
Die Vorschriften sind streng. Petra Wahler weiß das und sie will daran nicht rütteln: "Die Kontrollen müssen sein", das sei im Sinne der Verbraucher, aber auch im Sinne der Betriebe selbst. Denn jedem Unternehmer müsse daran gelegen sein, dass es in seiner Branche mit rechten Dingen zugeht. Die 53-Jährige betreibt einen Hofladen in Bergrheinfeld.
In drei mobilen Hühnerställen auf der Wiese vorm Haus mit jeweils 200 Tieren läuft die Eierproduktion. Die Hühner können draußen herumspazieren, scharren, sich zurückziehen. Die Folge: Sie legen ziemlich entspannt Eier, das sind 280 pro Jahr und Huhn, erklärt Wahler. Ihr Mann Armin Wahler kümmert sich als hauptberuflicher Landwirt um rund 70 Rinder. Derzeit stellt er auf Bioproduktion um, "es ist für die Tiere das Bessere", sie hätten mehr Platz in den Ställen, das Futter sei hochwertiger, das merke man auch den Tieren an. Dass das alles behördlich geprüft werden muss, findet Wahler nur logisch. "Ist doch klar, dass Kontrollen sein müssen."
Hohe Auflagen
Darauf angesprochen, ob er mit Lebensmittelkontrolleuren schlechte Erfahrungen gemacht hat, erklärt er: Nein, die zuständigen Mitarbeiter der Behörde seien freundlich und kooperativ. Die Auflagen allerdings seien teilweise sehr hoch, sie ergäben sich jedoch meist aus EU-Recht, es läge also gar nicht in der Hand der zuständigen Kommune, daran etwas zu ändern. Aber für kleinere Betriebe seien große Umbaumaßnahmen, die wegen verschiedener Verordnungen notwendig werden, nicht so leicht zu stemmen.
"Das Problem ist die Betriebsgröße", sagt er. "Es gibt viele Anforderungen, die es kleinen Betrieben schwer machen." Zwar bilden sie Rücklagen und wüssten in der Regel, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, aber das sei mit hohem finanziellen und personellen Aufwand verbunden, dabei stoßen Kleinbetriebe eben schneller "an ihre Grenzen".
- Lesen Sie dazu: Lebensmittelkontrollen im Kreis: vier Fälle hatten es in sich
Im Landratsamt Schweinfurt ist das Veterinäramt für die Lebensmittelüberwachung zuständig. Die Behörde äußert Verständnis für die Situation kleinerer Betriebe. "Seit vielen Jahren stehen kleinere Lebensmittelbetriebe unter großem wirtschaftlichem Druck, ausgehend von der Konkurrenz durch Supermarktketten und Discounter", teilt die Pressestelle des Landratsamts mit. "Darüber hinaus haben diese Betriebe große Probleme, Personal zu gewinnen." Über diese Problematik berichten laut Landratsamt die Bäcker- und Metzgerinnungen sowie die Hotel- und Gaststättenverbände in regelmäßigen Abständen. "Dadurch geraten gerade kleinere Betriebe schnell in wirtschaftliche Probleme." Das Aussterben der „Tante-Emma-Läden“ sowie das im ländlichen Raum zu beobachtende Wirtshaussterben seien allgemein bekannte Beispiele.
Lösung: Kleinbetriebe gezielt fördern
"Eine Lösung des Problems kann aber unseres Erachtens nach nur über eine gezielte Wirtschaftsförderung erfolgen", erklärt das Landratsamt. In Ansätzen sei das auch bereits realisiert. "Wir verweisen hier auf das Gaststätten-Modernisierungsprogramm, das in diesem Jahr vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie aufgelegt wurde und über das Hotel und Gaststätten, gerade im ländlichen Raum, finanzielle Unterstützung erhalten können." Derartige Programme sollten nach Ansicht des Landratsamts auch für andere Bereiche des Lebensmittelgewerbes angeboten werden. Aber das Landratsamt stellt auch unmissverständlich klar: "Keinesfalls darf jedoch die Lösung der Problematik darin gesucht werden, durch Absenkung der lebensmittelhygienischen Mindestanforderungen den gesundheitlichen Verbraucherschutz in Frage zu stellen."
