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SCHWEINFURT
Wie ein Arzt zum Mörder wird
Und Action: Am Set herrscht stets eine gute Stimmung, für alle ist die Arbeit trotz stressiger Momente ein Riesenspaß. Die Kameraleute Shane Kavanagh (links) und Jackie Eckert (rechts) werden hier gleich die Eheszene zwischen Anne Alexander Sieder und Mika Metz drehen. Regisseur Kevin Wloczyk wird dann alles von seinem Regiestuhl aus verfolgen.
Foto: Lukas Will | Und Action: Am Set herrscht stets eine gute Stimmung, für alle ist die Arbeit trotz stressiger Momente ein Riesenspaß.
Lukas Will
Lukas Will
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:42 Uhr

Die Frau des Killers liegt schon im Bett. Um sie herum baut die Filmcrew Scheinwerfer auf und verlegt Kabel. Der Regisseur kniet neben der Schauspielerin und bespricht letzte Details. Alle warten noch darauf, dass die Hintergrundmusik in dem Schweinfurter Möbelhaus abgestellt wird. Denn wenn das Psycho-Drama „The Secrecy“ fertig ist, soll der Zuschauer nicht merken, dass diese Eheszene in einem Modell-Schlafzimmer entstanden ist.

Der Film zeigt den psychischen Verfall eines erfolgreichen Chirurgen. Durch den tragischen Verlust seiner Familie wird dieser zum folternden Mörder. Federführend bei der Produktion ist der 19 Jahre alte Schweinfurter Regisseur Kevin Wloczyk. Seine beiden ersten Werke („Halloween“, „Dead House“) waren Horrorfilme – und auch diesmal wird es stellenweise blutig.

Das größte Grauen soll sich jedoch im Kopf des Zuschauers abspielen, sagt der Regisseur. „Es kommt auf jeden selber an, wie brutal es wird. Ich setze auf Kopfkino, der Zuschauer soll mitarbeiten.“ So seien die Sympathien zwischen Opfer und Täter nicht klar verteilt. „Es gibt keinen Bösen. Der Zuschauer entscheidet, auf wessen Seite er steht.“

Für seinen dritten Film hat Wloczyk alle Register gezogen: Professionelle Schauspieler, ein erfahrener Kameramann aus Australien, Micaela Schäfer als prominentes Gesicht in einer Nebenrolle und Ausrüstung im Wert von einer Viertelmillion Euro – darunter Kameras, wie sie Peter Jackson schon für die „Hobbit“-Reihe verwendete. „Wenn man den Film später sieht, soll er nicht wie ein deutscher Film aussehen“, sagt Wloczyk. „The Secrecy“ solle ein Independent-Film mit Hollywood-Optik werden.

Wird eine Szene gedreht, nimmt Wloczyk auf seinem Regiestuhl Platz und verfolgt die Kameraaufnahmen live auf seinem Monitor. Der 19-jährige Regisseur hat hohe Ansprüche. Die Videobilder sollen genau so aussehen, wie er es sich in Gedanken vorher ausgemalt hat. „Ich muss überzeugt sein, von dem was ich dreh“, sagt Wloczyk. Er sieht sich als Künstler, der Film ist das Mittel, um seine Geschichte zu erzählen. Im Durchschnitt wird eine Einstellung vier mal gedreht, bis der junge Regisseur zufrieden ist, erzählt ein Schauspieler.

Zwischenzeitlich arbeiteten bis zu 60 Menschen am Set. Einige sind zeitweise bei Wloczyks Produktionsfirma „Wild Screen Home Entertainment“ angestellt. Zusammen mit einem Produzenten hat er in den Film „einen hohen fünfstelligen Betrag“ investiert. „Ohne Risiko geht's nicht“, sagt Wloczyk. Alle Szenen spielen in Schweinfurt und Umgebung. Sogar Luftbilder von der Stadt hat der 19-Jährige gefilmt.

Eher wenig Erfahrung, dafür viel Talent und Hingabe

Die Schauspieler und das Team halten hohe Stücke auf den jungen Regisseur. Seine eher noch geringe Erfahrung macht er mit Hingabe und Talent wett. „Mit Kevin zu arbeiten ist etwas Besonderes“, sagt Hauptdarsteller Mika Metz, der den Chirurgen mimt. Wloczyk sei zwar jung, aber wisse ganz genau welche Geschichte er erzählen wolle – und mit welchen Mitteln.

„Auf die Charakterentwicklung hat er großen Wert gelegt. Das wird ein knallharter Psycho-Thriller“, sagt Metz. Auch der erfahrene Kameramann Shane Kavanagh aus Australien ist voll des Lobes: „Kevin hat Potenzial. Manchmal dauert es Jahre, bis jemand so ein Projekt auf die Beine stellt und er hat's jetzt schon gemacht.“ So hätten viele heute bekannte Regisseure angefangen.

Mit den Vorarbeiten hat Wloczyk im Januar angefangen. Ende Juli waren die letzten Drehtage. Der Schnitt und die Nachbearbeitung werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass der Film Ende 2015 oder Anfang nächsten Jahres deutschlandweit in mehrere Kinos kommt. „Ich will noch größere Projekte machen“, sagt der 19-Jährige. Regie zu studieren fände er interessant – hat aber momentan keine Zeit dafür.

Die Pläne zu zwei Nachfolger-Teilen für „The Sececy“ liegen schon in der Schublade. Davor schiebt Wloczyk aber noch einen anderen Streifen ein, der zunächst geheim bleiben soll. Das Genre ist aber ohnehin bekannt: „Ich habe mit Horror-Filmen angefangen, ich werde mit Horror-Filmen aufhören“, sagt der Regisseur.

 
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