zurück
SCHWEINFURT
Willi Erl wird 80
Im Einsatz für Frieden und Versöhnung: Willi Erl.
Foto: Hannes Helferich | Im Einsatz für Frieden und Versöhnung: Willi Erl.
hh
 |  aktualisiert: 29.04.2013 17:38 Uhr

1950 erfüllt er sich einen Traum: Ein Jahr USA, ein Jahr in einem Land leben, das wenige Jahre zuvor noch Kriegsgegner war. „Ich wollte erfahren, wie Demokratie funktioniert“, sagt Willi Erl. Nach seiner Rückkehr setzt er seine am Celtis begonnene Schulkarriere an der Oberrealschule (Vorgänger des Humboldt-Gymnasiums) fort, macht dort das Abitur, studiert Theologie und dann treibt es den Schweinfurter wieder hinaus in die weite Welt. Willi Erl ist mit Leib und Seele immer auch Schweinfurter geblieben, kehrte deshalb nach seiner Weltenbummlerei gerne in die Heimatstadt zurück. Am Dienstag, 30. April, feiert er seinen 80. Geburtstag.

Erl wird in der Wolfsgasse geboren, ist zunächst in der kirchlichen Jugendarbeit tätig. Drei Jahre lang leitet er die evangelische Fachschule für Sozialwesen Reutlingen, die unter seiner Führung zur Fachhochschule aufgewertet wird. Anschließend arbeitet er in Peru an Projekten zur Förderung der Sozialarbeit in Lateinamerika. Dann wechselt er als Hauptabteilungsleiter zur Konrad-Adenauer-Stiftung. Danach folgen bis 1998 dreizehn Jahre als Geschäftsführer des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) in Berlin.

Mit 65 Jahren tritt er in den Ruhestand, was falsch ist, weil er keine Ruhe gibt. Die Rückkehr nach Schweinfurt stand für Willi Erl und seine Frau Erdmute nie in Frage. Viele Verwandte, Freunde aus der Schulzeit, die bekannte Umgebung und die guten kulturellen Angebote, das war es. „Das soziale Netz trägt“, sagt er einmal.

Zu tun hatte er wegen seines nun neuen Engagements bei der Hilfsorganisation CARE Deutschland immer noch genug in der „Ferne“, viel am Sitz in Bonn. Nach weiteren acht Jahren an der Spitze von CARE gibt er dieses Amt 2005 ab.

Willi ist Verfasser mehrerer Fachbücher und setzt sich Zeit seines Lebens beruflich und privat für das internationale Miteinander, für das Humane: die europäische Einigung, Entwicklungspolitik und soziale Gerechtigkeit. Bereits mit 19 Jahren hatte er maßgeblichen Anteil an der Gründung des Bundes Europäischer Jugend in Schweinfurt, dem Vorläufer der Europa Union. 1996 wählte das „Forum Technologie und nachhaltige Entwicklung“ Erl zu seinem Vorsitzenden.

Schwerpunkt von Erls Arbeit und Engagement war aber immer vor allem auch die Friedens- und Versöhnungsarbeit – ein Programmbereich, der auf sein Wirken hin nach dem Kosovo-Krieg als Vereinsziel in die Satzung von CARE Deutschland aufgenommen wurde. Willi Erl ist aufgrund dieser Aktivitäten Träger des Würzburger Friedenspreises und Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse.

Aber: Ruhestand, den kennt der stets besonnene Mann nicht. Als Mitglied der „Initiative gegen das Vergessen“ hat er viel zur Erinnerungsarbeit der rührigen Gruppe beigetragen, die sich in den letzten Jahren der Zwangsarbeiter in Schweinfurt widmete, an deren Schicksale mittlerweile mehrere Gedenkorte und Buchveröffentlichungen erinnern. Aktiv ist Willi Erl in der Initiative nach wie vor und er hat in dieser Gruppe neue Freunde gefunden.

Übrigens: Vor acht Jahren fand der US-Traum von 1950 seine späte Fortsetzung. Erl traf seine US-Gastschwester Mary, die erstmals deutschen Boden betreten hatte. Es war eine Begegnung voller Emotionen und tiefer Erinnerungen.

Will Erl feiert sein rundes Wiegenfest mit seinen vielen Freunden und der Familie, neben seiner Erdmute sind das zwei Töchter, deren Familien mit vier Enkelkindern.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Abitur
Bundeskanzler Konrad Adenauer
Demokratie
Deutscher Entwicklungsdienst
Evangelische Kirche
Friedenspreise
Kriegsgegner
Religionswissenschaft
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top