zurück
Schweinfurt
Wie der Neustart an den Schulen funktionieren soll
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:22 Uhr

Das Papier ist taufrisch: Am 31. Juli haben Bayerns Schulen den neuen "Rahmen-Hygieneplan" des Kultusministeriums bekommen. 26 Seiten stark, gültig ab dem Schuljahr 2020/21. Hygienevorschriften, Verhaltensregeln, Lüftungsanweisungen – der Plan führt auf, was eingehalten werden muss, wenn der Regelbetrieb an den bayerischen Schulen wieder startet. Präsenz- statt Digitalunterricht, keine getrennten Klassen, keine abwechselnden Unterrichtsformen mehr – dafür Maskenpflicht, aber kein Sicherheitsabstand. Zumindest nicht unter den Schülern. Die Vorgaben umzusetzen – leicht wird das nicht, sagen Vertreter von Schweinfurter Schulen. Und doch ist man sich einig: es wird Zeit.

Zeit, dass Schüler wieder normal in die Schule gehen, Kontakt haben zu Schülern, zu Lehrern und umgekehrt. Zeit, Lücken zu füllen, die es mit der Schließung der Schulen und dem späteren Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht, definitiv gibt. Wie groß sie sind, wird sich noch zeigen, meinen Vertreter von Schulamt und Schweinfurter Schulen. Zum einen, weil zwar Schwerpunkte, aber nicht alles vermittelt werden konnte. Zum anderen, weil nicht jedes Kind, jeder Jugendliche die Phase des "Distanzunterrichts" gleich gut bewältigt hat. Thomas Eirich, Leiter der Rathenau-Schulen, hatte bei einer Sitzung des Schul- und Kulturausschusses im Juli klipp und klar festgestellt: Auf der Strecke geblieben sind viele – die Lücken und der Förderbedarf bei manchen groß. 

Auch für die Lehrer war der Unterricht auf Distanz, oft in digitaler Form, Neuland. Was an der FOS/BOS gut gelang, weil Technik und Software quasi bereit standen, um den Unterricht "problemlos" auf digital umzustellen, hakte bei anderen an der Ausstattung. Und generell muss man auch an Schulen – wie überall – noch einiges dazulernen, was digitales Arbeiten betrifft, sagt OMG-Schulleiter Thomas Kreutzmann. Auch wenn das digitale Unterrichten an sich schnell gut geklappt habe. Wie kann man die Möglichkeiten richtig ausschöpfen? Das sei eine wichtige Frage, nicht nur bei den Schulen. "Es ist absolut nötig, dass wir den Weg so weiter gehen", sagt Schulleiter Kreutzmann. Zumal das digitale Lernen ohnehin auf dem Lehrplan stehe, und das nicht erst seit der Pandemie.

Sie hat das Thema Digitalisierung, das zwar seit Jahren beständig von Politikern als wichtig eingestuft, aber trotz etlicher Förderprogramme nie richtig in die Gänge kam, neu angestoßen. So ganz rund läuft es offenbar trotzdem nicht. 250 000 Leihgeräte für Schüler und 20 000 Dienstlaptops für Lehrer wollte der Freistaat kaufen und verteilen. Angekommen ist das bisher nur in Teilen. Während man sich Ende Juli in Gerolzhofen an Grund-und Mittelschule über Leihgeräte für das Homeschooling freute,  die an Schüler verliehen werden, denen die nötige Technik zuhause fehlt, wartet man am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium noch vergeblich.

Was ist mit den Lehrern, die zur Risikogruppe gehören?

AvH-Schulleiter Klemens Alfen wundert das nicht. "Der Markt ist leergefegt", meint er. Wo der Freistaat die Massen an Geräten herbekommen will, ist ihm schleierhaft. Trotzdem, es wird etwas gemacht, das sei positiv. Auch die Stadt rüstet als Sachaufwandsträger nach, damit die Schule Wlan bekommt. Zumindest in Teilen. Ausreichend ist das nicht, vor allem nicht, wenn Alfen auf das neue Schuljahr blickt. Was ist mit den Lehrern, die nicht in der Schule unterrichten können, weil sie zur Risikogruppe gehören und ein ärztliches Attest haben? Vier bis fünf Prozent des Kollegiums werden ausfallen, meint Alfen: Lehrer aus der Risikogruppe und Schwangere.

