
Der Satz in der Pressemitteilung der Stadt liest sich ebenso trocken wie überraschend: „Die Barbara-Brockardt-Stiftung mit Sitz in Coburg fördert satzungsgemäß die Forschung und Ausbildung an der Hochschule Coburg sowie die Kunstsammlungen im Rahmen der städtischen Sammlungen der Stadt Schweinfurt.“
Dass eine Coburgerin die Hochschule in Coburg fördert, liegt nahe, aber Schweinfurt? Tatsächlich wollte Barbara Brockardt, als sie im Sommer ihre Stiftung errichtete, neben der Hochschule auch eine fränkische Kunstinstitution fördern – und wurde in Schweinfurt fündig.
Zuletzt war sie zur Gunter-Sachs-Ausstellung hier gewesen, nun kam sie, um das Bild kennenzulernen und offiziell zu übergeben: „Vorstadt-Rummelplatz“ aus dem Jahr 1958 von Curd Lessig. Ausgesucht für die Sammlung der Kunsthalle hatten es Erich Schneider und Andrea Brandl im Hause Lessig, die Stiftung schenkte es nun der Stadt.
Curd Lessig, der kürzlich seinen 90. Geburtstag gefeiert hat, lebt in Würzburg. Seine Wand- und Glasmalereien finden sich in vielen Kirchen und öffentlichen Gebäuden in Franken und Hessen. So hat er auch das große Altarbild der Schweinfurter Christuskirche gemalt. „Wir versuchen immer wieder, Lücken der Sammlung zu schließen“, sagte Erich Schneider. „Von Curd Lessig hatten wir bislang nur ein paar kleine Druckgrafiken.“
Nun also ist die Kunsthalle im Besitz eines Ölgemäldes aus der Frühzeit Curd Lessigs. Das Gemälde, so die Bildbeschreibung, ist ein charakteristisches Beispiel für Lessigs Schaffen Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er-Jahre, in dem menschenleere, fast düstere Stadtlandschaften dominieren. Lessig sucht in dieser Zeit auch die Balance zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.
„Vorstadt-Rummelplatz“ erinnert an die französische Kunst jener Zeit. Erich Schneider gefallen die verhaltene Farbigkeit und die besondere Atmosphäre: „Hier wird Zirkus nicht als etwas Lärmendes dargestellt, sondern als etwas, das noch bevorsteht. Die Lichter werden erst noch angehen.“ Auch die Stifterin ist begeistert. Barbara Brockardt: „Schön, wie der Hintergrund zurücktritt und das Bildthema direkt auf den Betrachter zukommt.“
Das Bild ist in den nächsten Wochen an der „Neuerwerbungswand“ der Kunsthalle, gleich links vom Eingang zu sehen, bevor es seinen Platz in der Sammlung einnimmt.