Alle Waldbesitzer in der Region haben derzeit ein großes Problem: Obwohl laut Kalender eigentlich Winter ist, gab es bislang keine länger andauernde Frostperiode. Dadurch kann es in den Wäldern beim Abtransport der geschlagenen Bäume zu großen Schäden am Waldboden und auf den aufgeweichten Forstwegen kommen. Auch in den Sulzheimer Gemeindewaldungen am „Dachsbau“ und am „Dürrfelder Weg“ kam es beim Abtransport der Bäume zu durchaus dramatisch aussehenden Schäden, die in der Bevölkerung für Gesprächsstoff sorgten.
In der Gemeinderatssitzung am Montagabend nahmen nun Thomas Venius und Haiko Beisswenger vom Forstdienstleister Blauwald GmbH ausführlich Stellung zur aktuellen Situation und legten zugleich auch eine wirtschaftliche Bilanz über die zurückliegenden zwei Jahre vor.
In der Abteilung „Dachsbau“ – ein rund 50-jähriger Bestand mit 65 Prozent Eschen, 20 Prozent Kiefern und einigen Eichen – habe man kurz vor Weihnachten die durch Pilzbefall absterbenden Eschen entnehmen müsse, um die Kiefern und Eichen zu fördern, so Haiko Beisswenger. Dies sei eine lebensgefährliche Arbeit. Aus Gründen der Sicherheit habe man hier deshalb Harvester-Maschinen eingesetzt.
Und am „Dürrfelder Weg“ (eine Waldabteilung mit schlechten Eichen, die als Biotopbäume stehen bleiben und für die die Gemeinde staatliche Fördergelder bekommt) habe man sterbende Eschen und Lindenbäume entnommen. Bei den Arbeiten habe man aus ökologischen Gründen auch viel Totholz liegengelassen. Es liege auch viel Splitterholz im Wald herum, das entstanden sei, als die kranken und bereits abgestorbenen Eschen fielen.
„Es fehlt in diesem Winter einfach der mehrtägige Frost“, so Beisswenger. Dies habe besonders bei der Abfuhr der Stämme für Probleme gesorgt. Es sei eine Abwägungssache gewesen: entweder das geschlagene Holz liegenlassen mit der Gefahr, dass es Schaden nimmt, oder die Abfuhr durchziehen. Er habe sich für die Abfuhr entschieden, berichtete Beisswenger. Trotz der Spezialgeräte, die auf „weichen Sohlen“ im Wald unterwegs seien, habe es Schäden in den Rückegassen und auf den Wegen gegeben. Der Waldboden in den Rückegassen werde sich aber schnell regenerieren, weil er nur oberflächlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Wege müssten bei trockener Witterung mit einem Bagger abgezogen werden. Bei den Wegen gebe es das Problem, dass sie früher offenbar mit Bauschutt abgefüllt worden seien, der jetzt selbst aufweiche.
Erich Rößner aus Alitzheim, Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Gerolzhofen, Naturschutzwächter und Naturführer, erhielt in der Gemeinderatssitzung von Bürgermeister Jürgen Schwab Rederecht erteilt. Auch er sei zuerst schockiert gewesen, als er den Wald nach der Fällaktion gesehen habe, sagte er. „Es sah aus wie nach einem Manöver mit schweren Panzern.“ In der Tat sei es aber so, dass es sich an den allermeisten Stellen nur um eine „oberflächliche Unordnung“ handle. Im Somme werde dies wieder deutlich anders aussehen. Dies habe auch Jürgen Kiefer von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Schweinfurt bei einer Ortsbegehung bestätigt.
Es gebe allerdings einige wenige nasse Stellen, wo das Wasser auf tonhaltigem Boden in Mulden lange stehen bleibt, erklärte Rößner. Dort seien die Schäden schon erheblich. Man sollte deshalb darüber nachdenken, diese Bereiche künftig komplett aus der Nutzung herauszunehmen, um ähnlich wie im Steigerwald „Trittsteine“ für die Natur zu schaffen.
Gemeinderätin Elke Öchsner regte an, künftig im Amtsblatt oder im Internetauftritt der Gemeinde anzukündigen, wenn wieder Einschlagaktionen im Gemeindewald geplant seien. Dort könne man dann auch weitere Informationen geben. Jürgen Kneißl ergänzte, bei einem „Waldtag“ im Sommer könnten Gemeinderat und Bevölkerung sich vor Ort davon überzeugen, dass sich vieles relativiert habe, was jetzt noch schlimm aussehe.
Thomas Venius präsentierte den Gemeinderäten die Zahlen der Jahresabschlüsse 2016 und 2017. Im Jahr 2016 habe man rund 1500 Festmeter geschlagen, unterm Strich habe die Gemeinde mit dem Wald einen Überschuss von rund 50 000 Euro erzielen können. Allerdings seien in dieser Bilanz nicht die Bauhoflöhne enthalten. In 2017 habe man etwa 1200 Festmeter geschlagen und ein Plus von 48 000 Euro erwirtschaften können (ebenfalls ohne Berücksichtigung der Bauhoflöhne).
In der mittelfristigen Waldplanung von 2005 bis 2017 habe man als Vorgabe einen durchschnittlichen Jahreseinschlag von 1320 Festmeter anvisiert – bei einem gleichzeitigen jährlichen Zuwachs an Holz von 1553 Festmetern. Seit 2005 habe man rund 17 000 Festmeter gefällt, während rund 20 000 Festmeter Holz nachgewachsen sei.
Für das laufende Jahr 2018 plant die Firma Blauwald einen Einschlag von 1285 Festmeter. Rund 1500 junge Bäume sollen auf einer Fläche von 15 Hektar gepflanzt werden. Für den Wegebau sind 7000 Euro vorgesehen. Am Ende des Jahres sollten 23 000 Euro als Erlös übrig bleiben. „Es ist wieder ein gutes Wirtschaftsjahr zu erwarten“, sagte Venius.
Der Gemeinderat stimmte einstimmig dem Jahresplan 2018 zu.