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Werneck: Wie eröffnet man eine Corona-Teststation?
Seine siebte Teststation für Antigen-Schnelltests hat Julian Wildanger (links) neben der Tankstelle im Wernecker Gewerbegebiet an der A70 eröffnet. Bürgermeister Sebastian Hauck (rechts) machte sich ein Bild davon.
Foto: Silvia Eidel | Seine siebte Teststation für Antigen-Schnelltests hat Julian Wildanger (links) neben der Tankstelle im Wernecker Gewerbegebiet an der A70 eröffnet. Bürgermeister Sebastian Hauck (rechts) machte sich ein Bild davon.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 27.01.2022 02:19 Uhr

Überall schießen derzeit Corona-Testzentren wie Pilze aus dem Boden. Denn Tests werden gebraucht, im Gesundheitssektor, für die Arbeit, für Fitness und Freizeit. Bei den Antigen-Schnellteststationen stellen private Betreiber mittlerweile mit aktuell 44 Angeboten in Stadt und Landkreis Schweinfurt den größten Anteil. Es muss sich lohnen und es scheint nicht sonderlich kompliziert, das aufzuziehen.

Kostenlose Bürgertests sind seit Mitte November wieder möglich. Der Bedarf ist gestiegen, entsprechend auch das Angebot. Einer, der das erkannt hat, ist Julian Wildanger. Seit Mitte Dezember hat der Geldersheimer sieben Teststationen in Stadt und Landkreis Schweinfurt eröffnet, die jüngste zu Jahresbeginn neben der Tankstelle im Wernecker Gewerbegebiet an der A 70.

Ein Bild von der Situation machte sich kürzlich Wernecks Bürgermeister Sebastian Hauck. Er bezeichnete "alles, was zur Eindämmung der Pandemie hilft" als "willkommen". Neben den drei Apotheken in Werneck selbst werden jetzt auch in dem kleinen weiß-roten Zelt von Wildangers Firma "JW TestCenter" Antigen-Schnelltests durchgeführt, dort auf dreierlei Weise: Per Nasenabstrich, als Spucktest oder als Lollitest für Kinder. Nur zugelassene Tests dürfen verwendet werden. Ein anerkanntes Zertifikat erhält der Kunde per Mail oder Ausdruck.

Beauftragung durch das Gesundheitsamt

Um eine Teststelle zu eröffnen, brauchte der 29-jährige Geschäftsmann eine Beauftragung durch das Gesundheitsamt Schweinfurt. Was kein Problem war, wie er lobend über die "immer erreichbaren" Ansprechpartner dort sagt. Vom bayerischen Gesundheitsministerium ist lediglich vorgeschrieben: "Der/die Betreiber/in muss zuverlässig im Sinn des Gewerberechts sein und über Erfahrungen/Qualifikationen verfügen, die erwarten lassen, dass er/sie eine Einhaltung der vorgegebenen Standards gewährleisten kann."

Unternehmensrechtliche und betriebswirtschaftliche Erfahrungen hatte Wildanger bereits gesammelt, zumal er mit seiner 2015 gegründeten Firma "Boxiland" mit zwölf Mitarbeitern originelle Adventskalender und Geschenkboxen bestückt und in alle Welt versandt hatte. Nach dem Firmenverkauf im vergangenen Jahr – "um etwas ruhiger leben zu können und keinen Zwölf-Stunden-Tag mehr zu haben" – sei er zum Jahresende hin aus dem Bekanntenkreis regelrecht gedrängt worden, eine Teststelle aufzumachen. Zumal er Kontakte zur massenhaften Beschaffung von Corona-Tests in China hatte.

Gleichzeitig kam ein Schweinfurter Fitness-Center auf ihn zu und bat um Unterstützung. "Ich habe dann geschaut, wo ich schnell noch weitere Schnelltestzentren eröffnen könnte." Die Investitionen waren für ihn "okay", so dass er sein neues Gewerbe anmeldete.

Gefordert war vom Gesundheitsamt ein ausführliches Hygienekonzept. Das beinhaltete neben dem Aufbau der Teststation unter anderem die Schulung der Mitarbeiter, die Beseitigung des Abfalls oder  verschiedene Sicherheitsvorkehrungen, zählt Wildanger auf.

Für die Schulung des Testpersonals, das überwiegend nicht aus der Gesundheitsbranche kommt, fand er kurzfristig keinen Arzt. Deshalb konnte der Geschäftsmann mit seinem Team eine interaktive Online-Schulung wahrnehmen. Für sein Personal gelten im Übrigen die gleichen Voraussetzungen wie in anderen Unternehmen: Vollständiger Impfschutz oder ein aktueller negativer Corona-Test.

KVB kontrolliert die Abrechnungen

Den Aufbau der ersten Teststelle meisterte Wildanger kurzfristig, mietete einen Container dafür an. "Das ist zwar komfortabler, aber auch teurer als das Zelt hier." Er besorgte sich die Ausstattung, Möbel, Tests und Equipment für die Auswertung und vor allem ein IT-System für Datenerfassung und Abrechnung.

Abgerechnet werden die Testabnahmen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB). Erstattet werden vom Bund pro Test eine Sachkosten-Pauschale von derzeit 4,50 Euro – nur für die Monate Dezember und Januar, wegen erhöhter Beschaffungskosten, sonst 3,50 Euro – plus 8 Euro Pauschale für die Testabnahme.

"Ich hätte mir von der KVB genauere Angaben gewünscht, in welcher Form ich die Kunden-Daten dort abzuliefern habe", sagt Wildanger: Die Namen mit Adresse? Nur die Namen? Nur die Anzahl? Eine konkrete Antwort habe er aber nicht erhalten, nur den allgemeinen Verweis auf die Testverordnung.

Deshalb dokumentiert er sicherheitshalber die Daten, verknüpft mit der Uhrzeit der Testabnahme. Denn auch er weiß, dass es im vergangenen Jahr Betrugsversuche von Teststationen gab, die eine unkontrollierte Phantasie-Zahl zur Abrechnung bei der KVB einreichten und auch bezahlt bekamen. Woraufhin die Verordnung verschärft wurde. Die Kontrolle über die Abrechnung obliegt wiederum der KVB.

Etwa 500 bis 700 Tests pro Tag werden in Wildangers sieben Teststationen abgenommen. "Wir könnten aber noch mehr bewältigen." Dass der Bayerische Verwaltungsgerichtshof soeben die 2G-Regel im Einzelhandel kippte, dürfte auch ihm in die Hände spielen.

Er selbst rechnet aber damit, dass die Schnelltestzentren nur bis März/April laufen. Danach will er sich eine Pause gönnen, bevor er die nächste Unternehmung aufgreift.

 
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