Sandstein, Holz, Lehm: Diese natürlichen Baustoffe dominieren in dem kleinen Gehöft im Altort von Schleerieth. Wieder zur Geltung gebracht hat sie die behutsame Renovierung des Besitzerehepaares Joachim Heilmann und Katrin Zitzmann. In jahrelanger Arbeit verhalfen sie dem fränkischen Stil an Haus und Hof zu neuem Leben und ihrer Familie zu einer ganz besonderen Wohnatmosphäre.
Gemütlichkeit strahlt der Sandsteinhof schon von außen aus. Viele Blumen und nostalgische Dekoration zaubern Heimeligkeit herbei, das neue kunstgeschmiedete Eisentor im alten Stil gibt den Blick in das charmante Dreiseit-Gehöft frei. 1908 steht auf dem Torpfosten, über dem Hauseingang ist gar die Jahreszahl 1895 eingemeißelt.
Mit der Familie mit zwei kleinen Töchtern ist dort wieder junges Leben eingekehrt. Das ist das Ziel der Innenentwicklung in der Gemeindeallianz Oberes Werntal. Der Markt Werneck als Gründungsmitglied hat innerhalb der Gemeinschaft die Sprecherrolle für das Thema Gesundheit übernommen. Dieses drückt sich beim Bauen auch mit natürlichen und gesundheitsfördernden Baustoffen aus, wie sie bei diesem Sandsteinhof verwendet wurden.
2005 kaufte das Paar den Hof, ein Jahr später begann die Renovierung mit der Entkernung des Hauses. "Der Vorbesitzer hatte innen alles mit Holzplatten verkleidet", erzählt Joachim Heilmann. Dahinter kamen Balken und Lehmgefache zum Vorschein, die das Paar wieder instandsetzte.
"Lehm ist ein schöner Baustoff", meint der Bauherr, "er lässt sich gut verarbeiten". Zumal auch neue Strom- und Wasserleitungen gelegt werden mussten. Außerdem sorgt er für ein gutes Raumklima, bestätigt seine Frau. "Lehm zieht die Feuchtigkeit an und gibt sie wieder ab." Mit spezieller Lehmfarbe wurden die Wände hinterher gestrichen.
Die sandsteinerne Außenwand und das Dach hatte Heilmann zuvor mit Matten aus Hanf innen isoliert. Das ökologische Material aus nachwachsendem Rohstoff hat eine hohe Feuchtigkeitsbeständigkeit, außerdem wird ihm eine gute Schalldämmung nachgesagt. "Und es hat genauso viel gekostet wie andere Dämmung", erinnert sich der Bauherr.
Die alten Holzdielen im Obergeschoss wurden abgeschliffen, wo nötig ersetzt und geölt. Von diversen Lackschichten wurde auch die alte Treppe mühsam befreit, die Holztritte wurden mit Öl eingelassen. Glasfächer beinhaltet jetzt das Holzgeländer, Glastüren sind auch in den Zimmern im Erdgeschoss eingebaut, "damit das Licht auch in den Flur kommt".
Die Wohnfläche von etwa 100 Quadratmetern ergänzte das Paar durch einen neuen Anbau in Verlängerung des Hauses anstelle eines ehemaligen Stalles und einer Garage. Bei deren Abriss kam unterm Putz die sandsteinerne, hintere Außenmauer des Wohnhauses wieder zum Vorschein, die auf Wunsch der Bauherrin gesäubert und neu verfugt wurde. "Ich habe mir gut vorstellen können, wie das im späteren Wohnzimmer aussieht", lächelt Katrin Zitzmann, deren Kreativität sich im Anwesen widerspiegelt.
Der Anbau wurde leicht versetzt, aber mit gleich steilem fränkischem Dach erstellt, "weil der Architekt sagte, es muss räumlich passen, die Proportionalität muss gewahrt bleiben", erläutert ihr Mann. Etwa 70 Quadratmeter wurden dazu gewonnen: im Erdgeschoss für Hausarbeitsraum und Wohnzimmer, in dem die Sandsteinwand heute ein Schmuckstück ist, und im Obergeschoss für zwei Kinderzimmer.
Auf der hofabgewandten Seite liegt neben dem Wohnhaus noch ein Garten, den die Eheleute wieder nutzbar gemacht haben. Dazu terrassierten sie das abschüssige Gelände in drei Ebenen: einen Gemüsegarten von der Straßenseite her, darüber eine Terrasse mit Austritt aus dem angebauten Wohnzimmer und als drittes ein Rasenstück mit überdachtem Freisitz vor dem ehemaligen Stall.
In diesem verbirgt sich heute ein rustikaler Partyraum. Die Scheune daneben dient als Lager, beinhaltet zudem die Werkstatt für Joachim Heilmann und einen Bastelraum für seine Frau.
Ein Fachwerk-Nebengebäude an der hinteren rechten Hofecke, in dem einst die Hühner gackerten, wurde zum Wäscheplatz umfunktioniert. Die Holzbohlendecke unterm Dach entfernte der Bauherr, den Boden legte er im vergangenen Jahr mit Sandsteinplatten tiefer und eben.
Entlang der rechten Seite des gepflasterten Dreiseit-Hofes hat er niedrige Sandsteinmauern gesetzt. Darin sind Grüninseln, Kräuterschnecke und Wasserlauf nebst schöner Vintage-Dekoration eine Augenweide.
In den vergangenen Jahren hat das Paar in Haus und Außenanlagen viel Zeit und Geld investiert. Das besondere Ambiente hat es sich mit den alten Materialien und mit Ideenreichtum selbst geschaffen.
Die Anstrengungen der Allianz Oberes Werntal zur Wiederbelebung der Altorte zeigen Wirkung. Ziel ist es, sogenannte Krapfendörfer zu schaffen, deren Inneres gut gefüllt ist, und Donut-Dörfer zu vermeiden, die in ihrem Kern leer sind. Die verschiedenen Aspekte dieser Innenentwicklung mit Vorbildcharakter beleuchten wir in unserer Serie.