(ue) Der Name ist Programm: Pia bedeutet im Lateinischen „die Fromme, die Pflichtgetreue“, meinte Dr. Michael Ziereis vom Arbeitskreis der bayerischen psychiatrischen Ambulanzen im Rahmen einer Feierstunde zu „30 Jahre Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) Werneck“.
Mit 10 000 Patienten jährlich ist sie eine der größten ihrer Art in Bayern (im Schnitt sind es nur 2000 bis 5000 Fälle). „Ein Selbstläufer“, so Prof. Dr. Hans-Peter Volz vor Vertretern von Bezirkstag, Pflegern und Fachärzteschaft, sowohl was das Patientenaufkommen als auch die Selbstorganisation der 14 Mitarbeiter angeht. „Die Nachfrage ist, bei Wartezeiten von vier bis zwölf Wochen ungebrochen“, resümierte der Ärztliche Direktor des Psychiatrischen Krankenhauses, in Gegenwart von Verwaltungsdirektor Bernd Pallasch und Pflegedienstleiter Detlef R. Schulz. In insgesamt 38 Heimen werden psychisch erkrankte und geistig behinderte Menschen sowie Senioren betreut, demnächst soll eine Zweigstelle in Schweinfurt öffnen.
„Es geht um den Menschen, den Einzelnen“, würdigte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel seitens des Trägers, des Bezirks Unterfrankens, diese flächendeckende Arbeit, getreu dem Grundsatz „ambulant vor stationär“. Dotzel verwies auf 150 Jahre Gesamtgeschichte der Psychiatrischen Klinik Werneck: „Wo können wir mehr leisten als in diesem wichtigen menschlichen Bereich?“
Dr. Fritz Herrmann blickte als PIA-Oberarzt zurück auf deren Anfänge, die Psychiatrie-Enquete-Kommission, die bereits 1975 Bedarf an einer Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Berufsgruppen sah, vom Neurologen über Psycho-, Ergo- und Sozialtherapeuten bis hin zu reinen Pflegekräften. Am 1.April 1980 rief Dr. Albrecht Schottky als damaliger Ärztlicher Direktor die PIA ins Leben, die nach „bescheidenen Anfängen“ in den 1990ern rasch expandierte. Neben einer die Patienten aufsuchenden allgemeinen Pflegeeinrichtung gibt es drei Spezialambulanzen: eine „Gedächtnissprechstunde“, etwa für Demenzkranke, eine psychosomatische Ambulanz im Fall von Traumata- und Persönlichkeitsstörungen („Borderline-Syndrom“) sowie eine Spezialambulanz Schizophrenie.
An Patienten gibt es keinen Mangel. „Wir sind Opfer unseres Erfolgs“, meinte Herrmann, auch mit Blick auf die Raumsituation. Dr. Michael Ziereis verwies als Sprecher der bayerischen PIAs auf eine Vervierfachung der Fälle im Freistaat, mit 50 000 Patienten pro Quartal. Die Unterversorgung auf dem Land sei 1975 einer der Gründe für die Schaffung der Ambulanzen gewesen: bedarfsgerecht, gemeindenah, entstigmatisierend und dezentral, das seien Eigenschaften der PIA, die sich parallel zum Personalabbau im stationären Bereich entwickelt habe. Angesichts der Neuverhandlung des gesetzlichen Rahmens rief Ziereis dazu auf, sich auf wissenschaftliche Daten und den Grundgedanken dieser Einrichtungen zu stützen: Es gehe um die Behandlung eines ganzheitlichen Krankheitsbilds.