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Gerolzhofen
Wie wird der Gerolzhöfer Marktplatz künftig aussehen?
Die Stadt hat einen Planungswettbewerb auf den Weg gebracht. So sollen Vorschläge gesammelt werden, wie der Marktplatz künftig mehr Aufenthaltsqualität bekommt.
Der Marktplatz vor sechzig Jahren: An der Südseite wird nur längst geparkt. Haupt- und Seiteneingang des Steigerwalddoms bleiben autofrei.
Foto: Sammlung Klaus Vogt | Der Marktplatz vor sechzig Jahren: An der Südseite wird nur längst geparkt. Haupt- und Seiteneingang des Steigerwalddoms bleiben autofrei.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:37 Uhr

Das Pflaster des Marktplatzes in Gerolzhofen muss dringend saniert werden. An vielen Stellen haben sich die Steine durch den jahrzehntelangen Autoverkehr und die Lenkbewegungen beim Ein- und Ausparken stark verdrückt. Für Fußgänger und Radfahrer ist das Pflaster an vielen Stellen mittlerweile nicht ganz ungefährlich geworden. Die Verwerfungen stellen so erhebliche Stolperfallen dar, so dass eigentlich längst die Verkehrssicherungspflicht der Stadt gefordert wäre. Doch auch mit den Wasser- und Kanalleitungen im Untergrund unter dem Platz steht es nicht zum Besten.

Das Pflaster des Gerolzhöfer Marktplatzes ist an vielen Stellen stark verdrückt. Eine Sanierung des Belags wird immer dringlicher.
Foto: Klaus Vogt | Das Pflaster des Gerolzhöfer Marktplatzes ist an vielen Stellen stark verdrückt. Eine Sanierung des Belags wird immer dringlicher.

Die Stadt plant deshalb nicht nur eine bloße Sanierung der Platzoberfläche, sondern auch der Leitungen im Untergrund. Und bei dieser Gelegenheit will man noch eine Um- oder gar Neugestaltung für das "Wohnzimmer der Stadt" in Angriff nehmen. Anregungen und Gestaltungskonzepte soll ein Ideen- und Planungswettbewerb von Architekturbüros bringen, den die Stadt Gerolzhofen ausschreibt. Das Kitzinger Büro "arc.grün Landschaftsarchitekten und Stadtplaner" wurde jetzt von der Stadt mit der fachlichen Begleitung dieses Planungswettbewerbs beauftragt.

Der Marktplatz von Gerolzhofen vor 1900: eine freie Fläche mit zwei Brunnen, einer vor dem Gasthaus 'Wilder Mann' (rechts) und ein zweiter hinten vor der Apotheke (mit einem hellen Brunnengehäuse). Autos waren damals noch kein Thema.
Foto: Sammlung Klaus Vogt | Der Marktplatz von Gerolzhofen vor 1900: eine freie Fläche mit zwei Brunnen, einer vor dem Gasthaus "Wilder Mann" (rechts) und ein zweiter hinten vor der Apotheke (mit einem hellen Brunnengehäuse).

Stadt bittet um Ideen und Vorschläge

Doch wie soll diese Umgestaltung aussehen? Welche Ideen werden umgesetzt? Das aus Sicht der breiten Öffentlichkeit sicherlich interessanteste Thema ist, wie die Planer mit dem Autoverkehr umgehen wollen. Werden einige Teile des Platzes künftig autofrei sein, um ihn optisch aufzuwerten, und fallen deswegen dann Parkplätze weg? Dies ist gut denkbar, zumal die Stadt für diesen Fall schon alternative Stellplatzangebote im bisherigen Garten in der Brunnengasse plant.

Bleibt es künftig beim Durchgangsverkehr in die Weiße-Turm-Straße oder wird der Platz an seiner Ostseite zur Sackgasse? Bleibt der Brunnen an seinem Platz oder zieht er auf die Südseite um, wo deutlich mehr Fußgängerverkehr herrscht? Kommt mehr Grün in die Innenstadt? Welche Oberflächen werden bei der Sanierung des Platzes künftig eingebaut, Pflaster oder Platten? Wird es mehr Freiflächen für die Außengastronomie geben? 

Jury bewertet die Vorschläge

Die eingereichten Wettbewerbsunterlagen der teilnehmenden Büros werden durch eine Fach- und Sachpreisrichterjury bewertet. Die Wettbewerbsarbeiten werden dann im Anschluss für die Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert. Ziel ist es, dass der Wettbewerb - inklusive einer Bürgerbeteiligung - im kommenden Jahr September 2022 abgeschlossen ist.

