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GEROLZHOFEN
Wie ein Goldregen der Musik
Auftakt der Kirchenmusikwoche: Mit Harfe und Orgel verzauberten Julia Rosenberger und Reiner Gaar das Publikum beim ersten Abendkonzert der Kirchenmusikwoche in der evangelischen Erlöserkirche.
Foto: Anne Bauerfeld | Auftakt der Kirchenmusikwoche: Mit Harfe und Orgel verzauberten Julia Rosenberger und Reiner Gaar das Publikum beim ersten Abendkonzert der Kirchenmusikwoche in der evangelischen Erlöserkirche.
Von unserer Mitarbeiterin Anne Bauerfeld
 |  aktualisiert: 13.01.2016 10:48 Uhr

Harfe und Orgel, Julia Rosenberger und Reiner Gaar – das waren die Hauptakteure beim ersten Abendkonzert der Kirchenmusikwoche in der evangelischen Erlöserkirche. Es war das erste große Kirchenmusikwochenkonzert in der frisch umgebauten Kirche, im Jahr zuvor hatte man noch in der Spitalkirche musiziert, erinnerte Bezirkskantor und Organist Reiner Gaar. Allerdings sei die Orgel noch nicht ganz fertig. Der neuen Akustik des völlig veränderten Kirchenraums geschuldet, werde auch sie noch umgebaut, allerdings erst im Januar, weswegen sie zur Zeit mehr als Begleit- denn als Soloinstrument dient.

Viele Zuhörer lauschten dem Programm quer durch die Jahrhunderte. Bereits beim ersten Stück, Pedro José Blancos (ca. 1750 - 1811) „Concerto Nr. 1 Allegro“ – klar, pointiert, ausdrucksvoll – zeigte sich, dass die Akustik in der Tat anders als gewohnt ist. Klarer, brillanter und heller erklang sie in der völlig neu gestalteten Kirche. Es hatte einen ganz eigenen Reiz, diese „alte“, teils sehr verspielte Musik im neuen, puristischen Raum zu hören.

Bei der „Siciliana“ des Italieners Ottorino Respighi (1879 - 1936), einem reifen Stück, fein und träumerisch, wollte man die Augen schließen und genießen. Voll erklang die Harfe, fein und gefühlvoll begleitet von der Orgel. Melodien und Töne umschlangen sich und bildeten ein bedächtiges, zartes Ganzes.

Zurück in der Zeit und hinauf nach Großbritannien ging es mit Sophia Corri-Dusseks (1775 -1831) „Duett II“, einem sehr lebhaften Stück, heiter und munter wie ein fröhlicher Tanz, bei dem die Solisten erneut beglückend harmonierten und die Freude des Stücks perfekt ins Publikum trugen. Geradezu himmlisch erklangen Marcel Tourniers (1879 - 1951) „Vier Präludien op 16“. Zuckersüße Crescendi und zaubrige Läufe der Harfe entführten, ob man wollte oder nicht, vereinigten sich mit der dunkleren Melodie der Orgel zu meditativen Passagen, um erneut in diesen Goldregen der Töne zu perlen, der einfach nur verzauberte.

Wieder völlig anders, modern, intensiv und förmlich greifbar Reiner Gaars Stück für Orgel solo „Fantasie über Chomolungma“, das 1996 unter dem Eindruck einer Wanderung zum Fuße des Mt. Everest, der tibetanisch „Chomolungma“ heißt. Hoch, fast stechend erklang die Orgel, schwoll zu einem Donnern und Grollen an, das diesen (über)mächtigen Berg und den hier völlig begrenzten Menschen absolut plastisch machte. Mucksmäuschenstill im Publikum wurde es bei Karel Svobodas (1938 - 2007) Stück „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ aus dem gleichnamigen Weihnachtsklassiker für Harfe solo. Traumhaft schön glitzerten die herrlichen Töne der Harfe wie tanzende, sonnenbeschienene Eiskristalle. Mit dem berühmten „Kanon“ des Nürnbergers Johann Pachelbel (1653-1706) fand sich ein weiterer Klassiker, dem die Zuhörer still und andächtig lauschten. Erneut ging es in eine andere Richtung mit Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847) und seinem „Adagio aus der Sonate f-Moll op. 65,1“ für Orgel solo. Laut und beeindruckend nach den zarten Stücken zuvor erklang die Orgel, festlich und mächtig – und an vereinzelten Tönen leider fast unangenehm im Kirchenraum. Es wird also wirklich spannend, wie die Orgel sich nach ihrem Umbau anhören wird.

Eine Legende stand zum Schluss, Rudolf Ewald Zingels (1876 - 1944) „Legende für Harfe und Orgel“, bei der die beiden Instrumente gleichsam Frage und Antwort mit traumgleichen Motiven miteinander spielten. Die dunkleren, erdigeren Töne der Orgel kontrastierten reizvoll mit den hellen, klaren der Harfe, deren Melodien an gälische Weisen erinnerten. Seinen Zauber erhielt das Stück jedoch von seinen Reprisen, sei es im Kleinen oder im Großen, so dass sich das Stück am Ende erneut so erhob wie zu Beginn.

Mit Julia Rosenberger und Reiner Gaar hatte man Meister, die ihre Instrumente virtuos beherrschen, sowie sehr schöne, sehr volle Instrumente, die man kitzeln, fordern kann, vom Hochdramatischen bis zum tief Gefühlvollen. Eine Wiederaufnahme dieses Duos ist sehr wünschenswert – bitte mehr!

Das nächste Konzert der Kirchenmusikwoche findet am Mittwoch, 7. November, um 20 Uhr in der Erlöserkirche statt. Beim Konzert für Knopf-Akkordeon mit Anton Kryukov (Berlin) werden Werke von Pachelbel, Bach, Haydn, Scarlatti zu Gehör gebracht. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro.

 
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