
Mit dem Winter ist auch die Kerwa zurückgekehrt: Nach längerer Zwangspause wurde wieder Leinsamen gestreut für die Fans fränkischer Trachten und Rundtänze. Auf dem Plua, dem Marktplatz, gab es nicht etwa Glatteis, trotz schneeweißer Dächer. Das buchstäblich herausgetretene Öl sollte den Teer der Straße rutschiger machen, als Freiluftparkett für die Geldersheimer Fichtenpäärli und weiteren brauchtumsbegeisterten Tanzpaare.
Es gab einigen Rummel beim Hammeltanz zum Kirchweihsonntag, als sich der Festzug zu den Klängen des Geldersheimer Musikvereins näherte. Bürgermeister Thomas Hemmerich wurde mit Gemeinde- und Kreisräten gesichtet, ebenso Kreisheimatpfleger Guido Spahn. Mit Oliver Brust, Tanzgruppenleiter des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege, führte der (noch) amtierende Hammelkönig durchs Programm, der bereits im Jahr 2019 gekürt worden ist. Ihm zur Seite stand Ida Bartenstein, die mit drei Jahren wohl ebenfalls den königlichen Rekord bei der Amtszeit hält. Die Insignien des Hammelkönigtums wurden einmal von Vorgängern gestiftet, Renate und Günther Zeisner: Ein Szepter mit Reichsapfel und "geistigem Inhalt".
Das Tanzbein geschwungen
Erstmal durfte von den Jungen und jung Gebliebenen das Tanzbein geschwungen werden, mit "Züpferla" als Schlachtruf. Auch Kamerunschaf Lissy führt eine große Tradition fort. Der traditionelle Hammel in der Mitte ist nach einem legendären Kerwaschaf benannt. Für die einjährige Lissy war der Auftritt, zusammen mit Kirchweihweihschaffer Winfried Huppmann und einem Kollegen, eine Premiere.
Schon in den 1920ern ist die Tradition nachgewiesen. Damals war das Überleben der Vierbeiner noch nicht gesichert, anders als 2022. Wenn der eigentliche Hammeltanz startet, wird ein Buschen, ein geschmückter Stab, rundum gereicht. Ein alter Wecker tickt. Wenn er klingelt, ist das Paar, das den "Wanderstab" in Händen hält, neues Königspaar. In diesem Fall stellte "Zeremonienmeister" Hans Schäfer den Wecker für sich selbst: Er und Renate Moreth durften als neue Amtsträger beim Kerwa-Revival zum Ehrenwalzer schreiten. Die Partnerin ist sogar Chefin des Brauchtumsvereins.
Unermüdlicher Einsatz
Aber auch für Birgit Hübner gab es eine Auszeichnung. Die langjährige erste und jetzige zweite Jugendleiterin des Vereins wurde durch die Bayerische Trachtenjugend mit dem Goldenen Ehrenzeichen für unermüdlichen Einsatz seit 1998 gewürdigt.
Am Abend trotzten die Geldersheimer dann erneut dem Winterwetter mit einem Fackelumzug zu den frisch gefundenen Majestäten. Die Dorfgemeinschaft hat wieder Zusammenhalt bewiesen.


