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SCHWEINFURT
Wertvolle Hilfe auf dem Weg in ein neues Leben
Es ist nicht immer einfach das Team der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) und den Jugendmigrationsdienst (JMD) an einem Ort zusammenzubringen, weshalb das Bild vom letzten Sommer stammt. Von links: Filiz Acar (MBE), Petra Langer (MBE + JMD + Dienststellenleitung), Petra Ebert (MBE), Helena Dück (JMD), Susanne Scheuplein (MBE + Projekt Wohnungsakquise), Erika Vikuk (MBE).
Foto: Langer | Es ist nicht immer einfach das Team der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) und den Jugendmigrationsdienst (JMD) an einem Ort zusammenzubringen, weshalb das Bild vom letzten Sommer stammt.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 28.01.2018 02:32 Uhr

Wenn Menschen in unser Land kommen, weil sie Zuhause keine Zukunft haben, weil ihnen Krieg, Willkür oder Terror alles genommen hat, dann greifen sie zum letzten Strohhalm – der Flucht in ein ihnen fremdes Land, eine fremde Kultur. Wenn sie es tatsächlich geschafft haben als Flüchtlinge anerkannt zu sein oder zumindest subsidiären Schutz genießen, also Bleiberecht haben, dann haben sie zwar schon viel geschafft auf dem Weg in ein neues Leben, aber ein mindestens noch einmal so langer Weg liegt vor ihnen – die Migration.

Wenn Migration gelingen soll, dann müssen viele Räder ineinandergreifen, dann müssen eine Reihe von Hilfestellungen wie die Glieder einer Kette funktionieren. Einen wesentlichen Beitrag dazu liefert die Migrationsberatung, wie sie zum Beispiel „Der Paritätische“ in der Manggasse in Schweinfurt bei Bedarf auch in den Sprachen Russisch oder Türkisch anbietet. Dienststellenleiterin Petra Langer, Susanne Scheuplein und ihr Team helfen Menschen, die aus dem einen oder anderen Grund hier ihre Zukunft sehen, denn sie kennen die Schalthebel und Weichenstellungen, die nötig sind auf dem Weg in ein neues Leben.

Existenzielle Fragen klären

Vermittlung von Sprach- und Integrationskursen, Beratung zu Schule, Ausbildung und Beruf, Beratung und Information zur finanziellen Absicherung, Beratung zu Ehe, Partnerschaft und Familie, Unterstützung beim Umgang mit Ämtern und Behörden, Beratung über Aufnahmeverfahren und Statusfragen, Beratung und Information über allgemeine Verbraucherfragen, psychosoziale Beratung bei Integrationsproblemen und in Krisensituationen, Öffentlichkeit und Vernetzung, Vermittlung an weitere Fachdienste– die Hilfestellungen, aufgeführt in tabellarischer Form – und so auch auf der Homepage der Migrationsberatung nachzulesen, sind zwar beeindruckend, aber eben nur eine grobe Übersicht, die noch nicht vermitteln kann, wie viel menschliche Schicksale sich dahinter verbergen.

Wenn Familien getrennt werden

Nicht nur Flüchtlinge mit Bleiberecht suchen Hilfe bei der Migrationsberatung, auch Spätaussiedler aus Russland gibt es nach wie vor, aber auch Menschen, die aus anderen EU-Ländern einwandern, suchen Hilfe. Fragen rund um Wohnung, Arbeit, Schule und Kindergarten für die Kinder und Hilfestellungen im bürokratischen Dschungel sind da noch die alltäglicheren Themen, auf die die Sozialpädagoginnen gemeinsam mit den Betroffenen Antworten suchen.

Oft wurden Familien auf der Flucht getrennt, Männer suchen verzweifelt nach Frau und Kindern oder umgekehrt. Auch das der Familiennachzug für Flüchtlinge mit lediglich subsidiärem Schutz ausgesetzt ist, sei kontraproduktiv für das Gelingen der Migration, ist sich Petra Langer sicher.

Die Menschen seien oft schon durch Kriegstraumata belastet, wenn dann noch die Trennung von der Familie dazukommt, dann wird es ganz schwer. „Wenn jemand gesund war, dann wird er oft in so einer Situation krank“, schildert Langer die Lage dieser Menschen, bei denen Verzweiflung häufig in die Depression führt. „Schon mancher Mann, der nichts über das Schicksal seiner Familie weiß ist hier bei uns in Tränen ausgebrochen“, so Langer. Doch mitunter kann über Suchdienste erfolgreich geholfen werden und überhaupt seien Integration und Migration meist eine Erfolgsgeschichte.

Wenn die Menschen sich erst einmal – mit Hilfe der Migrationsberatung – einigermaßen auskennen im Dickicht zwischen Krankenversicherung und Antragsformularen, dann seien die allermeisten äußerst bemüht in ihrer neuen Heimat nicht nur Fuß zu fassen, sondern voranzukommen. „Wir hatten hier schon junge Männer, die in zwei Jahren so gut Deutsch lernten, dass sie studieren können“, ist zu hören.

„Steine aus dem Weg räumen und den Rücken stärken“. So sehen die Migrationsberaterinnen ihre Angebote zur Hilfe zur Selbsthilfe. Spätestens, wenn ein Arbeitsverhältnis aufgenommen ist (oft geht eine nicht immer einfache Anerkennung der im Heimatland erworbenen beruflichen Qualifikationen voraus, bei der die Migrationsberatung auch hilft), zeige sich wie viele Ressourcen und Potenzial in den neuen Mitbürgern stecke. „Wir stehen hier auch direkt mit Betrieben in Verbindung, die neue Mitarbeiter suchen“, so Petra Langer. Solche Betriebe, die meistens gute Erfahrungen mit den neuen Kollegen machen, seien dann im Bedarfsfall gerne bereit weitere Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund einzustellen.

Neubürger wünschen sich mehr Kontakt zu den Einheimischen

Beeindruckend sei die Dankbarkeit der Menschen, bei denen das Netzwerk der Hilfe gegriffen habe, die mit jedem Tag ein Stück mehr ankommen im neuen Leben. Und doch bleibt manches Fragezeichen bei den Neubürgern? „Warum besucht mich mein Nachbar nicht einfach nicht mal, mag er mich nicht? Warum muss man in Deutschland für alles einen Termin machen, sogar für Freundschaftsbesuche? Tja, warum ist das so – vielleicht auch, weil den Menschen in diesem Land ein wenig von der lockeren und unkomplizierten Kontaktaufnahme, wie sie noch unsere Eltern pflegten, abhanden gekommen ist. Vielleicht können die Altbürger in dieser Hinsicht von den Neubürgern sogar etwas lernen.

Migrationsberatung       -  Blick durch eine Folie mit Hinweisen zur Unterstützung bei Alltagsfragen in unterschiedlichen Sprachen. Menschen, die sich hier eine neue Zukunft aufbauen wollen, haben zahlreiche Hürden zu nehmen, um Fuß zu fassen.
Foto: Jens Kalaene | Blick durch eine Folie mit Hinweisen zur Unterstützung bei Alltagsfragen in unterschiedlichen Sprachen. Menschen, die sich hier eine neue Zukunft aufbauen wollen, haben zahlreiche Hürden zu nehmen, um Fuß zu fassen.
 
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