Eingesetzt werden sollen diese Lehrer trotzdem, beispielsweise über Digitalunterricht. Doch das wird schwierig, meint Alfen und verweist auf die fehlende Wlan-Ausstattung in weiten Teilen der großen Schule. Den Stundenplan angesichts dieser Voraussetzungen abzudecken, werde nicht leicht. Fielen Lehrer in den Kernfächern aus, könne man das nicht so einfach kompensieren. Beispielsweise durch mobile Lehrerreserven oder "Team-Lehrkräfte", die zwar ein Staatsexamen haben, aber kein Lehramtsstudium. 800 will der Freistaat einstellen. Viel ist das nicht, angesichts der Masse an Schulen und des Bedarfs. Und in manchen Fällen, wie Alfen sagt, auch kein Ersatz.

Lehrer sind knapp – und das nicht erst seit gestern

Mit dem Problem haben viele weiterführende Schulen zu kämpfen, meint Alfen. Und nicht nur sie. Auch im Grund- und Mittelschulbereich sind Lehrer knapp, bestätigt Schulamtsdirektorin Gabriele Freiberg. Auch sie setzt keine allzu großen Hoffnungen in die angekündigten Zusatzkräfte. Allein wegen der Anzahl. Dennoch sei die Situation noch planbar, auch wenn es Engpässe gebe.

Sowohl die Schulamtsleiterin als auch Schulleiter sehen den Neustart als Herausforderung, aber absolut wichtig und nötig. Vor allem an den Grundschulen, wo der soziale Kontakt den Kindern sehr gefehlt habe. Wie diszipliniert und engagiert Kinder und Eltern die Situation gemeistert hätten, davor habe sie echte Hochachtung, sagt Freiberg. Für den Herbst fühle man sich gerüstet. Schließlich habe man alles schon einmal durchgemacht. Schulschließung, Distanzunterricht und den Wechsel. Die Schulen bereiten sich vor – auf alle Eventualitäten. Denn sicher ist in Corona-Zeiten wenig.

Was ab Herbst an Bayerns Schulen gilt

Erst wenige Tage ist der Rahmen-Hygieneplan des Bayerischen Kultusministeriums alt, da wird an den Schulen schon an der Umsetzung gefeilt. Am AvH gibt es beispielsweise eine eigene Hygienekommission – und einen Vorteil: die Größe der Schule, die einmal weit mehr Schüler als die aktuell 1000 hatte. Das wird es etwas einfacher machen. Denn im Herbst sollen alle Schüler wieder in ihre Klassen zurückkehren. Normaler Unterricht, wie soll das aussehen?

Maskenpflicht: Bisher war das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zwar an vielen Schulen üblich, aber noch ein Gebot. Das ändert sich. Ab sofort ist das Tragen einer Maske für Schüler und Lehrer verpflichtend – bis zum Platz.

Kein Mindestabstand mehr – zumindest nicht zwischen Schülern, sehr wohl aber zu den Lehrern.

Durchmischung wo möglich vermeiden, sowohl von Klassen als auch Jahrgängen. Einfach umzusetzen ist das nicht, weil für manche Unterrichtsformen wie Sport oder Religion Klassen gemischt werden. Wo keine Trennung möglich ist, sollen die Schüler blockweise sitzen.

Hygiene und Lüften: Die Vorschriften sind weiterhin hoch – von Desinfektion der Räume bis hin zu zusätzlichen Seifenspendern. Um eine Verbreitung des Virus durch Aerosole zu vermeiden, sind genaue Zeiten für das Lüften von Unterrichtsräumen vorgeschrieben.

Pausenverkauf ist ebenso wie Ganztagsklassen wieder möglich, allerdings sollen beim Pausenverkauf Abstände eingehalten werden.

Keine Schülerfahrten bis Ende Januar 2021.

Ob es beim Regelbetrieb bleiben kann, man zum Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht zurückkehren, Mindestabstände wieder einführen oder streckenweise ganz schließen muss, Klassen oder die gesamte Schule, entscheidet sich laut der Verordnung nach dem Infektionsgeschehen vor Ort. Nur im Fall einer zweiten Welle im Freistaat würden diese Verschärfungen landesweit angewandt. (Quelle: Rahmen-Hygieneplan zur Umsetzung des Schutz- und Hygienekonzepts für Schulen)

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Katja Beringer
Hygienevorschriften
Lehrerinnen und Lehrer
Leihgeräte
Risikogruppen und Risikoklassen
Schulamtsdirektorinnen und Schulamtsdirektoren
Schulrektoren
Schulämter
Schülerinnen und Schüler
Ärzte
Ärztliche Atteste
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top