Der Marktplatz kurz nach 1900: An der Ostseite des Platzes vor der Apotheke ist das neue Kriegerdenkmal aufgestellt worden. Diese historische Gestaltung entspricht in etwa auch der heutigen Aufteilung des Platzes mit dem Brunnen und seinen vier Bäumen.
Foto: Sammlung Klaus Vogt | Der Marktplatz kurz nach 1900: An der Ostseite des Platzes vor der Apotheke ist das neue Kriegerdenkmal aufgestellt worden.

Die Zielrichtung für die Marktplatz-Umgestaltung ist klar: Auf dem zentralen Ort in Gerolzhofen sollen "die Aufenthaltsqualität gesteigert und die Infrastruktur für Feste und Veranstaltungen verbessert" werden, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Stadt. In den ersten Vorbesprechungen mit Stadtbaumeister Maria Hoffmann, Stadtteilmanager Daniel Hausmann und Bürgermeister Thorsten Wozniak wurden mit dem Büro "arc.grün" die Grundlagen des Wettbewerbs sowie der aktuelle Bestand erörtert. Gleichzeitig wurde der Rahmen- und Zeitplan für den Wettbewerb festgelegt. 

"Marktplatz ist kein Museum"

Bürgermeister Thorsten Wozniak freut sich laut Pressemitteilung über den Projektstart: Die Altstadt und insbesondere der Marktplatz mit dem historischen Rathaus und der imposanten Stadtpfarrkirche sei bereits seit Jahrhunderten identitätsstiftend für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. "Der Marktplatz ist aber kein Museum. Auch wenn das Herz der Altstadt ein wunderbares Zeugnis der Geschichte darstellt, ist es wichtig, diesen herrlichen Ort auch weiterhin mit Leben zu erfüllen und die Menschen hier zusammen zu bringen." Gleichzeitig erwarte er sich von der Gestaltung des Marktplatzes zusätzliche Impulse für die weitere Innenentwicklung.

Der Platz in den frühen sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts: Der Platz ist mit der typischen Nüchternheit dieser Zeit leergeräumt. Zentraler Mittelpunkt ist die riesige Straßenlaterne. Die Autos fahren in einem kleinen Kreisverkehr rund um die Lampe. Beim Parken herrschen wilde Zustände.
Foto: Sammlung Klaus Vogt | Der Platz in den frühen sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts: Der Platz ist mit der typischen Nüchternheit dieser Zeit leergeräumt. Zentraler Mittelpunkt ist die riesige Straßenlaterne.

Der Planungswettbewerb wird mit Mitteln aus dem Städtebauförderungsprogramm "Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten" gefördert.

Schon mehrfach verschoben

Die geplante Sanierung und Umgestaltung des Marktplatzes ist vom Stadtrat bereits mehrfach verschoben worden. Bereits Ende 2018 diskutierte das Gremium, ob man nicht erste Finanzmittel für die Sanierung der Westseite des Marktplatzes bereits in den Haushalt für 2019 einstellen muss. Der Grund war, dass man damals noch davon ausging, dass das neue Hotel "Wilder Mann" schon im Sommer 2020 öffnet. Aber genauso wie der Baubeginn für das Hotel stets verschoben wurde, wurde dann auch die Marktplatzsanierung mehrfach um jeweils ein weiteres Jahr vertagt.

Im städtischen Haushaltsplan für 2021 und dem Finanzplan der Folgejahre sind als Kosten für den nun beginnenden Planungswettbewerb insgesamt 100 000 Euro eingeplant. Für die Erneuerung der Wasser- und Kanalleitungen unter dem Marktplatz werden gut 388 000 Euro eingestellt. Ein Großteil dieser Summe ist aber erst für das Jahr 2023 zur Ausgabe vorgesehen.

In den achtziger und neunziger Jahren stehen an der Südseite des Platzes quadratische Pflanzbeete, die zugleich auch Sitzmöglichkeit sind.
Foto: Archivbild Barbara Gülta | In den achtziger und neunziger Jahren stehen an der Südseite des Platzes quadratische Pflanzbeete, die zugleich auch Sitzmöglichkeit sind.

Ein Millionenprojekt

Für die bauliche Sanierung/Umgestaltung des Platzes stehen weitere 1, 345 Millionen Euro im Haushaltsplan, verteilt auf die Jahre 2022 bis 2024. Für das kommende Jahr 2022 ist bereits eine Summe von 585 000 Euro eingeplant. Das Geld wird aber - Stand jetzt - in 2022 vermutlich nicht benötigt, weil der Ideen-Wettbewerb inklusive Bürgerbeteiligung ja erst im September 2022 abgeschlossen sein soll. Erst dann wird feststehen, welches Planungsbüro letztlich den Auftrag erhält.

