Traditionen und die historische Tracht zu pflegen ist Zweck des Volkstrachten-Erhaltungsvereins "Die Semflder". Seit 100 Jahren kümmert er sich darum und richtet vor allem auch die Kirchweih, verbunden mit dem Friedensfest, aus. Dass es dem Verein gelungen ist, die Bräuche in die heutige Zeit zu transportieren, wurde beim Festkommers zum Vereinsjubiläum deutlich.
Schon beim Einzug zum ökumenischen Festgottesdienst in die Kirche erklang von der Orgel, gespielt von Altbürgermeister Emil Heinemann, das "Bauremädla". Trachten und Fahnen schmückten den Kirchenraum, Pfarrerin Nadine Jung-Gleichmann und Pastoralreferent Michael Pfrang gingen auf deren Bedeutung damals und heute ein.
Wie groß die Sehnsucht der Sennfelder ist, nach zwei Corona-Jahren ohne Kirchweih wieder einmal eine Plantour zu tanzen, wurde nach dem Gottesdienst auf dem Plan vor der Kirche deutlich. Zur Musik der Trachtenkapelle "Die jungen Sennfelder" drehten sich die Paare und genossen es sichtlich, wie auch Bürgermeister Oliver Schulze hinterher bekannte.
Verein hat 285 Mitglieder
Ein großes Fest zum Jubiläum hatte der Verein nicht feiern können, aber ein Festkommers im Saal der "Krone" musste sein. Vereinsvorsitzender Helmut Büschel, seit 26 Jahren an der Spitze der Trachtlerinnen und Trachtler, blickte einer Mitteilung von ihm zufolge zurück auf das Jahr 1922, als sieben heimatverbundene Sennfelder den Volkstrachten-Erhaltungsverein gründeten. Es gelang ihnen, in der Bevölkerung das Verständnis für Brauchtum und Tracht zu wecken. Gewachsen ist der Verein auf heute 285 Mitglieder, plus etwa 40 Tanzkinder und -jugendliche.
Weit kamen "die Semflder" herum und präsentierten ihre Tracht und Tänze: Schon 1932 nach München zum Oktoberfest, 1934 zum Weltkongress in Hamburg, 1936 zu den Olympischen Spielen in Berlin. Sie waren in Bulgarien und Rumänien oder beim Blumenfest in Nizza 1938. Der Zweite Weltkrieg brachte das Vereinsleben zum Erliegen, das aber 1948 wieder aufgebaut wurde. Damals wie heute, lautete der Wahlspruch: "Sitt‘ und Tracht der Alten wollen wir erhalten".
Das Brauchtum gerettet
1932 übertrug die Gemeinde dem Trachtenverein erstmals die Ausrichtung der Kirm. Seit 1949 ist sie regelmäßig damit beauftragt, stets am ersten Septemberwochenende. Zum Brauchtum gehört unter anderem, den Planbaum mit althergebrachten Gerätschaften und Muskelkraft aufzustellen und den historischen Plantanz zu pflegen. Dieser ist seit 1649 überliefert, als das erste Friedensfest anlässlich der Wiedererlangung der Reichsfreiheit gefeiert wurde. Dieses Friedensfest, die Semflder Kirm, wurde 2016 ins Immaterielle Kulturerbe aufgenommen.
Es sei dem Verein gelungen, dieses Brauchtum zu retten und in die heutige Zeit zu übertragen, lobte Landrat Florian Töpper. Er freute sich, dass "die Semflder" den Landkreis Schweinfurt überall hervorragend präsentieren und dankte für dieses Engagement.
Die Verbundenheit zwischen dem Trachtenverein und der Gemeinde auch hinsichtlich des Ausrichtens der Kirchweih hob Bürgermeister Oliver Schulze, Schirmherr des Jubiläums, hervor. Er freute sich über die Identifikation der Trachtlerinnen und Trachtler mit ihrer Heimatgemeinde. Sie verkörperten diese durch Musik, Tanz und Mundart. Davon gab es einige Kostproben, wie auch Tanzmusik, Stampfer und Sternpolka beim Kommers gezeigt wurden.
Glückwünsche zum Jubiläum kamen auch von den Patenvereinen aus Sulzbach-Rosenberg-Stamm und aus Nürnberg-Neunhof, vom stellvertretenden Vorsitzenden des Trachtenverbands Unterfranken, Kurt Weber, und vom Gochsheimer Trachtenverein und ihrem Vorsitzenden Hans-Jürgen Schwartling.