Das Pflaster des Marktplatzes in Gerolzhofen muss dringend saniert werden. An vielen Stellen haben sich die Steine durch den jahrzehntelangen Autoverkehr und die Lenkbewegungen beim Ein- und Ausparken stark verdrückt. Für Fußgänger und Radfahrer ist das Pflaster an vielen Stellen mittlerweile nicht ganz ungefährlich geworden. Die Verwerfungen stellen so erhebliche Stolperfallen dar, so dass eigentlich längst die Verkehrssicherungspflicht der Stadt gefordert wäre. Doch auch mit den Wasser- und Kanalleitungen im Untergrund unter dem Platz steht es nicht zum Besten.
Die Stadt plant deshalb nicht nur eine bloße Sanierung der Platzoberfläche, sondern auch der Leitungen im Untergrund. Und bei dieser Gelegenheit will man noch eine Um- oder gar Neugestaltung für das "Wohnzimmer der Stadt" in Angriff nehmen. Anregungen und Gestaltungskonzepte soll ein Ideen- und Planungswettbewerb von Architekturbüros bringen, den die Stadt Gerolzhofen ausschreibt. Das Kitzinger Büro "arc.grün Landschaftsarchitekten und Stadtplaner" wurde jetzt von der Stadt mit der fachlichen Begleitung dieses Planungswettbewerbs beauftragt.
Stadt bittet um Ideen und Vorschläge
Doch wie soll diese Umgestaltung aussehen? Welche Ideen werden umgesetzt? Das aus Sicht der breiten Öffentlichkeit sicherlich interessanteste Thema ist, wie die Planer mit dem Autoverkehr umgehen wollen. Werden einige Teile des Platzes künftig autofrei sein, um ihn optisch aufzuwerten, und fallen deswegen dann Parkplätze weg? Dies ist gut denkbar, zumal die Stadt für diesen Fall schon alternative Stellplatzangebote im bisherigen Garten in der Brunnengasse plant.
Bleibt es künftig beim Durchgangsverkehr in die Weiße-Turm-Straße oder wird der Platz an seiner Ostseite zur Sackgasse? Bleibt der Brunnen an seinem Platz oder zieht er auf die Südseite um, wo deutlich mehr Fußgängerverkehr herrscht? Kommt mehr Grün in die Innenstadt? Welche Oberflächen werden bei der Sanierung des Platzes künftig eingebaut, Pflaster oder Platten? Wird es mehr Freiflächen für die Außengastronomie geben?
Jury bewertet die Vorschläge
Die eingereichten Wettbewerbsunterlagen der teilnehmenden Büros werden durch eine Fach- und Sachpreisrichterjury bewertet. Die Wettbewerbsarbeiten werden dann im Anschluss für die Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert. Ziel ist es, dass der Wettbewerb - inklusive einer Bürgerbeteiligung - im kommenden Jahr September 2022 abgeschlossen ist.
Die Zielrichtung für die Marktplatz-Umgestaltung ist klar: Auf dem zentralen Ort in Gerolzhofen sollen "die Aufenthaltsqualität gesteigert und die Infrastruktur für Feste und Veranstaltungen verbessert" werden, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Stadt. In den ersten Vorbesprechungen mit Stadtbaumeister Maria Hoffmann, Stadtteilmanager Daniel Hausmann und Bürgermeister Thorsten Wozniak wurden mit dem Büro "arc.grün" die Grundlagen des Wettbewerbs sowie der aktuelle Bestand erörtert. Gleichzeitig wurde der Rahmen- und Zeitplan für den Wettbewerb festgelegt.
