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SCHWEINFURT
Wer sich selbst keine Grenzen setzt, wird immer ein Gefangener sein
Hüte dein Herz: Die Lebensgeschichte einer Tänzerin und Schauspielerin Anita Berber hat Bernhard Heinrich auf die Bühne gebracht.
Foto: Celtis | Hüte dein Herz: Die Lebensgeschichte einer Tänzerin und Schauspielerin Anita Berber hat Bernhard Heinrich auf die Bühne gebracht.
Redaktion Main-Rhön
 |  aktualisiert: 20.03.2014 14:39 Uhr

„Wer sich selbst keine Grenzen setzt, wird immer ein Gefangener sein“ – ein programmatischer Satz, der dem Zuschauer nicht mehr aus dem Sinn geht bei der Theateraufführung der Oberstufe des Celtis-Gymnasiums.

Die Lebensgeschichte einer Tänzerin und Schauspielerin hat Bernhard Heinrich, Autor und Regisseur, thematisiert. Sie heißt Anita Berber und war in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts berühmt und berüchtigt für ihre exzessive Art im Privaten wie in der Kunst. Von einem unstillbaren Lebenshunger getrieben, brach sie gesellschaftliche Tabus und entsprach ganz und gar nicht dem traditionellen weiblichen Rollenbild; sie trug Männerkleidung, tanzte nackt, verkörperte perfekt die Femme fatale, den sinnlichen Vamp. Skandalumwittert und ohne Rücksicht auf sich und andere ging sie ihren eigenen Weg der vermeintlichen Freiheit, wurde ein Star und scheiterte doch kläglich an sich selbst. 1928 starb sie völlig verarmt in Berlin an Tuberkulose.

„Mehr als alles hüte dein Herz! Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.“ An diese für das Stück titelgebende alttestamentarische Mahnung zur Weisheit aus dem Buch der Sprüche (Kapitel 4, Vers 23) hat sich Anita Berber nicht gehalten. Ein an die griechische Tragödie erinnernder Chor zitiert die Stelle gleich zu Beginn der Aufführung. Daneben repräsentiert die Figur des Pfarrers Kessler – überzeugend gespielt von Benedikt Schnarkowski – eindringlich eine Alternative zu Ausschweifung und Luxus aus moralisch-religiöser Perspektive.

Aufgrund ihrer schauspielerischen Leistungen hervorzuheben sind Moritz Ziegler und Kevin Weizel als Darsteller eines kriminellen Brüderpaares, das von Anita Berber Schutzgeld erpresst. An ihrer Seite steht als Geliebte des einen Bruders, Anastasija Markov: Zu jeder Zeit nimmt man ihr ab, dass Tanja ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Diese drei Personen und ein Kriegsinvalide (Frieder Bruckmann) sind die einzigen fiktiven Figuren im Stück.

In ihrem kurzen Leben hat Anita Berber mehrere Ehemänner und eine Lebensgefährtin verschlissen. Gutbürgerlich gibt Simon Heim den reichen Eberhard von Nathusius, Anita Berbers ersten Mann. Lea Herkert lässt als Susi Wanowsky keinen Zweifel an ihrer aufrichtigen Liebe zur Protagonistin – besonders in der Sterbeszene. Und Alexander Masur brilliert als homosexueller Tänzer Sebastian Droste, mit dem Anita Berber in zweiter Ehe verheiratet war.

Überragend ist Luise Räth als Anita Berber. Allein schon durch die Vielfalt und den Nuancenreichtum ihres Mienenspiels vermag sie das Publikum jede Sekunde in ihren Bann zu ziehen. Absolut professionell weiß sie stets zwischen leisen, zarten Tönen und purer Theatralik zu differenzieren.

In einer abwechslungsreichen Mischung aus Schauspiel sowie tänzerischen und musikalischen Einlagen (Klavier: Christoph Jeßberger; Orgel: Jens Elflein; Gesang: Sarah Mohr) gelingt ein spannender, kurzweiliger und gehaltvoller Theaterabend. Andreas Engel

 
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