„Eine Gemeinde ohne diakonisches Handeln ist keine Kirche.“ Der Vorsitzende des diakonischen Werkes Schweinfurt, Jochen Keßler-Rosa, nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, den Einsatz für Menschen in Not als Grundüberzeugung christlichen Handelns zu preisen. Er predigte im Festgottesdienst anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Diakonievereins Schwebheim.
Heute würden diakonische Leistungen „dem freien Markt zum Fraß vorgeworfen“, bemängelt er. Im Gebiet der Diakonie würden von privaten Trägern allein sechs neue Pflegeheime gebaut, „weil Geld nichts mehr bringt und investiert werden muss“. Dabei wisse jeder, dass es schon für die vorhandenen Heime schwer sei, Pflegekräfte zu bekommen. Er fürchtet, das „liebevolle und freundliche Füreinander-Sorgen“ könnte auf der Strecke bleiben. Es brauche mehr Werbung für diakonische Berufe und eine andere Wertschätzung derselben, forderte Keßler-Rosa.
In Kirchengemeinden gehe es heute oft um den Erhalt von Gebäuden und die Feiern von Festen, da bleibe oft kein Geld mehr für Diakonie. Das, so argwöhnt der Diakoniechef, könnte der Kirche das Genick brechen. Nur eine gelingende Kombination von Gottesdienst und Diakonie könne den Kirchen neuen Aufschwung bringen.
Für den Diakonieverein vor Ort blickte Herbert Ludwig auf die Geschichte zurück. Zwar hätten vor 25 Jahren 33 Personen den Diakonieverein aus der Taufe gehoben, dessen Wurzeln aber seien schon viel älter. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war auf Initiative des damaligen Pfarrers Hans Rotter eine Gemeindeschwester eingestellt worden.
1975 wurde die Schwesternstelle auf Betreiben von Pfarrer Peter Hennings in „vereinsmäßige Strukturen“ eingebunden. Träger waren damals die beiden Kirchengemeinden und die politische Gemeinde. Schon ein Jahr später bezog die Diakoniestation das umgebaute Nebengebäude in der Schweinfurter Straße.
Pfarrer Leo Förster weitete den Begriff der Diakonie aus. Es gehe nicht nur darum, die Not des anderen zu sehen, sondern auch die Lebensbedingungen, die solche Not verursachen, in den Blick zu nehmen, forderte er. Förster war es auch, der am 19. Juni 1991 den Diakonieverein mitbegründete mit dem Ziel, die Diakoniestation zu betreiben.
Heute betreut die Diakoniestation 90 Patienten, davon 45 aus Schwebheim. Der Verein fördert auch die Arbeit der Demenzgruppe „Kräutergarten“ in Sennfeld und hat die Geschäftsführung der Bürgerhilfe übernommen. Ludwig dankte allen Ehren- und Hauptamtlichen für ihr Engagement.
Bürgermeister Volker Karb griff in seinem Grußwort die Frage von Keßler-Rosa aus der Festpredigt auf: „Was ist gerecht?“ Egal ob man aus kommunaler Daseinsvorsorge heraus oder aufgrund eines christlichen Menschenbildes handele, die Werte würden Gemeinde und Diakonie verbinden, meinte der Bürgermeister.
Die Geehrten
Gründungsmitglieder: Pauline Firnschild, Martha Fischer, Maria Gehring, Gerda Ludwig, Ilse Opfermann, Martha Peter, Johanna Philipp, Brigitte Pröschel, Lothar Schwarz, Hermann Seewaldt und Erika Stowasser
25 Jahre: Eva Birkner, Lydia Borst, Helga Elßner, Horst Engelhardt, Hildegard Fellermann, Ellen Fleischmann, Theodor Geßner, Hans Göttemann, Rita und Günter Gröner, Ute von Held, Hans Heß, Brigitte Hippacher, Friederike Hohe, Ilse und Waltraud Husseneder, Hella Karl, Barbara Kropp-Wagensonner, Bertha und Günter Leutsch, Gerlinde, Marlene und Brigitte Ludwig, Brigitte Mauder, Erhard Metzner, Friedrich Model, Dora Müller, Walter Panzer, Elke Pusch, Friedrich, Lore und Fritz Rossteuscher, Gisela und Rainer Schlee, Gertrud Schmitt, Karin und Paula Schneider, Werner Schöps, Inge Sprügel, Helene Staudt, Johannes Straubinger, Martha Tartler und Margot Zilch