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GEROLZHOFEN
Wertverlust durch den Parkplatz?
Direkt links neben dem VG-Gebäude entstehen derzeit bereits zwei neue Parkplätze.
Foto: Klaus Vogt | Direkt links neben dem VG-Gebäude entstehen derzeit bereits zwei neue Parkplätze.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 27.03.2017 03:39 Uhr

Das bisherige Gartengrundstück zwischen dem Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft (VG) und dem Mehrfamilienhaus Brunnengasse 3 will die Stadt in einen Parkplatz umwandeln. Dagegen wehrt sich jetzt die Eigentümerversammlung des Wohnhauses und hat ein Protestschreiben an die Stadt und den Stadtrat verfasst.

Im Oktober 2016 hatte sich der Stadtrat einhellig für den Bau zusätzlicher Stellflächen rund um die VG ausgesprochen. Statt bisher 46 Parkplätzen sollen künftig 61 Flächen zur Verfügung stehen. Vier neue Parkplätze werden im VG-Hof – zwei im offenen Unterstand und zwei östlich direkt neben dem Amtsgebäude – entstehen. Die Bauarbeiten dazu laufen bereits.

Der Großteil der neuen Parkplätze, nämlich elf Stück, soll auf dem Gartengrundstück nördlich des Amtsgebäudes seinen Platz finden. Der von hohen Sandsteinmauern umfriedete Garten, der schon im Gerolzhöfer Urkataster aus dem Jahr 1833 als solcher eingetragen ist, befindet sich im Eigentum der Stadt. Der langjährigen Pächter hat die schriftliche Kündigung erhalten – allerdings erst nachdem er erstmalig aus der Main-Post von den Plänen des Stadtrates erfahren hatte.

Der neue Parkplatz soll von der Weiße-Turm-Straße her erschlossen werden. Dazu ist auf Höhe des ehemaligen Gefängnisses ein Mauerdurchbruch nötig. Die Fläche soll für das Personal der Verwaltung reserviert sein. Damit wolle man erreichen, so hieß es damals in der Stadtratssitzung, dass der Parkverkehr zwischen 17 und 18 Uhr beendet sei – mit Rücksicht auf die Bewohner in der Brunnengasse 3. Die Bauarbeiten sollen 50 000 Euro kosten.

Die Eigentümergemeinschaft von Brunnengasse 3 hat nun in ihrer jüngsten Versammlung beschlossen, sich gegen das Bauvorhaben zu wenden. Hausverwalter Matthias Braun bittet in einem Brief an die Stadt und die Stadträte, „von dem Vorhaben Abstand zu nehmen“. Der Garten bestehe schon seit langer Zeit. Die Eigentümer hätten dort Wohnungen gekauft mit der Prämisse, dass sich direkt nebenan eine Grünfläche befindet. Der bestehende Garten sei auch bei der damaligen Baugenehmigung berücksichtigt worden, als eine direkte Grenzbebauung mit Fenstern und Loggias erlaubt wurde.

Durch den direkt an das Haus herangeführten Verkehr werde die Wohnqualität beeinträchtigt, kritisiert Braun. Die Vermietbarkeit und Veräußerbarkeit der Einheiten in dem Wohngebäude würden verschlechtert.

Es sei sicher „kein gutes Beispiel“, so der Hausverwalter, wenn die Stadt zwar regelmäßig die Bediensteten aus den Betrieben der Altstadt auffordere, doch die Parkplätze außerhalb der Stadtmauern zu nutzen, selbst aber für eigene Bedienstete Parkplätze in der Altstadt schaffe. Ohne die Nutzung durch die Mitarbeiter der Verwaltung wäre die jetzt schon vorhandene Zahl von Stellplätzen auf dem VG-Parkplatz für Besucher und Kunden ausreichend und es wären überhaupt keine zusätzlichen Parkplätze notwendig.

Stadtbaumeister Jens Pauluhn betont auf Anfrage, man habe bei der Planung des Parkplatzes sehr wohl auf die Belange der Bewohner von Brunnengasse 3 Rücksicht genommen. Der etwa fünf Meter breite Parkraum befinde sich an der Mauer zur VG hin. Zwischen der rund sechs Meter breiten Zufahrtsstraße und dem Wohnhaus sei eine Grünfläche vorgesehen, die rund vier Meter breit sei. Es sei keineswegs so, dass die Autos direkt am Wohnhaus an den Fenstern oder unter den Balkonen parken.

Zudem sei der Parkplatz nur für VG-Beschäftigte gedacht und werde nach Dienstende geschlossen. Somit seien auch nächtliche Lärmbelästigungen ausgeschlossen, so Pauluhn.

In diesem städtischen Garten, der bislang an einen Privatmann verpachtet war, will die Stadt einen Parkplatz bauen. Die Eigentümergemeinschaft des benachbarten Wohnhauses, das damals eben wegen dieses Gartens als Grenzbebauung errichtet werden konnte, protestiert jetzt gegen die Autos in unmittelbarer Nähe der Fenster und Balkone.
Foto: Klaus Vogt | In diesem städtischen Garten, der bislang an einen Privatmann verpachtet war, will die Stadt einen Parkplatz bauen.
 
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  • M. S.
    Sätze wie "Die Fläche soll für das Personal der Verwaltung reserviert sein." überdauern selten mehr als ein oder zwei Legislaturperiode. Spätestens dann heißt es, ach das sind ja noch ungenutzte Stellplätze...

    Betreibt die VG denn betriebliches Mobilitätsmanagement? Kommunen die anno 2017 noch zusätzliche Parkplätze - ausgerechnet für die eigene innerstädtische Belegschaft - schaffen sind wohl noch nicht so ganz im 21. Jahrhundert angekommen.

    Vielmehr sollte man mal darüber diskutieren ob Mitarbeiter, die mit dem Auto direkt bis ans Büro fahren wollen nicht dann dafür auch eine monatliche Stellplatzabgabe zahlen sollten. Privatleute müssen das ja bekanntlich auch tun.

    Als steuerzahlender Nicht-Anwohner kann man den betroffenen Eigentümern nur raten tatsächlich aktiv zu werden - im Sinne der gesamtstädtischen Bürgerschaft - der Stadtrat selbst tat das ja unter der Auslassung echter Argumente nicht wirklich. Leider.
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