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THEATER
Wenn Musik vom Himmel fällt
Renaud Capuçon gilt als Solist auf höchstem Niveau.
Foto: Simon Fowler | Renaud Capuçon gilt als Solist auf höchstem Niveau.
Bearbeitet von Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:05 Uhr

Für Mozart stand eines fest: „Die Leidenschaften, heftig oder nicht, müssen niemals bis zum Ekel ausgedrückt sein, und die Musik auch in der schaudervollsten Lage niemals das Ohr beleidigen, sondern doch dabei vergnügen, folglich allzeit Musik bleiben.“ Viele seiner Werke komponierte er als brillante Vorführstücke für sich selbst. Vater Leopold monierte allerdings, dass er die Geige häufig dem Klavier gegenüber vernachlässige. In einem Brief schrieb Mozart ihm aber später, er habe „beim Soupée“ in Augsburg sein 1775 komponiertes Violinkonzert KV 216 gespielt: „Es ging wie Öl, alles lobte den schönen, reinen Ton.“ Sein Biograf Alfred Einstein schwärmte von dem Konzert mit seinen zahlreichen Gassenhauern und meinte, das Adagio klinge wie „vom Himmel gefallen“.

Mit diesem Werk beginnt das Konzert der Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie unter der musikalischen Leitung von Markus Poschner am Freitag, 16. Februar, um 19.30 Uhr (Konzertmiete I und freier Verkauf). Renaud Capuçon übernimmt den Part des Solisten.

Im Gegensatz zu Mozart, der durchaus mal „Hals über Kopf“ komponierte, feilte Bruckner mit großer Akribie an seinen Werken. Die Frage der Fassungen seiner Symphonien ist ein leidenschaftliches Dauerthema für Dirigenten und Musikwissenschaftler. Die 1872 begonnene Dritte überarbeitete Bruckner dreimal grundlegend. Als Zeichen seiner grenzenlosen Verehrung ging die Widmung „in tiefster Ehrfurcht“ an Wagner – allerdings nachdem sich Bruckner bei einem Bayreuther Besuch vergewissert hatte, dass Wagner diesem Vorhaben wohlwollend gegenüberstehen würde. Wie sehr er sich zeitlebens um die Gunst seines großen Idols bemühte, zeigt auch die Einflechtung von Zitaten aus Wagners Opern, und zwar herausstechend nur in der Originalfassung von 1873, ein glanzvolles Meisterwerk, über dessen schwankende Stimmung Bruckner äußerte: „So ist?s im Leben.“

Der Münchner Dirigent Markus Poschner, der seit seiner Auszeichnung mit dem Deutschen Dirigentenpreis 2004 regelmäßig bei den national und international renommiertesten Orchestern zu Gast ist, wird heute insbesondere für seine aufsehenerregenden Interpretationen und Einspielungen der Werke von Beethoven, Brahms und Mahler geschätzt.

Im Jahre 2007 wurde er zum Generalmusikdirektor der Freien Hansestadt Bremen ernannt. Mit Beginn der Saison 2015/2016 übernahm Markus Poschner auch die Position des Chefdirigenten des Orchestra della Svizzera Italiana in Lugano, dem einzigen Rundfunkorchester in der Schweiz. Zur Saison 2016/2017 war das Orchester unter seiner Leitung erstmals in Europa auf Tournee zu erleben. Zum Beginn der Spielzeit 2017/2018 übernimmt Markus Poschner außerdem die Position des Chefdirigenten des Brucknerorchesters Linz sowie des Opernchefs am Landestheater Linz. Er tritt hiermit die Nachfolge von Dennis Russell Davies an. Nach dem Studium in München und als Assistent von Sir Roger Norrington und Sir Colin Davis wirkte Poschner ab 2006 als Erster Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin. Als „großes Nachwuchstalent“ bezeichnete ihn die Neue Zürcher Zeitung, als er mit Regisseuren wie Nicolas Stemann, Hans Neuenfels, Peter Konwitschny, Andreas Homoki und Sebastian Baumgarten zusammenarbeitete.

Als Geigenvirtuose und Kammermusikpartner ist Renaud Capuçon international hoch geschätzt und regelmäßig zu Gast bei den wichtigsten Orchestern unter bedeutenden Dirigenten wie Semyon Bychkov, Christoph von Dohnányi, Myung-Whun Chung, Gustavo Dudamel, Charles Dutoit, Christoph Eschenbach, Daniele Gatti, Bernard Haitink, Daniel Harding, Vladimir Jurowski, Andris Nelsons, Yannik Nézet-Séguin oder Jonathan Nott. Er studierte in Paris und Berlin, wurde 1997 von Claudio Abbado zum Konzertmeister des Gustav Mahler Jugendorchesters ernannt, im Jahr 2000 zum „Rising Star“ und zum „New Talent of the Year“ der französischen „Victoires de la Musique“ erkoren und gewann 2006 den „Prix Georges Enesco“.

Im Juni 2016 wurde Capuçon zum Ritter der Französischen Ehrenlegion ernannt. Er hat eine Professur am Conservatoire de Lausanne inne, ist Mitbegründer und Künstlerischer Leiter des Osterfestivals in Aix-en-Provence und seit 2016 künstlerischer Leiter des Festival Sommets Musicaux in Gstaad. Er spielt auf einer Guarneri del Gesu „Panette“ (1737), die einst Isaac Stern gehörte und ihm von der Banca Svizzera Italiana zur Verfügung gestellt wird.

Höhepunkte der Saison 2016/2017 waren Konzerte mit dem Gewandhausorchester Leipzig und Louis Langrée, den Wiener Symphonikern und Robin Ticciati, dem Gürzenich Orchester Köln und François-Xavier Roth, mit der Academy of St. Martin in the Fields, dem DSO Berlin und dem SWR-Sinfonieorchester mit David Afkham. Er ist ein leidenschaftlicher Kammermusiker mit Partnern wie Nicholas Angelich, Martha Argerich, Daniel Barenboim, Hélene Grimaud, Katia und Marielle Labeque, Mischa Maisky, Truls Mork, Vadim Repin und natürlich mit seinem Bruder, dem Cellisten Gautier Capuçon.

Vorverkauf ab Samstag, 13. Januar, Tel. (0 97 21) 51 49 55 oder 5 10 – oder Internet: www.theater-schweinfurt.de

Die Einspielungen des Münchner Dirigenten Markus Poschner sind aufsehenerregend und einfühlsam zugleich.
Foto: Dániel Vass | Die Einspielungen des Münchner Dirigenten Markus Poschner sind aufsehenerregend und einfühlsam zugleich.
 
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