Von Anfang an war die Stadt Schweinfurt gegen ein Atomkraftwerk direkt vor ihren Toren. Während seiner Laufzeit, weit über 30 Jahre, ist nichts Schlimmes passiert. Aber bleibt das auch so? Wie lange bleiben die hochradioaktiven Brennstäbe im Zwischenlager „Bella“? Und lagern sie dort wirklich sicher – auch vor einem Flugzeugabsturz oder möglichen hinterhältigen terroristischen Attacken?
Diese Fragen beschäftigen die ganze Region womöglich noch Jahrzehnte. Denn ein genehmigtes Endlager für den tausende Jahre strahlenden Atommüll ist bisher nicht in Sicht und dementsprechend die Frage zwingend: Wie lange sollen die Castoren denn im „Zwischenlager“ bleien? Zunächst erläuterte Werkleiter Reinhold Scheuring im Bau- und Umweltausschuss dass für E.on der „direkte Rückbau“ der einzig gangbare Weg sei. Das heißt: Von innen nach außen – erst die hoch, schwach und leicht kontaminierten Materialien und dann die davon unbelastete Hülle. Ab 27. Mai soll die zweimonatige Auslegung des Genehmigungsverfahrens starten.
Herbert Barthel vom Bund Naturschutz kritisierte, dass die Entscheidung zum Sofortrückbau das E.on getroffen habe und von der Öffentlichkeit gar nicht diskutiert werden konnte. Aus dem Umweltministerium habe er gehört, dass nur das genehmigt werden könne, was der Betreiber beantragt habe.
Der Sofortrückbau bedeute ja, dass das radioaktive Material dann nicht mehr im Kernkraftwerk, sondern im Zwischenlager sei, „und das wird uns längere Zeit erhalten bleiben“. Die Lager Konrad und Asse für schwach- und mittelradioaktive Stoffe seien keine sichere Perspektive – hierfür könne eine „Bereitstellungshalle“ als Zwischenlager erforderlich sein. „In diesem Zusammenhang eine Entscheidung über den Abriss zu fällen, halten wir nicht für gut“, so Barthel. Er sieht ferner ein „verfahrensrechtliches Problem und fordert nicht nur eine einmalige Information und Anhörung zu Beginn, „sondern Öffentlichkeitsbeteiligung für alle Phasen des Rückbaus“. Das Zwischenlager werde nicht nur bis 2046 gebraucht. Endlagerung könne auch erst zwischen 2080 und 2120 möglich sein – ein Zeitraum von vier Generationen. Auch Scheuring glaubt nicht, dass 2046 schon ein Endlager genehmigt ist.
Barthel zur Sicherheit: „Unsere naturwissenschaftliche Meinung ist, ein Zwischenlager in Grafenrheinfeld ist nicht sicher vor einem Flugzeugabsturz und terroristischen Angriffen.“ Dass bei diesen Aussichten „Bella“ zwischen 50 und 100 Jahren zur Aufbewahrung hochradioaktiven Materials dienen soll, ist für Reginhard von Hirschhausen (Grüne) ein „riesiges Problem“. Scheuring dazu: „Die Sicherheit ist der Behälter, nicht die Halle“. Und: Das Zwischenlager sei doch durch alle Instanzen beklagt und genehmigt worden. Tobias Kloubert vom Landesamt für Umweltschutz sagte, was nach den Rechtsgrundlagen geprüft werden müsse, das werde auch geprüft.
Herbert Wiener (SPD) sieht nach dem Ende der Atomkraftnutzung in Grafenrheinfeld „die Hauptgefährdung in der schwachen Absicherung der Brennelemente“. Eigentlich müsste für „Bella“ eine Flugabwehr installiert und die Anlage „von Militär Tag und Nacht bewacht werden“.
Ulrike Schneider (SWL): „Dass ausgerechnet ein Lager mit solchem Inhalt „Bella“ genannt werde, sei „Euphemismus pur“. Rüdiger Köhler (CSU) sagte, die Bevölkerung interessiere sich jetzt für eine sichere Lagerung. Er wünschte „mehr Vertrauen in die öffentlichen und wirtschaftlichen Institutionen“.
Thomas End (SPD) fragte, warum der Abriss der Kühltürme – Symbol für die Atomkrafttechnik – so lange hinausgeschoben wird. Scheuring: „Vielleicht kommt ja in zehn Jahren jemand daher und sagt, er will ein Drehrestaurant drauf bauen.“ Dazu wiederum OB Sebastian Remelé: „Im Sinne der Ästhetik wäre das nicht unbedingt wünschenswert.“