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Bergrheinfeld
Wie sich die Aufforstung "Am Galgenberg" entwickelt hat
Heute wächst auf der einst kahlen Flur ein stattlicher Wald, über den sich (von links) Bürgermeister Ullrich Werner, Bauhofleiter Walter Zeißner und Altbürgermeister Wendelin Fenn freuen.
Foto: Horst Fröhling | Heute wächst auf der einst kahlen Flur ein stattlicher Wald, über den sich (von links) Bürgermeister Ullrich Werner, Bauhofleiter Walter Zeißner und Altbürgermeister Wendelin Fenn freuen.
Horst Fröhling
 |  aktualisiert: 08.08.2020 02:11 Uhr

Vor 25 Jahren verwirklichte die Gemeinde Bergrheinfeld ein mit Risiken behaftetes Projekt: In der Flur "Am Galgenberg" pflanzten die Mitarbeiter des Bauhofs auf zehn Hektar kargen Bodens 80 000 Bäume und Sträucher, damit dort langfristig ein Mischwald wachsen konnte.

Die Idee, dort einen Wald anzulegen, sei ihm während eines Spaziergangs gekommen, erzählt der heute 87-jährige Altbürgermeister Wendelin Fenn. Dort, am "Dreiländereck" Bergrheinfeld – Garstadt – Ettleben, habe sich die Flur sehr ausgeräumt gezeigt, kaum ein Baum oder Strauch weit und breit.

Am Fuß des leichten Osthangs bricht der kaum fruchtbare Keuper durch, so dass teilweise Ödland entstanden war. "Die Böden hier gehen gegen den Mann" war ein alter Bauernspruch für die herrschende schlechte Bonität. Die brachliegenden Flächen hätten sich für eine Aufforstung angeboten, erzählt Fenn.

Verständnisvoller Gemeinderat

Durch Grundstückstausch und einem sehr verständnisvollen Gemeinderat habe das Projekt verwirklicht werden können, so der Altbürgermeister. Durch das angrenzende Trockenbiotop mit Magerrasen und seltenen Pflanzen sei ein weiterer Hektar dazugekommen. Das Projekt sei mit der Unteren Naturschutzbehörde durchgesprochen und für gut befunden worden. Auch der Gemeinderat habe seine Zustimmung gegeben. Entstehen sollte ein typischer Mischwald.

Am Unterhang sollten die Eichen dominieren, Edellaubhölzer wie Feldahorn, Wildbirne oder Rotbuche wurden am mit Löss versetzten Oberhang gepflanzt. Alle Baumarten wurden in Gruppen nach einem festgelegten Raster gesetzt. Von außen her sollte der Waldrand als ökologisch gestalteter Mantel beginnen. Das bedeutete einen fließenden Übergang von der Stauden- über die Gras- und Sträucherzone zu den Halbbäumen und Hochstämmen.

80 000 Setzlinge in halbem Jahr

Ein halbes Jahr haben elf Männer des Bauhofs mit einer kurzen Winterunterbrechung gebraucht, um die 80 000 Setzlinge in die Erde zu bringen. "Wir waren bei Wind und Wetter draußen", erzählt Bauhofleiter und Gärtnermeister Walter Zeißner, der die Arbeiten leitete und kräftig mitgepflanzt hat. Im Abstand von jeweils einem Meter habe ein Pflanzloch gebohrt werden müssen. Dies sei aufgrund der Härte des Bodens nur maschinell möglich gewesen.

Der darauffolgende Sommer entpuppte sich als sehr trocken, die Setzlinge drohten einzugehen, Wasser war keines in der Nähe. Als einzige Chance sah Fenn, einen Rutengänger einzusetzen. Das war der damalige zweite Bürgermeister Karl Schöner. Er fand drei Stellen, an denen Wasseradern im Boden waren. Die von der Gemeinde beauftragte Brunnenbaufirma hatte ebenfalls einen Rutengänger dabei, der die gefundenen Stellen bestätigte.

Nach 29 Metern stieß man auf Wasser, der Brunnen wurde bis 40 Meter gebohrt. Die Gemeinde beschaffte Stromaggregat und Pumpe – letztes wurde in Eigenleistung selbst zusammengebaut. Die Setzlinge wurden jetzt sechs Jahre regelmäßig beregnet, bis sie angewachsen waren und ohne Bewässerung auskamen. Der Bestand konnte erhalten werden. Die Investition von 50 000 Mark für den Brunnen hatte sich gelohnt. Es gab aber auch einen Zuschuss von 100 000 Mark aus EU-Mitteln für das Projekt.

Tennet ist neuer Gegner

"Seit drei Jahren werden nun Bäume entastet, damit es mit dem Wuchs weitergeht", erklärt Zeißner. Neben der Trockenheit habe man auch mit einer Mäuseplage kämpfen müssen. Hier seien Lebendfallen eingesetzt worden, der Bussard habe den Rest erledigt. Die Tierwelt sei durch den Wald auch vielfältiger geworden.

Doch es gibt auch neue Gegner: "Tennet will Masten stellen und den Wald überspannen, da dort das Umspannwerk "Bergrheinfeld West" angrenzt", so Bürgermeister Ullrich Werner. "Die müssen sich etwas anderes überlegen." Er freue sich, dass dieses Projekt gelungen und daraus ein richtiger Wald geworden ist.

Die Investition in die Zukunft ist Altbürgermeister Wendelin Fenn gelungen. Doch mit Baumpflanzungen hatte er bereits Erfahrung. Als er ins Bürgermeisteramt gewählt wurde, droht der Auwald im Garstadter Holz aufgrund der Grundwasserabsenkung durch die Staustufe und dem Bau des Atomkraftwerkes zu vertrocknen. Hier hatte er 20 000 Bäume pflanzen lassen. Den Auwald gibt es zwar nicht mehr, aber das Garstadter Holz hat als Wald überlebt.

Vor 25 Jahren: Erwin Edelmann und Bauhofleiter Walter Zeißner pflanzen Setzlinge auf der kargen Fläche 'Am Galgenberg'; im Hintergrund der Aussiedler 'Felsenhof'.
Foto: Horst Fröhling | Vor 25 Jahren: Erwin Edelmann und Bauhofleiter Walter Zeißner pflanzen Setzlinge auf der kargen Fläche "Am Galgenberg"; im Hintergrund der Aussiedler "Felsenhof".
 
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