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RÖTHLEIN
Wie man mit Stoffresten Lebensgeschichten verewigt
Gibt ihr Wissen rund ums Patchworken und Quilten weiter: In den vergangenen 20 Jahren hat Thea Merkelbach (Dritte von links, in grün) viele Quilts gefertigt, die aus den unterschiedlichsten Gründen stets eine besondere Bedeutung für sie haben.
Foto: Daniela Schneider | Gibt ihr Wissen rund ums Patchworken und Quilten weiter: In den vergangenen 20 Jahren hat Thea Merkelbach (Dritte von links, in grün) viele Quilts gefertigt, die aus den unterschiedlichsten Gründen stets eine ...
Von unserer Mitarbeiterin Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 17.10.2017 11:42 Uhr

Als „schöne Sucht“ bezeichnet Thea Merkelbach das Patch-worken. Sie muss es wissen, denn seit über 20 Jahren verarbeitet die Expertin aus Gerolstein in der Eifel Stoffreste zu wunderschönen Dingen.

Glücklicherweise ist sie gleichzeitig auch die Mutter der Röthleiner Bibliotheksleiterin Alexis Lender. Und so verbindet sich – wie es so schön heißt – das Nützliche mit dem Praktischen, und Thea Merkelbach veranstaltet bei ihren Tochterbesuchen auch mal einen handwerklichen Nachmittag in der Röthleiner Gemeindebibliothek.

Bereits im vergangenen Herbst war sie zu Gast mit einem Kurs und die Resonanz so groß, dass es nun im Frühjahr gleich eine Fortsetzung gab. Auch die nächste Veranstaltung ist für Oktober schon fest eingeplant.

Nächster Termin im Oktober

Wenn Thea Merkelbach über ihre Leidenschaft spricht, vergisst man Zeit und Raum, zu spannend sind die Geschichten rund ums Patch-worken und Quilten, die ihr oft nur so zufliegen.

So hat sie vor Jahren auf einem Berliner Flohmarkt einen antiken Quilt ergattert, in den original schottische Schiffspapiere und alte Seidenstoffe eingearbeitet waren, die sich herkunftstechnisch bis zurück in die 1780er Jahre verfolgen lassen.

Nach der Lagerung im eigenen Haus sucht sie nun gerade nach einer Möglichkeit, das antike Stück in einem Museum unterzubringen.

Das Quilt, eine Steppdecke aus vielen einzelnen Stücken, verbirgt oft wunderbare Geschichten, gerade weil es meist als Erinnerungsstück gefertigt wurde: zum Andenken an Verstorbene, als Willkommensgruß für Neugeborene oder als Denkmal für Begebenheiten.

Auch die erste Decke, die die Gerolsteinerin vor vielen Jahren fertigte, ist so ein Stück. Verarbeitet hat Merkelbach da nämlich einen alten Mantel ihrer verstorbenen Mutter, „den sie nicht einfach so wegwerfen wollte“. Und begann so ihre handwerkliche Patchwork-Erfolgsgeschichte. Neben zwei Ponchos für die eigenen Kinder verarbeitete sie die Mantelstoffreste mit Häkel- und Strickarbeiten zu einer wunderbaren Decke, die sie den Interessentinnen dann in der Bibliothek präsentierte.

Gerne arbeitet die Patchworkexpertin auch Labels in ihre Handarbeiten ein und hatte auf einer Portugalreise das nette Erlebnis, dass eine Frau ihr eine ganze Hand voller Etiketten brachte, nachdem sie Thea Merkelbach beim Werkeln beobachtet hatte.

Lachend erzählt sie dann von dem Mann, der einen feinen Zwirn in einem ihrer Stücke sah und erst mal meinte: „So einen habe ich auch“, bis seine Frau ihn aufklären musste, dass er den nun nicht mehr hätte.

Aus manchen dieser Begegnungen sind Kontakte und Freundschaften entstanden, und auch Theas Freunde und Bekannten daheim versorgen sie gerne mit Textilien. Selbst die ausgedienten alten Polizeihemden aus NRW haben bei ihr ein neues Domizil gefunden. Ein ganzes Zimmer ist voll mit stofflichen Resten.

Und auch im Obergeschoss der Gemeindebibliothek sieht es an diesem Nachmittag aus, wie bei einer Altkleidersammlung. Da muss sich Thea Merkelbach übrigens – wie sie selbst lachend zugibt – oft wirklich fast beherrschen, wenn sie die Säcke am Straßenrand sieht: Aus Altem etwas Neues machen und dabei mit den Flicken (aus dem Englischen für „patch“) unglaubliche gestalterische Variationsmöglichkeiten zu haben, fasziniert viele. Und so gehört Thea Merkelbach daheim in der Eifel seit vielen Jahren einer internationalen Patchworkgruppe an.

Allergie gegen Stoff

Mittlerweile – und das ist der einzige Wermutstropfen – hat sie sich eine handfeste Stoffallergie „erarbeitet“ und werkelt nun mit feinen Handschuhen. Doch aufhören kommt für sie nicht in Frage, dafür macht ihr die „Sucht“ zu viel Spaß. Wenn man sich so in der Gemeindebibliothek umschaut, dürfte sie für die eine oder andere stofftechnische Neuinfektion in der Großgemeinde verantwortlich sein.

Und wie es aussieht, werden ja auch in Bayern demnächst sehr viele Polizeiuniformen ausrangiert – für Patchwork-Süchtige doch sicher ein Stoff, aus dem die Träume sind.

 
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