
Ritterrüstungen, Minnesänger, Wappen und Burgmauern empfangen derzeit den Besucher im Foyer des Wernecker Rathauses. Die Wanderausstellung des Bezirks Unterfranken "Rund um die Burg" vermittelt an verschiedenen Info- und Mitmachstationen ein anschauliches Bild vom Burgleben im Mittelalter. In Werneck, einst selbst Standort einer Wasserburg, ist die Ausstellung erstmals im Landkreis Schweinfurt zu sehen.
Ein leibhaftiges Burgfräulein begrüßte mit einem mittelalterlichen "Seid willkommen" die 40 Drittklässler aus Essleben und Waigolshausen zur Ausstellungseröffnung. Rathausmitarbeiterin Stefanie Büttner, die die Ausstellung ins Haus geholt hatte, wollte in dem Kostüm den Kindern einen möglichst authentischen Eindruck der Kleidung von damals geben.
Die Zeit spielerisch entdecken
Über 200 Burgen gab es im Mittelalter im Raum des heutigen Unterfranken. Um diese Zeit auch spielerisch entdecken zu können, hatte die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks gemeinsam mit dem Museum für Franken die Ausstellung 2020 konzipiert. Seitdem ist sie im Regierungsbezirk unterwegs und macht nun bis zum 26. April Station in der größten Landkreisgemeinde.
Wernecks "Burgherr" beziehungsweise Bürgermeister Sebastian Hauck empfing zunächst die Grundschüler im Sitzungssaal, um sie auf das Thema hinzuführen. Zwar habe es in Werneck früher auch eine Burg gegeben, die aber durch Kriege zerstört wurde und an deren Stelle heute das Balthasar Neumann-Schloss stehe, erläuterte er. Wenige Reste seien bei archäologischen Ausgrabungen gefunden worden, ergänzte "Burgfräulein" Stefanie Büttner.
Zum Unterschied zwischen Burg und Schloss wussten die Kinder, dass eine Burg häufig auf einem Berg stehe und der Verteidigung diene. Dagegen nütze ein Schloss dem König oder Fürsten zum Ausruhen und zum Angeben, meinten die Neunjährigen.
Mit einem Quiz, per Beamer an die Leinwand geworfen, konnten die Kinder ihr Wissen über das Burgleben überprüfen. Es ging um das sehr fleischlastige Essen der Burgherren – "Schweinsbraten und Hähnchen", wie die Kinder meinten. Minnesänger wie Otto von Botenlauben oder Walther von der Vogelweide wurden verglichen mit Stars von heute wie Helene Fischer oder Mark Forster. Oder gefragt war, ob Burgen immer aus Stein gebaut wurden. Was mitnichten der Fall war, zumal im Mittelalter Holzpalisaden und Holztürme die Burgen bildeten.
Nach einer Stärkung, gestellt vom "Burgherrn" Hauck, erkundeten die Drittklässler die Mitmachstationen im Foyer. Gleich am Eingang erwartete eine Papp-Archäologin mit Kamera die Besucher. Sie sei, wie Stefanie Büttner den Kindern erklärte, verantwortlich für Ausgrabungen von Burgen. Deshalb wisse man auch so viel über deren Bauweise und das Leben dort.
Eine Ritterrüstung zog vor allem bei den Jungen die Aufmerksamkeit auf sich. Die Fahnen daneben wiesen auf Sprüche aus der Ritterzeit hin, deren heutige Bedeutung die Kinder raten sollten. Beispiel: "Eine Lanze für jemanden brechen", wie es der Ritter bei einem Turnier tat, um die Burgdame zu beeindrucken, bedeutet heute, sich für jemanden einsetzen.
Kostbarkeit von Gewürzen
Andere Stationen forderten zum Schreiben der alten Schrift auf oder fragten nach neuen Nutzungsideen für alte Burgruinen: Gaming-Center war etwa eine Kinderantwort. Ein Puzzle aus Kachelofenteilen, zum Beheizen der Burgstube, forderte ebenso zum Mitmachen auf. Oder die Kostbarkeit von Gewürzen wurde mit einer Waage verdeutlicht, zumal der Gegenwert in Schafen und Rindern abgewogen werden sollte.
Wer als Besucher im Rathaus einmal warten muss, kann sich die Zeit an einer Leseecke mit Sagen und Märchen aus der Ritterzeit verkürzen.
Geöffnet ist die Ausstellung "Rund um die Burg" im Foyer des Rathauses Werneck bis zum 26. April zu den Öffnungszeiten des Rathauses, Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, Montag und Dienstag von 13.30 bis 15.30 Uhr, Donnerstag von 13.30 bis 17.30 Uhr.
