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Werneck
Wie ein Krimi, aber der Mörder ist ein Gespenst
Atmosphärische Klangwelten im Kulturfrühling. Autor Korb und Musiker Zimmermann zu Gast in der Buchhandlung Lesezeichen. Wie Geschichten zu Klängen werden.
Peter Zimmermann und Markus Korb kreierten im Rahmen des Wernecker Kulturfrühlings atmosphärisch dichte Klangwelten im Lesezeichen.
Foto: Daniela Schneider | Peter Zimmermann und Markus Korb kreierten im Rahmen des Wernecker Kulturfrühlings atmosphärisch dichte Klangwelten im Lesezeichen.
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 28.03.2019 02:10 Uhr

Schummerige Stimmung in der Wernecker Buchhandlung "Lesezeichen". Auf dem Tisch steht ein kleiner Totenkopf, schnell wird klar: Rosamunde Pilcher-Feeling gibt es bei der musikalischen Lesung "Klangwelten" von Markus K.Korb und Peter Zimmermann wohl eher nicht.

Als "ganz besonderes Leckerli" kündigt Katharina Bötsch ihren Kulturfrühlingsbeitrag an: Der Röthleiner Markus K. Korb ist Autor dunkler Phantastik-Erzählungen, der Heidenfelder Peter Zimmermann schafft mit dem Synthesizer experimentell-spannende Klangmomente. Gemeinsam gestalten sie seit Jahren Lesungen mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Der Zuhörerkreis ist gespannt; ob man denn anschließend schlafen könne, wird gefragt. Korb beruhigt, seine Geschichten sind wie Krimis, nur ist der Mörder zumeist ein Gespenst.

Trotz Gruselfaktor mitunter ein witziges Ende

Er beginnt mit einer harmloseren klassischen Gespenstergeschichte aus seinem jüngsten Werk Phantasma Goriana mit typischen Spannungsbogen und überraschendem, leicht gruseligen Ende. Der Gruselfaktor steigert sich schnell, der Autor liest aus verschiedenen Werken und streift dabei die unterschiedlichen Spektren des Genres, oft nehmen seine Geschichten trotz aller Schauerlichkeit ein irgendwie witziges Ende.

Korb schreibt über "Dinge abseits der Dinge" manchmal gesellschaftskritisch und zumeist mit Augenzwinkern, schon um dem oftmals Grauenvollen ein wenig den Schrecken zu nehmen. Die Anregungen "kommen zu ihm", er findet Inspiration im Fernsehen oder der Zeitung und manchmal auch bei Lesungen. Vielleicht, scherzt er, ist einer aus dem Publikum in seiner nächsten Geschichte.

Man merkt schnell: Er liebt die Stilmittel seiner Sprache ob nun Metapher oder Alliteration; ganz typisch für ihn, der sein "echtes Geld", so die Nachfrage, als Gymnasiallehrer für Deutsch verdient, sind Formulierungen wie die "flammenden Flügel des Chromvogels".

Klangbilder im Kopf

Der Höhepunkt kommt ganz zum Schluss; Peter Zimmermann erklärt es kurz. Er liest vorab die schaurigen Geschichten und hat dabei schon Klangbilder im Kopf. Nach diesen Vorstellungen kreiert er dann die Soundeffekte, mit denen er die erzählerische Atmosphäre manchmal bis hin zur Beklemmung verdichtet. Die meisten Zuhörer folgen dem "heißen Tipp" Korbs und schalten mit geschlossenen Augen auf Kopfkinomodus; das intensiviert die Erfahrung sogar noch. Diesmal "erwischt es "Ghostwriter", eine von Korbs neusten Erzählungen über einen Autor, der langsam das Gefühl für die Realität verliert.

Grandios, wie Zimmermann die Worte und deren Sinn in Soundeffekte verwandelt, wie er die atmosphärische Spannung hörbar werden lässt - eine unglaublich intensive Erfahrung, die ihre Premiere übrigens vor einigen Wochen in der Röthleiner Gemeindebibliothek hatte. Das Publikum ist begeistert, die Akteure auch, Lesungen wie diese machen den Sinn ihrer Arbeit aus, wie Korb abschließend feststellt und dann die Zuhörer mit einem süffisant gewünschten "angenehme Träume" in die Vollmondnacht entlässt.

 
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