Die Sache mit den Eierkartons
Das sieht auch Petra Wahler so, strenge Hygienevorschriften seien durchaus sinnvoll. Bei Lebensmitteln sei sonst die Gefahr zu hoch, dass sich gefährliche Keime ausbreiten könnten. In ihrem Hofladen verkauft Petra Wahler deswegen auch nur Waren, von denen kein hohes Risiko für den Kunden ausgeht, also Obst, Gemüse, Kartoffeln, selbstgemacht Nudeln. Wurstwaren gibt es hier nur im Einmachglas, da für offene Fleisch- und Wurstwaren viel strengere Vorschriften gelten. Das sei auch nachvollziehbar, sagt sie. Mit einer Sache hadert die 53-Jährige jedoch: Wenn sie ihre Hühnereier verkauft, darf sie die nicht in gebrauchten Eierkartons verpacken.

Auch, wenn Petra Wahler damit das ehrbare Ziel der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung verfolgt, gibt es gute Gründe für diese Vorschrift, wie die Pressestelle des Landratsamtes Schweinfurt erklärt: "Soweit gebrauchte Eierkartons sauber und unbeschädigt sind, stünde aus hygienischer Sicht einer Wiederverwendung grundsätzlich nichts entgegen." In der Regel handele es sich aber um Eierkartons aus dem Lebensmitteleinzelhandel (Supermärkte, Discounter), die zum Teil mit Eiresten verunreinigt seien und "auf denen Angaben zum Inverkehrbringer, Handels- und Gewichtsklasse sowie Mindesthaltbarkeitsdatum angebracht sind. Diese Angaben stimmen bei erneuter Verwendung der Kartons durch einen Direktvermarkter nicht mit den Angaben überein, die dieser in der Regel auf einem Schild an der Ware bekannt gibt."
Endverbraucher dürfen gebrauchte Verpackungen mitbringen
Deshalb dürfe die Hofladenbesitzerin die selbst erzeugten Eier nicht in diesen Kartons verpackt anbieten und soll diese auch nicht selbst den Kunden zur Verwendung anbieten. Kunden als Endverbraucher dürfen derartige Verpackungen aber nutzen, soweit sie die Kartons selbst mitgebracht haben. "Bei entsprechenden Feststellungen erklärt die Lebensmittelüberwachung den Lebensmittelunternehmern diese Zusammenhänge und fordert zur künftigen Beachtung auf, ohne dass dies weitere Folgen für den Lebensmittelunternehmer hat", so das Landratsamt.
So bleibt die böse Überraschung aus
Im Gespräch mit einem Gastronomen aus dem Landkreis Schweinfurt, der namentlich nicht genannt werden will, wird ebenfalls deutlich, dass behördliche Lebensmittelkontrollen für die Unternehmen zum Teil mit einem erheblichen Aufwand verbunden sind. Dennoch sagt er "ich bin froh, dass es diese Lebensmittelkontrollen gibt". Zwar arbeite der Großteil der Betriebe gewissenhaft, aber schwarze Schafe gebe es immer wieder, und die Aufgabe der Kontrolleure sei es, diese schwarzen Schafe zu entlarven. Es gebe freilich ein paar Auflagen, die man als kleinlich empfinden mag. Da könnte man das Diskutieren anfangen und sich sträuben, aber letztlich sei das am Ende aufwändiger, als wenn man sich einfach daran hielte.
Vor größeren Umbaumaßnahmen empfiehlt er Betrieben, schon im Vorfeld mit dem Veterinäramt zu reden, um böse Überraschungen im Nachhinein zu vermeiden.