Bis danach die konkreten Pläne vorliegen und die Ausschreibungen für die verschiedenen Gewerke durchgeführt sind, wird allerdings noch viel Wasser die Volkach hinunterfließen. 

 
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  • F. R.
    "...soll ein Ideen- und Planungswettbewerb von Architekturbüros bringen [...] 'arc.grün Landschaftsarchitekten und Stadtplaner' wurde jetzt von der Stadt mit der fachlichen Begleitung dieses Planungswettbewerbs beauftragt [...] Stadt bittet um Ideen und Vorschläge."

    Bloß nicht:
    1. Architekten verplanen Freiflächen
    2. Geld verdirbt den Charakter
    3. Viele Köche verderben den Brei

    Das sind die drei größten Feinde historischer Ensembles! Durch immer diesen selben Fehler wurden schon viele historische Strukturen in WESTDEUTSCHLAND zerstört! Die Stadträte sollten deshalb eine Tagesfahrt nach Südthüringen machen!

    "Der Platz ist mit der typischen Nüchternheit dieser Zeit leergeräumt."
    Mittelalterliche Plätze bestanden fast nur aus Pflaster, wg. der Märkte und wurden später dezent aufgehübscht: siehe Foto nach 1900!

    Bloß keine autofreie Fußgängerzone mit Plattenbelag! Ochsenfurt ist das abschreckende Beispiel! Gute Vorbilder sind hingegen die sanierten Schweinfurter Altstadtquartiere!
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  • L. S.
    Welche südthüringer Stadt meinen Sie? Sozialistischen Städteplanern waren historische Ortskerne ein Dorn im Auge. Für die sozialistischen Menschen wurden viele historischen Strukturen zerstört. Wenn jetzt die eigene Geschichte wiederentdeckt werden durfte, hat das viel Geld aus dem Fond der Deutschen Einheit gekostet (zu Recht).
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  • F. R.
    @l.saubert: Waren Sie mal in Südthüringen? Ob Meiningen, Hildburghausen, Themar, Ummerstadt, etc. Überall sehen Sie intakte Altstadtbilder, die in der DDR nicht zerstört sondern vernachlässigt wurden. Dafür blieben ihnen mangels Möglichkeiten die Eingriffe in historische Häuser wie im Westen weitgehend erspart, mit: Eternitplatten, Kunststofffenstern, Haustüren & Balkongeländern aus den Baumärkten im Gelsenkirchner Barock - in einem Überbietungswettberwerb der Geschmacklosigkeit, Hässlichkeit und des Kulturvandalismus.

    Seit der Wende wurden im Osten die ungepflegten bis maroden, aber noch im Urzustand erhaltenen, historischen Bauten mit Augenmaß & handwerklichem Geschick restauriert, unter weitgehender Wiederverwendung alter Bauteile. Während im Westen historische Häuser meist "totsaniert" werden.

    Die ostdeutschen Altstädte wurden vielerorts traumhaft! Glauben Sie nicht dem stereotypen Quatsch, der in den Medien über den Osten erzählt wird, sondern machen Sie sich selbst ein Bild.
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  • L. S.
    Ich komme aus dem Osten. Aus Südthüringen. Schauen Sie sich die Innenstadt von Suhl an. Ein Beispiel für sozialistische Stadtentwicklung. Wenn mehr Geld da gewesen wäre, hätten die anderen Orte das Schicksal teilen müssen.
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  • F. R.
    Suhl wollte ich noch als Ausnahme erwähnen. Meine Mutter kommt aus Meiningen und sagte: bis nach dem Krieg war Suhl eine kleine Stadt, kleiner als Meiningen. Aber da Meiningen Resisdenzstadt war & Suhl Arbeiterstadt, wurde sie zur Bezirkshauptstadt ausgebaut, von 15.000(?) auf über 50.000 Einw. Ein Sonderfall, einerseits mit üblichen Plattenbau-Großsiedlungen außerhalb(!) der kleinen Altstadt. Aber im Süden, via. Bf., ebenfalls außerhalb der Altstadt, mit einem repräsentativen Boulevard, mit querstehenden Wohn-Hochhäusen, der mehr städtebauliche Qualität besitzt, als z. B. das Bergl in SW - Es war nicht alles schlecht.
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