
Wie sehr sich die Bergrheinfelder für die Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag, 12. März, interessieren, das war am Montag um 19.15 Uhr klar: noch eine Viertelstunde bis zur Podiumsdiskussion mit den beiden Kandidaten Ulrich Werner (CSU) und Thomas Meidl (SPD)– und alle 200 Stühle sind schon besetzt. Eilig bringt das Team des katholischen Pfarrheims noch mehr Stühle, füllt alle Lücken, am Ende ist der Saal mit gut 250 Leuten gestopft voll. „Damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Moderator Josef Schäfer, Journalist in der Lokalredaktion in Schweinfurt. Die Podiumsdiskussion war von dieser Redaktion organisiert worden.
Zu Beginn sind beide Kandidaten noch sichtbar nervös, besonders der 39-jährige Thomas Meidl schaut angespannt. Als Erstes steht die Vorstellungsrunde an. Josef Schäfer wirft einen alten Vierteldollar, der 53-jährige Ulrich Werner darf entscheiden, wer beginnt. Soll der Jüngere mal machen. „Habe ich mir schon gedacht“, sagt Meidl. Zehn Minuten hat jeder Zeit, auf dem Stehtisch tickt die Eieruhr.
Anfängliche Nervosität
Beide haben sich gut vorbereitet, sind die kleine Selbstpräsentation sicher daheim schon durchgegangen. Schnell werden hier Unterschiede deutlich: Meidl konzentriert sich auf die Kerninhalte seines Wahlprogramms, Werner stellt das Persönliche mehr heraus, erzählt von seinem Werdegang, Vereinsmitgliedschaften, Familienstand und Hobbys. Meidl ist mit seiner knackigen Vorstellung nach fünf Minuten durch, Werner macht eine Punktlandung und spricht das letzte Wort genau zum Klingeln der Eieruhr.
Die beiden Kandidaten gehen fair miteinander um, eine kleine Spitze gegen den politischen Quereinsteiger Meidl platziert Gemeinderatsmitglied Werner dann aber doch: „Sie sehen, ich habe kommunalpolitische Erfahrung, deshalb hat es etwas länger gedauert.“
Eines würde aber beiden fehlen, wenn Sie denn Bürgermeister würden: eine Mehrheit im Gemeinderat. Wie würden die Kandidaten dennoch für Einigungen sorgen? „In der Vergangenheit haben wir es immer geschafft, manchmal nach langen Diskussionen, mit einer großen Mehrheit abzustimmen“, sagt Werner. Und auch Meidl meint: „Es geht im Gemeinderat um Sachverhalte, nicht um Parteien.“
Reizthema Suedlink
Auch beim Reizthema SuedLink und weitere Stromtrassen sind die beiden Kandidaten recht nah beieinander. Natürlich wollen beide dafür kämpfen, dass Bergrheinfeld nicht über Gebühr belastet wird. Werner befürchtet aktuell, dass man durch die zusätzlich geplanten zwei Gleichstromtrassen wieder an einem ähnlichen Punkt wie vor zwei Jahren sei, als der Protest für die Erdverkabelung von SuedLink Fahrt aufnahm. Meidl fürchtet, dass die Abgeordneten auf der Entscheidungsebene im Bund häufig nicht genug Bescheid wüssten.
Ein paar Unterschiede in der Einschätzung wichtiger Bergrheinfelder Themen werden beim Rückbau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG) und beim Streitobjekt Feuerwehrhaus deutlich. Meidl findet, dass sich die Gemeinde für den KKG-Rückbau nun doch besser einen Anwalt nehmen sollte, wie es andere Kommunen bereits getan haben. Werner hingegen hat daran Zweifel.
Bei der Frage, ob das Feuerwehrhaus neu gebaut oder generalsaniert werden soll, positioniert sich Meidl auf der Bühne für einen Neubau. Werner will sich noch nicht festlegen, verweist auf eine Arbeitsgruppe. Hier startet Meidl einen kleinen Angriff. „Wer sitzt denn da alles in dieser Arbeitsgruppe?“, fragt er süffisant und deutet Geheimniskrämerei an. Er sei ja für Transparenz, man solle den Bürgern da vielleicht mal den Zwischenstand mitteilen.
In der Fragerunde mit dem Publikum wird dann klar, welches Thema den Bergrheinfeldern und Garstädtern außerdem besonders unter den Nägeln brennt: Bauland. Mehrfach wieder kommen Bürger darauf zurück. „Besonders für die jungen Leute“, sagt ein Fragesteller.
Woher Bauland nehmen?
So richtig können die beiden Kandidaten da keine Lösung präsentieren. Flächen sind in der Gemeinde mehr als knapp, Landwirte verkaufen den guten Boden nur äußerst ungern. Werner betont das Credo der Allianz der oberen Werntalgemeinden: „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“. Hier müsse man mit den Eigentümern noch mehr ins Gespräch kommen. Auch größere neue Gewerbegebiete wie in anderen Gemeinden werde es nicht geben. Meidl kennt die Situation auch, sieht es ähnlich und antwortet bei einer erneuten Nachfrage schließlich pragmatisch: „Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen.“ Nach fast zweieinhalb Stunden ist dann Schluss. Und die Wähler sind hoffentlich um eine Erkenntnis reicher.

