Der Gang durch die verlassenen Gänge und Klassenzimmer hatte fast schon etwas Mystisches an sich, dafür musste man keine ehemalige Schülerin und kein ehemaliger Schüler des BSZ sein. Das Staatliche Berufliche Zentrum "Alfons Goppel" Schweinfurt öffnete für ein Wochenende nochmal die Tore des ehemaligen Gebäudes. Bürgerinnen und Bürger konnten sich darin umsehen und übrig gebliebenes Inventar, Gegenstände und was sonst noch so zu entdecken war für kleines Geld ersteigern.
Die Einweihung des Neubaus der Alfons-Goppel-Berufsschule lag fast auf den Tag genau zwei Monate zurück, als Mitarbeitende des Landratsamts mehrere Dutzend Interessierte noch einmal durchs alte Gebäude führten. Manch einer machte sich auch eigenständig auf Erkundungstour durch die vielen Räume und endlosen Gänge. "Hat jemand Interesse an dieser Stereoanlage?" Eine Hand schnellt nach oben, es wird sich auf fünf Euro geeinigt. Im Gang steht ein Krankenbett, eines der älteren Sorte. Ein junger Mann bekundet bei der Führung überraschend Interesse. "Zehn Euro", sagt. Der Mitarbeiter des Landratsamt schüttelt den Kopf. "50 Euro." Die Basar-Szene ist schnell erledigt. Für 25 Euro geht das Krankenbett in die Hände des neuen Besitzers über.
Es geht, trotz der besonderen Location, am Ende im Rahmen der Versteigerung doch recht pragmatisch zu. Vor allem Tische und Stühle werden fleißig ersteigert. Spannend wird es in den Themenräumen, in denen in Küchen oder Friseursalon einst praxisnah unterrichtet wurde. In der Großküche ergattern einige Töpfe und Messbecher. "Was ist das?", fragte jemand, der offensichtlich eine Art Messgerät in den Händen hielt. "Das war für Corona, das ist ein CO2-Messgerät", antwortet der Mann von Landratsamt, der sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen kann. Der Interessent hält kurz Inne. "Ich darf gar nicht sagen, was wir dafür damals bezahlt haben", fügt der Landratsamt-Mitarbeiter an. Zwei Euro bietet der Interessent. Vom Landratsamt gibt es ein kurzes Augenrollen, aber auch das begehrte Formular, das den Kauf eines Gegenstands bestätigt.
Im zweiten Stock montierte Norbert Müller gerade eine abwischbare Tafel ab. Für ihn war es ein ganz besonderer Tag. Als letztes Projekt vor seinem Ruhestand durfte der Leiter des Straßenamtes Niederwerrn den Verkauf und die Versteigerung der übrig gebliebenen Dinge, die es nicht mit ins neuen Gebäude schafften, organisieren. Vorab wurden durch das Landratsamt bereits die Gemeinden angeschrieben, dass sie ihre Vereine verständigen sollen, ob etwas gebraucht wird, verrät Müller zum Gesamtprozedere. Viele Schränke, Tische, Stühle und Waschmaschinen aus dem BSZ gingen an Einrichtungen und Vereine im Landkreis. Auch Feuerwehren, Kindergärten und Schulen nutzen die Gelegenheit. "Ich bin guter Dinge, dass wir noch alles losbekommen und das Haus leerbekommen", so Müller. In dieser Woche soll noch einmal ein Aufruf an die Vereine stattfinden. Im Oktober beginnt der Abriss des Gebäudes. "Es sind hochwertige Sachen dabei, das wäre doch zu schade zum Wegschmeissen. Uns freut es, wenn die Sachen nachhaltig genutzt werden", findet Müller, der sich auch über die Resonanz aus der Bevölkerung an diesem Tag freute. "Ich war angenehm überrascht, ich dachte nicht, dass so viele kommen. Das war eine gelungene Aktion."