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SCHWEINFURT
Wenn Menschen nicht miteinander reden können
Recht turbulent geht es zu in „Eine Stunde Ruhe“ mit Timothy Peach, Saskia Valencia und Nicola Tiggeler.
Foto: Loredana La Rocca | Recht turbulent geht es zu in „Eine Stunde Ruhe“ mit Timothy Peach, Saskia Valencia und Nicola Tiggeler.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 02.04.2019 14:25 Uhr

Dass dieser Theaterabend eher einer der rustikaleren Art werden würde, wurde schon zu seinem Beginn klar. Michel stolpert durch den Zuschauerraum zur Bühne, ist sichtlich freudig erreg. Triumphierend hält er eine Schallplatte hoch. Jahrelang hat er nach Niel Youarts „Me, Myself an I“ gesucht, jetzt will er sie hören. Er braucht eine Stunde Ruhe. Aber es kommt ganz anders. An diesem Samstag wird nicht Musik gehört, sondern Michels Leben in seine widersprüchlichen Einzelteile zerlegt.

„Eine Stunde Ruhe“ heißt auch der Titel der Komödie des derzeit erfolgreichsten französischen Komödienautors Florian Zeller, die seit Anfang Januar mit dem Euro-Studio Landgraf auf Tournee ist, und jetzt in Schweinfurt Station gemacht hat.

Wie die Rädchen in einem perfekt geschmierten Uhrwerk lässt Zeller die Szenen ineinandergreifen, die Michel (Timophy Peach) immer tiefer in die Bredouille bringen. Er hat eine Liaison mit der besten Freundin seiner Frau Nathalie (Nicola Tiggeler) Elsa (Saskia Valencia). Auch Nathalie hat eine Vergangenheit, mit Philipp (Benjamin Kernen), aus dem der ziemlich schräge nichtsnutzige Sohn Sébastian – oder wie er sich jetzt nennt „Fucking Lion“ – hervorgegangen ist.

Schlag auf Schlag kommt dies alles ans Licht. Der Zuschauer weiß mehr als die Akteure, ahnt immer schon wie es in etwa weitergehen wird und baut dennoch eine innere Spannung auf. Als Running Gag huscht Léo, ein schwarzarbeitenden polnischer Handwerker (Raphael Grosch: „Misieur, Misieur... kleine Problema“), durch die Wohnung, die er bei dem Versuch, einen von ihm versehentlich ausgelösten Rohrbruch zu beheben, systematisch zerlegt und mit jeder seiner Katastrophen noch einmal die unterstreicht, die sich zwischen Michel und all den anderen gerade abspielen.

Zellers Komödie sprüht nur so von spritzigen Dialogen. Sein Thema ist die Unfähigkeit miteinander zu reden, die seltsamerweise mit einer ziemlichen Geschwätzigkeit einhergeht. Léo ist eine hintergründige Anspielung auf die ach so günstigen „plombier polonais“, die die Franzosen allzu gerne gegen die regelwütige EU verteidigt hätten.

Das ist temporeich. Manchmal würde man sich wünschen, dass die manchmal recht laute Inszenierung (Pascal Breuer) dem allem mehr vertraut und weniger in Richtung Klamauk gezielt hätte.

Dennoch: Das Publikum hat sich an diesem Abend amüsiert und eine Truppe guter Schauspieler (dazu gehört auch Reinhard Froboess als Pavel) gesehen, die sie zum Großteil großteils aus dem Fernsehen kennen. Der Schlussapplaus ist heftig.

 
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