Eigentlich hatte der VfR 07 Schweinfurt die Idee, Gäste mit etwas "anderer Musik" anzulocken. Daran erinnert sich Manfred Buhlheller, der ehemalige Vorsitzende beim TV Oberndorf im Rückblick auf die Jazz-Frühschoppen im Kirchweih-Zelt. Anno 1987 feierte der VfR Jubiläum und lud den TVO-Vorstand ein. Buhlheller gefiel die Veranstaltung, die Musik und die Idee mit Weißwurst und Weißbier.
"Mal was anderes als Blasmusik und Bratwurst" befand Buhlheller und steckte mit seiner Idee auch den Geschäftsführer beim TVO, Roland Dinkel, an. Die beiden wollten ein neues Highlight setzen. Im Verein gefiel das nicht allen auf Anhieb, aber am Ende gab es ein "Ja" für einen Probedurchlauf.
Konakt mit der Band aufgenommen
Manfred Buhlheller hatte schon Kontakt mit Horst Berst aufgenommen, der die "Ballbearing Jazzband" leitete und man war sich über die Gage einig; auch wenn die, wie Buhlheller berichtet, doch hoch schien für die Handvoll Instrumentalisten, die auf der Bühne standen. Und die Pessimisten, so steht es in der Chronik der Kirchweih, sollten anfänglich recht behalten. Nur wenige Gäste waren am Sonntagmorgen ins Zelt gekommen, die 50 Paar Weißwürste würden wohl keine Abnehmer finden und für Weißbier, für fränkische Kirchweih-Biertrinker damals etwas Exotisches, schien die Zeit noch nicht gekommen.
Aber nach und nach füllte sich bei der Premiere das Zelt – unter den Gästen befanden sich überraschend wenige "alte Oberndorfer". Es war ein ganz anderes Klientel gewesen, das den Weg zum TVO fand: Freunde von Jazz und Swing strömten zur Stadtteilkirchweih, "alte Schweinfurter Größen" aus der Musikszene trafen sich im Bierzelt, um begeistert den dort ungewohnten Tönen zu lauschen. Schunkeln, sonst der beliebteste Kirchweihsport, hatte Pause.
Schon während der Lieder zeigte sich das neue Kirchweih-Publikum angetan und applaudierte zwischen den Stücken. Die Premiere am 3. September 1988 war gelungen. Es sollten noch viele Gastspiele der "Jazzer" aus Würzburg folgen. 300 Besucher kamen schon im Folgejahr und die für Schweinfurt außergewöhnliche Mischung mit Swing & Jazz von der Bühne und mit Weißbier und Weißwurst fand eine eigene Fangemeinde, darunter auch mehr und mehr Menschen aus dem Umfeld des TVO, die anfangs skeptisch waren. 1997 überreichte Jochen Schwab, der amtierende Vorsitzende, den Musikern und Initiator Manfred Buhl eine Urkunde zum 10. Jubiläum.
Viele Gastspiele und Jubiläen
Es folgten noch viele weitere Gastspiele und Jubiläen: aus den Dizzielanders wurde die Ballbearing Jazzband und die Besetzung änderte sich immer wieder. Thomas Schäfer und Wolfgang Jünger waren aber weiterhin Dauergäste auf der Kirchweih. In den vergangenen Jahren kehrte Ed Sperber zurück, er war einer der Gründungsväter der Ballbearings. Mit ihm veränderte sich der Musikstil, jedoch ließ auch die Zahl der Ballbearing-Fans in Oberndorf nach.
Beim letzten Konzert der Jazzer, das in Grafenrheinfeld stattfand, traf Manfred Buhlheller nochmals auf die Musiker, beide Seiten erinnerten sich gerne. "Ice-Cream", ein Jazzstandard aus dem Jahr 1927, das die Ballbearing Jazzband als "Rausschmeißer" anstimmten, ist noch vielen Oberndorfern im Ohr.
Das "Jazzfrühstück" zur Kirchweih gibt es immer noch in Oberndorf. An diesem Sonntag spielen die Jamniks bei Weißwurst und Weißbier.
Kirchweih vom 1. bis 4. September
Samstag, ökumenischer Gottesdienst, Auftritt Kindergärten, Bieranstich mit dem Musikverein Kützberg, "Dance the funky Chicken".
Sonntag, Weißwurstfrühstück mit "Jamniks", Gochsheimer Kärwa-Musikanten.
Montag, "DrümRüm", Ehrung für Fabian Sagstetter.