal erinnerten sich noch gut, was „Frauengold“ war. Ein Herz-Kreislauftonikum, das in erster Linie aus Alkohol bestand. Es sollte die mehrfach belastete Hausfrau „wieder glücklich“ machen. Die Wonderfrolleins widmeten dem Wundermittel ein eigenes Lied: „Wir nehmen Frauengold, dann sind wir auch dem Gatten hold.“
Capri, kleine Italiener und der Bossa Nova
Das Trio sang sich durch alle „Abteilungen“ des Lebens vom Krimi über die Männer bis hin zu den heißen Öfen. Sie ließen mit zwei kleinen Italienern bei Capri die Sonne im Meer versinken, rockten sich durch die USA, nicht ohne mit „King Elvis“ zu feiern: „Let's have a Party“. Rote Lippen wurden geküsst und dem Seemann bestätigt, dass seine Heimat das Meer ist. Im heißen Sand wurde das verlorene Land gesucht und „Schuld war nur der Bossa Nova“.
Das Publikum erwies sich als sangesfreudig, textsicher und schwelgte in Jugenderinnerungen. Die drei Profimusikerinnen steckten mit Charme und Energie an, so dass der Abend geradezu nach einer Neuauflage schreit.