Am Ende gab es Standing Ovations und vier Zugaben! Strahlende, gelöste Gesichter auf und vor der Bühne. „Man hatte uns gewarnt, die Franken seien etwas reservierter“, grinsten die drei von „Wildes Holz“. Doch ihrem Charme, Esprit und der hohen Kunst des Live-Musizierens mit kabarettistischen Einlagen erlagen alle Besucher im nahezu ausverkauften Haus.
Bereits zum 15. Mal hatte der Schweinfurter Lions-Club zum Jahresauftakt ins Schweinfurter Stadttheater geladen. „Wir haben mit unseren Benefizkonzerten bisher über 90 000 Euro generiert“, informierte Präsident Klaus Zens eingangs und dankte Theaterleiter Christian Kreppel für die selbstlose Unterstützung. Der diesjährige Erlös geht an das Schweinfurter Haus Marienthal, das Kinder-, Jugend- und Familienhilfe anbietet.
Leichtfüßig, übermütig, Gute-Laune-verströmend gelang dem Trio der Auftakt mit der Eigenkomposition „Moretti Swing“. Allüberall sah man sofort schnippende Finger, im Takt wiegende Köpfe, swingende Beine. Sie präsentierten Beethovens „Pathétique“ in einem Arrangement, das Rock-, Pop- und Klassikfreunde in nie gekannter Harmonie vereinte. Leicht verstimmt klangen anfangs Kontrabass und Gitarre, doch dies trübte nicht die außergewöhnlich gute Stimmung.
Eine Reminiszenz an Südseezauber war das mitreißende „Karl Yspo“. „Wildes Holz“ vermengte kongenial Bachs „Badinerie“ mit Michael Jacksons „Billie Jean“ oder „Maria durch ein Dornwald ging“ mit Nirvanas „Come As You Are“. Immer wieder überraschten Tobias Reisige (Blockflöten), Anton Karaula (Gitarre) und Markus Conrads (Kontrabass) mit irrwitzigen Tempi, einfühlsamsten Weisen, unvorhersehbaren Wendungen und wortwitzigen Moderationen.
Auf unzählig vielen Blockflöten-Typen brillierte Tobias Reisige. Auf der grasgrünen sopranhohen Pippi-Langstrumpf-1-Euro-Flöte, auf tieftönenden Alt- und Tenorblockflöten bis zur außerirdisch wirkenden mannshohen selbstgebauten Bassflöte, die im Starwars-Trailer zum Einsatz kam. Manchmal spielte er sogar auf zwei Flöten gleichzeitig und konnte wie ein Klavierspieler der Melodie eine Begleitlinie hinzufügen. Phänomenal! Das muss man einfach mit eigenen Augen sehen, um seinen Ohren zu glauben.
Markus Conrads' Kontrabass gab nicht nur die Basslinie vor, sondern fungierte auch als Schlagwerkzeug. Ob als Basedrum oder Snare – Conrads entlockte dem Kontrabass zupfend, schlagend oder trommelnd alle möglichen und unmöglichen Klänge. Gitarrist Anton Karaula stand seinem Kollegen in nichts nach – beeindruckend, wie er die Akustikgitarre beherrschte.
Seit 20 Jahren stehen die drei gemeinsam erfolgreich auf der Bühne. In Schweinfurt waren sie erstmals zu Gast. Es machte unglaublich Spaß, mit ihnen „abzuhängen“ bei Mozarts facettenreichem „Rondo alla turca“. Sie zu bejubeln nach der auch choreografisch anheizenden Adaption des AC/DC-Klassikers „Highway to Hell“. Oder sie dauergrinsend anzuschmachten bei Celine Dions „My Heart Will Go On“ auf der jaulenden singenden Säge. Ein perfekter konzertanter, fröhlich stimmender Jahresauftakt. Angelika Silberbach