
Die Sommernacht ist lau und die Kulisse visuell wie akustisch traumhaft – die Wernecker Schlossparkkonzerte haben nicht umsonst seit fast 50 Jahren Tradition und das bei stetig wachsender Fangemeinde. Anlässlich seines 50. Geburtstag hat sich der Musikverein Werneck etwas ganz Besonderes einfallen lassen und in gemeinsamer Klanggestaltung mit dem Patenverein aus Kürnach zum Jubiläumskonzert eingeladen.
Die beiden Musikvereine verbindet eine lange Freundschaft mit vielen gemeinsamen Erinnerungen. Die Vereine helfen sich nicht nur untereinander, sondern auch Gemeinschaftskonzerte gab es schon – so etwa im Jahr 2019. Dass allerdings die insgesamt 120 Musikerinnen und Musiker beider Orchester im letzten Drittel des knapp dreistündigen Konzertes im großen Klangfinale zusammen auf der Bühne agieren, ist eine Premiere der ganz besonderen Art. Für die Vereine war es eine Herausforderung. Eineinhalb Proben übten sie gemeinsam. Doch das Erlebnis war überwältigend, wie die beiden Dirigenten Florian Unkauf von der Bläserphilharmonie Werneck (BPH) und Christian Lang vom Symphonischen Blasorchester (SBO) Kürnach feststellen. Ein Erlebnis, das weitere gemeinsame Erinnerungen geschaffen hat.
Rund 800 Besucherinnen und Besucher beim Schlossparkkonzert in Werneck
Schon vor dem offiziellen Konzertbeginn füllte sich der idyllische Schlosspark: Etwa 800 Besucherinnen und Besucher sind es, schätzt Leonie Kuhn, die gemeinsam mit Katharina Hetterich den Wernecker Musikverein führt. Zahlreiche Besuchende kommen dabei seit Jahrzehnten, um die entspannte und hochkarätige Klangkulisse zu genießen. Viele Menschen im Publikum sind mit Picknickkörben und Decken ausgestattet, wie Petra und Roland Bitsch aus Hambach. Letztes Jahr waren sie zum ersten Mal beim Schlossparkkonzert– damals noch auf Stühlen platziert – und haben sich die Picknicktradition abgeschaut. Unter einem lauschigen Baum steht gar ein reich gedeckter Tisch.
Petra Dülk, Christine Stadler und Wolfgang Thüring kommen hingegen schon länger zu den Schlosskonzerten. Sie sind fester Bestandteil im Jahreskalender, erzählt Dülk. Erstmalig ist Heike Wohlfahrt aus Würzburg dabei und ist laut eigener Aussage fasziniert vom wunderschönen Ambiente ihres Klangpicknicks. Wo man auch hinschaut: Picknickdecken, ein aufblasbares Strandsofa mit dem passenden Aufdruck "Träum was Schönes" und Strandhandtücher säumen die Wege und Rasenflächen.

Manche Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber liegen auf dem Rasen und haben sich einfach die Jacke unter den Kopf geschoben oder von zu Hause Liegestühle mitgebracht. Die sind bequemer als die Konzertstühle verrät ein Pärchen grinsend, das es sich auf dem gekiesten Platz vor dem Teich gemütlich gemacht hat, um einem wunderschönen Konzertabend mit mediterranem Flair – passend zu den Temperaturen - zu genießen, zwischenzeitlich malerisch umrahmt von Entengeschnatter und Graureiherschreien.
Ein südländisch geprägter Konzertabend
Den ersten Teil des Konzertes gestaltet das Symphonische Blasorchester aus Kürnach unter dem Dirigat von Christian Lang. Bereits der Auftakt beginnt mit einem Paukenschlag, die "Funiculi Funicula Rhapsody" stimmt mit italienischen Klängen auf den südländisch geprägten Konzertabend ein. Es folgen exquisite Klangerlebnisse, Computerspielsound, Fusionmusik und Festivalflair mit einem fünfzehnminütigen dreisätzigen Werk der Brass-Extreme, das das Ensemble erst kürzlich, wie Lang berichtet, bei den Wertungsspielen in Schleerith in der Höchststufe mit ausgezeichnetem Erfolg präsentiert hat.
Nach einer Pause, deren Ende drei Trompeter von der Schlosstreppe verkünden, übernimmt dann die gastgebende Wernecker Bläserphilharmonie unter der Leitung von Florian Unkauf, der den Taktstock für das großartige Ensemble im Februar 2023 von der langjährigen Dirigentin Tanja Berthold übernommen hat. Auch hier geht es nach einer Bernsteinschen Ouvertüre schnell "spanisch" zu, wie die Moderatorin Carolin Wech augenzwinkernd verrät.
Ein Pärchen tanzte Salsa
Auf dem Programm steht das zeitgenössische Werk "Almansa" mit zahlreichen Stil- und Tempowechseln von zarten Klanggebilden über einen furiosen arabischen Tanz bis hin zum gewaltigen Marsch. Es folgt ein karibischen Tanz, welcher ein Pärchen vor der Schlosskulisse zu einem Salsa animiert, bis dann Cajons, Gitarren – hier mit den Solisten Alexander Stöhr und Klaus Neubert – und Kastagnetten auf das gemeinsame Klangfinale einstimmen.
Nach kurzer Umbauphase stehen dann mit dem mit technischen Finessen gespickten "Marinarella" (Leitung Florian Unkauf) und einem Toto-Medley (Leitung Christian Lang) zwei höchst schwierige und anspruchsvolle Stücken auf dem Programm, die das harmonische Zusammenspiel der beiden Orchester zu einem grandiosen Gemeinschafts-Klangfinale werden lässt, das nur noch von den begeistert herbeigeklatschten Zugaben getoppt wurde, darunter John Miles unvergänglicher Klassiker "Music", hier kurzfristig textlich angepasst in "Music was our first love".


