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SCHWEINFURT
Wenn der Kick am Klick gefährlich wird
Wenn das Handy zur Waffe wird: Dirk Bayer und Anja Waschner warnten in der Rückertschule vor den Gefahren in der Medienwelt.
Foto: Uwe Eichler | Wenn das Handy zur Waffe wird: Dirk Bayer und Anja Waschner warnten in der Rückertschule vor den Gefahren in der Medienwelt.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 25.11.2017 02:57 Uhr

„Mein Schatz, mein Schatz!“ Manch spielesüchtiger Gambler will den Computer gar nicht mehr hergeben, im Dauereinsatz gegen Orks, Zombies und andere Fantasie-Gegner. „Krasses Zeug“ nennt sich das interaktive Lehrstück, das der Bamberger Theaterpädagoge Dirk Bayer an die Friedrich-Rückert-Schule gebracht hat, in dem Fall zu den Schülern der dritten Klassen.

Bayer wagt sich mit seinen Präventionsprogrammen immer wieder an knifflige Themen: Gewalt, Sucht, Alkohol, Missbrauch, Rechtsextremismus. Zuletzt hatte er der Rückertschule, mit relativ hohem Anteil an Migrantenkindern, spielerisch das Thema Flucht & Asyl nahegebracht. Nun ging es, in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, Schulleiter Günther Leo Redolfi und Ute Hofmann als Jugendsozialarbeiterin der Schule, um Medienkompetenz, Onlinesucht und Cyber-Mobbing. Mit dabei ist Studentin Anja Waschner, alias Tina, die das Mobbingopfer spielt. Eltern haben oft wenig Einblick, in die virtuelle, aber längst allgegenwärtige Welt der Smartphones, Egoshooter und Internet-Chatrooms. Während maximale Selbstdarstellung auf Kosten anderer längst als „chic“ und erstrebenswert gilt, dank schlechter Vorbilder in den Medien, vom Model-Zickenkrieg bis hin zu körperlicher Gewalt.

Gemobbt und gehänselt wurde auf dem Pausenhof schon immer. Per Facebook und Handyfoto haben fiese Typen wie Markus aber ganz neue Möglichkeiten, ein Publikum, vor allem aber Aufmerksamkeit und Selbst-Bestätigung zu finden. Peinliche Aufnahmen lassen sich heute in Windeseile online stellen, mit gehässigen Kommentaren. Wenn Markus Tina traktiert, sieht er das nicht als Schikane zwischen Täter und Opfer. Sondern einen Spaß, den er sich da als vermeintlich cooler Typ mit irgendeinem Looser (oder einer Looserin) erlaubt. Wer mitlacht, macht bereits mit. In kleinen Spielszenen geht es darum, wie so eine Klasse rauskommt aus der Mobbingfalle.

Online fallen die Hemmschwellen schneller, weil sich die Beteiligten nicht in echt gegenüberstehen: „Im Internet geben sich Kinder als Erwachsene aus, und Erwachsene als Kinder“. Da kommen schon mal komische Nachrichten auf Whatsapp, etwa: „Schicke die Nachricht an zehn Freunde. Der kleine Kevin hat es nicht gemacht, jetzt ist er tot!“ Oder man wird von Unbekannten ausgefragt und manipuliert, mit ganz merkwürdigen Aufforderungen oder Angeboten.

„Sei misstrauisch“, lautete da der erste Rat, im weltweiten Netz, das ja nützlich ist, aber kaum noch Grenzen kennt. Im Zweifelsfall lauten die Regeln: „Tu's nicht, klick weg, sag nein.“ Vor allem: „Sag Bescheid“. Es ist auch ohne Verdacht nicht verkehrt, wenn die Eltern erfahren, was ihre Kinder so am Computer oder Handy treiben. Nacktfotos online stellen oder verbreiten? Ganz schlecht. Auch Ballerspiele haben es in sich. Ego-Shooter wie „Call of Duty“ seien sicher nicht schuld an Amokläufen, sagt Dirk Bayer. Aber mancher „lernt“ eben im pausenlosen Cyber-Nahkampf, wie er mal in echt Probleme „lösen“ könnte: „Das Gehirn nimmt gerne den Weg, den es mehr geübt hat, und da liegt die Gefahr solcher Spiele.“ Auch die beiden Theaterleute hätten gerne ein Feedback aus den Klassen. Es gibt einen Fragebogen für die Schüler und die Möglichkeit, per E-Mail Bescheid zu geben, wieviel Zeit sie mit elektronischen Medien verbringen: was als Rückmeldung an die Eltern gedacht ist.

 
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