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SCHWEINFURT
Wie das Leben weitergeht trotz Krebs
Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 19.10.2020 09:36 Uhr

Die Ärzte verschreiben Krebspatienten Medikamente, operieren, verordnen Chemo-Therapien. Doch wie kommt jemand mit der Diagnose Krebs klar, wie kann er mit seinen Ängsten und Sorgen leben? Für diese Aspekte gibt es die Psychosoziale Krebsberatungsstelle am Leopoldina-Krankenhaus.

„In der Medizin ist wenig Platz für Leid und Not“, sagt Doris Göb. Zu ihr in die Beratungsstelle (ein 2008 gestartetes Projekt von Leopoldina-Krankenhaus und Bayerischer Krebsgesellschaft) kann kommen, wer selbst krank ist oder einen Fall in der Familie hat – egal, ob Leo-Patient oder nicht.

In ihrem gemütlichen Zimmerchen im obersten Stock macht Doris Göb vor allem eines: zuhören. „Hier muss man nicht funktionieren“, sagt sie. Viele der Menschen, die zu ihr kommen, haben ihre Therapie schon länger hinter sich. Während der eigentlichen Behandlung fehlt oft die Kraft, sich zusätzlich mit etwas zu beschäftigen. Der Frage, wie es weitergeht, zum Beispiel. „Wenn die Patienten heimkommen, ist nicht alles vorbei“, sagt Doris Göb.

Mit dem Krebs verfallen viele Menschen in Schweigen. „Sie wollen die Familie nicht belasten.“ Doris Göb versucht, den Menschen ihre Stimme wiederzugeben, hilft ihnen, wieder stabil zu werden. Ihre Botschaft: „Das Leben hat Lebensqualität, egal, wie die Diagnose aussieht. Das Leben besteht auch noch aus anderen Seiten.“ Doris Göb verdeutlicht das gerne mit einem Vergleich. Man muss dem Krebs in der eigenen Vorstellung nicht ein ganzes Zimmer frei räumen. Es reicht, wenn er einen Stuhl einnimmt.

Junge Menschen, die nur noch ein paar Monate zu leben haben, Frauen, die kleine Kinder zurücklassen: Doris Göb wird oft mit schweren Schicksalen konfrontiert. „Berührbar bleiben, ohne sich auszuliefern“, ist ihr Rezept, um damit umzugehen. Sie erlebt auch oft, wie Menschen verzweifelt grübeln, warum der Krebs gerade sie erwischt hat. Einen Fehler bei sich selbst suchen. Jeder Dritte hat Krebs, sagt Doris Göb. „Es kann jeden treffen.“ Niemand braucht sich mit der Suche nach Schuld zu quälen.

Die Beratungsstelle arbeitet mit Selbsthilfegruppen zusammen, bietet Gruppenangebote an wie Onko Nordic Walking. In Kooperation mit dem Museums-Service der Stadt und gesponsert von Rotary gibt es auch den Workshop „Kraftquelle Malen“ in der Kunsthalle. Auch ein Weg, den Krebs nicht das ganze Leben einnehmen zu lassen. „Die Leute müssen auch ihre Seele geregelt kriegen, nicht nur ihren Körper.“

Doris Göb hat ihr Büro im 1. Stock des Leopoldina-Krankenhauses, Zimmer 21. Sprechzeiten: Montag bis Mittwoch von 9 bis 12 Uhr.

Tel. (0 97 21) 7 20 22 90. E-Mail: krebsberatung@leopoldina.de

 
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