"Marktplatz ist kein Museum"
Bürgermeister Thorsten Wozniak freut sich laut Pressemitteilung über den Projektstart: Die Altstadt und insbesondere der Marktplatz mit dem historischen Rathaus und der imposanten Stadtpfarrkirche sei bereits seit Jahrhunderten identitätsstiftend für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. "Der Marktplatz ist aber kein Museum. Auch wenn das Herz der Altstadt ein wunderbares Zeugnis der Geschichte darstellt, ist es wichtig, diesen herrlichen Ort auch weiterhin mit Leben zu erfüllen und die Menschen hier zusammen zu bringen." Gleichzeitig erwarte er sich von der Gestaltung des Marktplatzes zusätzliche Impulse für die weitere Innenentwicklung.
Der Planungswettbewerb wird mit Mitteln aus dem Städtebauförderungsprogramm "Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten" gefördert.
Schon mehrfach verschoben
Die geplante Sanierung und Umgestaltung des Marktplatzes ist vom Stadtrat bereits mehrfach verschoben worden. Bereits Ende 2018 diskutierte das Gremium, ob man nicht erste Finanzmittel für die Sanierung der Westseite des Marktplatzes bereits in den Haushalt für 2019 einstellen muss. Der Grund war, dass man damals noch davon ausging, dass das neue Hotel "Wilder Mann" schon im Sommer 2020 öffnet. Aber genauso wie der Baubeginn für das Hotel stets verschoben wurde, wurde dann auch die Marktplatzsanierung mehrfach um jeweils ein weiteres Jahr vertagt.
Im städtischen Haushaltsplan für 2021 und dem Finanzplan der Folgejahre sind als Kosten für den nun beginnenden Planungswettbewerb insgesamt 100 000 Euro eingeplant. Für die Erneuerung der Wasser- und Kanalleitungen unter dem Marktplatz werden gut 388 000 Euro eingestellt. Ein Großteil dieser Summe ist aber erst für das Jahr 2023 zur Ausgabe vorgesehen.
Ein Millionenprojekt
Für die bauliche Sanierung/Umgestaltung des Platzes stehen weitere 1, 345 Millionen Euro im Haushaltsplan, verteilt auf die Jahre 2022 bis 2024. Für das kommende Jahr 2022 ist bereits eine Summe von 585 000 Euro eingeplant. Das Geld wird aber - Stand jetzt - in 2022 vermutlich nicht benötigt, weil der Ideen-Wettbewerb inklusive Bürgerbeteiligung ja erst im September 2022 abgeschlossen sein soll. Erst dann wird feststehen, welches Planungsbüro letztlich den Auftrag erhält.
Bis danach die konkreten Pläne vorliegen und die Ausschreibungen für die verschiedenen Gewerke durchgeführt sind, wird allerdings noch viel Wasser die Volkach hinunterfließen.
Bloß nicht:
1. Architekten verplanen Freiflächen
2. Geld verdirbt den Charakter
3. Viele Köche verderben den Brei
Das sind die drei größten Feinde historischer Ensembles! Durch immer diesen selben Fehler wurden schon viele historische Strukturen in WESTDEUTSCHLAND zerstört! Die Stadträte sollten deshalb eine Tagesfahrt nach Südthüringen machen!
"Der Platz ist mit der typischen Nüchternheit dieser Zeit leergeräumt."
Mittelalterliche Plätze bestanden fast nur aus Pflaster, wg. der Märkte und wurden später dezent aufgehübscht: siehe Foto nach 1900!
Bloß keine autofreie Fußgängerzone mit Plattenbelag! Ochsenfurt ist das abschreckende Beispiel! Gute Vorbilder sind hingegen die sanierten Schweinfurter Altstadtquartiere!
Seit der Wende wurden im Osten die ungepflegten bis maroden, aber noch im Urzustand erhaltenen, historischen Bauten mit Augenmaß & handwerklichem Geschick restauriert, unter weitgehender Wiederverwendung alter Bauteile. Während im Westen historische Häuser meist "totsaniert" werden.
Die ostdeutschen Altstädte wurden vielerorts traumhaft! Glauben Sie nicht dem stereotypen Quatsch, der in den Medien über den Osten erzählt wird, sondern machen Sie sich selbst ein Bild.