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SCHWEINFURT
Wenn die Blase drückt
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 17.07.2017 03:51 Uhr

Ein voller Vortragssaal und viele Fragen der vorwiegend männlichen Zuhörer: Das bewies beim Leopoldina Arzt-Patienten-Seminar den großen Informationsbedarf zum Thema „Blasenentleerungsstörungen beim reifen Mann“. Doch Dr. Moritz Böckenhoff, Leitender Oberarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie (Chefarzt Dr. Roland Bonfig), konnte hier Abhilfe schaffen: Mit seinem Vortrag gelang es ihm, dies drängende Männer-Problem ausführlich und verständlich zu erklären sowie Lösungen anzubieten.

Die gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie BPH) ist die häufigste Ursache für Störungen des Wasserlassens bei Männern. Betroffen sind etwa 50 Prozent der über 60-Jährigen und 90 Prozent der über 80-Jährigen. Die Prostata, die Vorsteherdrüse, ist ein etwa kastaniengroßes Organ, das sich unterhalb der Blase befindet und den ersten Teil der Harnröhre bis zum Beckenboden bildet.

Im Alter, aber bereits ab dem 35. Lebensjahr, vermehren sich die Prostatazellen bei fast allen Männern – die Prostata wächst. Als Ursachen der BPH gelten ein im fortschreitenden Alter gestörtes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Hormonen und genetische Faktoren. Durch diese gutartige Vergrößerung kann es zur Verengung der ableitenden Harnwege, zur Behinderung des Harnabflusses kommen.

Dr. Böckenhoff nennt als Symptome: Gehäuftes Wasserlassen, auch nachts (eventuell Herzleiden?), Blut im Urin (eventuell Blasentumor?), abgeschwächter Harnstrahl, Restharn, sexuelle Dysfunktion. Schwere Symptome sind Harnverhaltung, Rückstau des Harns, Harnstaunieren, Nierenversagen, Bildung von Aussackungen (Divertikel) in der Blase.

Als diagnostische Verfahren kommen in Frage: Vorgeschichte, Harnstrahlmessung, Blasendruckmessung, Abtasten der Prostata über den Enddarm, Ultraschall, Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) aus dem Blut. Wichtig ist bei allem der Ausschluss einer Prostata-Krebserkrankung. Mit einem vom Patienten auszufüllenden Fragebogen ist es möglich, den Schweregrad der gutartigen Prostata-Vergrößerung zu bewerten.

Zur medikamentösen Therapie kommen vor allem Alphablocker zum Einsatz, die die Muskelzellen am Blasenhals und in der Prostata entspannen, dadurch das Wasserlassen erleichtern. So genannte 5-Alpha-Reduktasehemmer erzielen eine Verkleinerung der Prostata durch eine Hemmung des Einflusses von männlichen Hormonen auf die Prostata. Andere Medikamente erweitern die Blutgefäße oder lösen Verkrampfungen in der Blase. Die Wirkung von pflanzlichen Präparaten sieht Böckenhoff skeptisch, schließt gewisse Verbesserungen aber nicht aus.

Bei der operativen Therapie ist die Transurethrale Prostataresektion (TUR-P) das Standardverfahren. Hierbei wird über ein durch die Harnröhre eingeführtes Instrument das überschüssige Prostatagewebe mit einer Schlingenelektrode mittels Hochfrequenzstrom entfernt. Dieses Gewebe kann dann auch untersucht werden. Dies sei ein bewährtes ausgereiftes Verfahren, betont Böckenhoff. Die Standardoperation bei der gutartigen Vergrößerung der Prostata mit Beschwerden beim Wasserlassen. Daneben kämen in bestimmten Fällen auch eine Lasertherapie oder eine offen-chirurgische Methode (Damm- oder Bauchschnitt) zum Einsatz. Je später eine Operation erfolge, desto „riskanter“ sei sie.

Bei der Fragerunde wird auch das Thema Prostatakrebs-Früherkennung angesprochen: In Deutschland haben Männer ab 45 jährlich die Möglichkeit einer Untersuchung auf Prostatakrebs. Im gesetzlichen Früherkennungsprogramm sind vorgesehen: Die Abtastung der Genitalien und der dazugehörigen Lymphknoten in der Leiste sowie die Prostata-Abtastung vom Enddarm aus, nicht vorgesehen ist ein PSA-Test.

 
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