Sie lässt auch zum Jahreswechsel nicht locker, die Erkältungswelle. Zuletzt sorgte sie in Gerolzhofen für volle Wartezimmer bei den Ärzten. "Gerade die letzten drei Wochen waren extrem. Es ging diesmal im Oktober schon los, das habe ich so noch nie erlebt", schildert Ärztin Astrid Sauer vom Ärztezentrum in Gerolzhofen die Situation. Was sie ebenfalls festgestellt hat, ist die ungewöhnlich lange Krankheitsdauer. "Es gibt Patienten, die sich von einem Infekt zum anderen hangeln."
Nicht nur in den Sprechstunden der Mediziner, auch in den Apotheken herrscht Hochbetrieb, wie die drei in Gerolzhofen ansässigen Apotheken bestätigen. Erschwerend komme hinzu, dass selbst manche der gängigen, nicht verschreibungspflichtigen Medikamente gegen Erkältung oder Grippe nur schwierig oder gar nicht zu bekommen seien. Und andere Mittel seien kaum im Vorrat.
Gerade bei den Medikamenten für Kinder seien die Regale schlecht bestückt. "Hustensäfte, Fiebersäfte, Zäpfchen, das ist schwierig zur Zeit", sagt Zalan Eperjessi von der Stadt-Apotheke am Marktplatz. Man achte aber darauf, dass bei den Präparaten für die Kleinen zumindest etwas vorrätig sei.
Das bestätigten seine Berufskolleginnen und -kolleginnen in Gerolzhofen, Carmen Wächter (Kronen Apotheke) und Thomas Glaser (St. Florian-Apotheke). "Wir weichen auf andere Medikamente aus", so Carmen Wächter.
Zu wenig Personal
Die Krux dabei: Eine Alternative zu finden, um den Erkrankten zu helfen, erfordert für die Apotheken oft viel Zeit und zusätzlichen Aufwand. "Wir müssen jeden Tag zig mal mit den Ärzten telefonieren und Rücksprache halten. Die Ärzte wissen ja nicht, was lieferbar ist."
Die Medizin selbst herzustellen, sei nicht so ohne weiteres möglich, erklärt Carmen Wächter. Zum einen fehlten die dazu benötigten Rohstoffe. Zum anderen seien diese Präparate oft nicht lange haltbar und der Bedarf schwierig kalkulierbar. Zudem binde die Laborarbeit Personal, das man im Moment eh nicht im Überfluss habe.
Für Apotheker Thomas Glaser ist die momentane Situation wenig überraschend. "Das war mit Ansage, dass wir einen Mangel an Erkältungspräparaten bekommen." Es seien einige Faktoren zusammen getroffen, die Lieferschwierigkeiten und die ungewöhnlich hohe Zahl an derartigen Krankheiten.
Leere Schubladen in den Apotheken
Sich rechtzeitig dafür zu wappnen, sei für ihn und seine Kollegen kaum möglich gewesen. "Wir werden im Sommer angefragt wegen der Bevorratung für die nächsten Monate. Da haben uns manche Lieferanten schon abgesagt, dass sie nichts liefern können." Außerdem habe sich der Großhandel beim Thema Grippe oder Erkältung wohl an den Zahlen des Vorjahres orientiert. Zu Corona-Zeiten habe es weniger Fälle gegeben, weil sich da viele Menschen mit der Maske schützten.
Im Moment bessere sich die Medikamenten-Situation etwas, sagt Glaser, manche Präparate seien wieder lieferbar. Er habe aber immer noch rund 280 Medikamente, die er derzeit nicht bekomme. Auch hier geht es den Gerolzhöfer Kollegen ähnlich. Carmen Wächter zieht einige kaum gefüllte Schubfächer aus den Vorratsschränken. Ihr fehlten bisweilen weit über 500 Präparate.
Das führe zu einem weiteren, kaum beachteten Problem, wie Stadt-Apotheker Zalan Eperjessi erläutert. Durch das Fehlen der Medikamente haben die Pharmazeuten deutlich weniger Geld in der Kasse, die Einnahmen gehen zurück. Das sei mit ein Grund, warum viele Apotheken in den letzten Jahren schließen mussten.
Auf andere Medikamente auszuweichen ist wohl auch nicht immer so ganz einfach, selbst wenn es der gleiche Wirkstoff ist. Die Zusammensetzung spielt wohl auch eine Rolle.
Wenn bestimmte frei Verkäufliche Medikamente wieder verfügbar sind, könnte es bestimmt zu Hamsterkäufen kommen.