
Ganz anders als geplant entwickelt sich das Haushaltsjahr in Euerbach. Von einer "dramatischen Situation" in den letzten vier Wochen sprach Geschäftsleiter Stefan Funk in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Dort wurde bekannt gegeben, dass die Gemeinde ein Darlehen von einer Million Euro aufnehmen muss, weil die Gewerbesteuervorauszahlungen extrem sinken und weil das Amt für Ländliche Entwicklung zugesagte Fördermittel nicht auszahlen kann.
In der vorherigen nicht öffentlichen Sitzung hatte der Gemeinderat die Aufnahme des Darlehens beschlossen, informierte Bürgermeisterin Simone Seufert. Zum Hintergrund erläuterte Geschäftsleiter Funk, dass Anfang des Jahres noch 1,3 Millionen Euro Gewerbesteuern eingeplant waren. Beim Beschluss des Haushaltsplanes waren es eine Million und aktuell seien es nur noch 428.000 Euro. Mit Rück- und Vorauszahlungen rechne man mit 674.000 Euro.
Die Gemeinde nehme aufgrund der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage und der Situation der örtlichen Firmen also weniger ein. Die Betriebe würden ihre Vorauszahlungen erheblich verringern oder teilweise gar auf null fahren, so Funk.
Hinzu komme, dass es zwar vom Amt für Ländliche Entwicklung einen Zuwendungsbescheid für Dorferneuerungsmaßnahmen über 935.000 Euro gebe. Aber das Amt könne die Mittel aufgrund eigener Haushaltslage nicht auszahlen. Der Fehlbetrag im Haushalt belaufe sich wegen dieser Umstände daher auf 1,6 Millionen Euro. Zwar werde die Gemeinde bestimmte Maßnahmen strecken, aber dennoch werde das Millionen-Darlehen gebraucht.
Er sehe auch für die kommenden Jahre Probleme, meinte Funk. Denn wegen eines schlechten Haushaltsjahres würde ein gewisser Ausgleich über staatliche Schlüsselzuweisungen erst in zwei Jahren erfolgen. Außerdem sei die wirtschaftliche Lage allgemein schwierig, siehe aktuell die Situation beim Möbelhaus Opti, aber auch am Schweinfurter Josefskrankenhaus. Wenn Beschäftigte in Euerbach wohnen, habe dies direkte Auswirkungen auf die Einkommenssteuerbeteiligung der Gemeinde, erklärte der Geschäftsleiter. Für 2025 bedeute das, geplante Projekte zu priorisieren und zu strecken.
Das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) lasse die Gemeinde die Projekte vorfinanzieren, führte Funk weiter aus. Der zugesagte Prozentsatz der Förderung sei zudem ein anderer, wenn die Gemeinde Darlehenszinsen zahlen müsse. Mit dem aufgenommenen Kredit werde die Gemeinde wohl über die Runden kommen.
Mit dem ALE habe sie Gespräche geführt über noch anstehende Maßnahmen der Dorferneuerung in Sömmersdorf und Obbach, ergänzte Bürgermeisterin Seufert. Die Gemeinde werde sich über andere Förderprogramme informieren und dafür bewerben. "Wir versuchen, Alternativen zu organisieren". Sie habe an diesem Tag außerdem erneut, auch als Sprecherin der Allianz ILE Oberes Werntal, ihre Stimme für den ländlichen Raum beim Ministerium in München erhoben. Tenor: Auch kleine Kommunen brauchen eine attraktive Gestaltung.
Bei Gesprächen mit örtlichen Firmen habe sie deren Maßnahmen zur Minimierung der Fixkosten erfahren, etwa den Abbau von Leiharbeitskräften. Man versuche zudem, andere Produktionszweige zu finden, mit der Hoffnung, dass es 2026 aufwärts gehe. "Das Jahr 2025 wird anstrengend werden", meinte Seufert. "Wir suchen Möglichkeiten zum Einsparen, Priorisieren und Umorganisieren".
Unter dieser Prämisse stand daher auch die folgende Entscheidung des Gemeinderats: Sich nicht um eine freistaatliche Förderung für Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu bewerben. Denn die Versorgung am Ort – auch mit Schnellladesäulen an der Aral-Tankstelle sowie daneben bei Fastned – sei gut. Und eine Schnellladesäule koste circa 100.000 Euro, eine normale 20.000 Euro. Was selbst bei der möglichen Förderung von maximal 50 Prozent in der aktuellen finanziellen Situation der Gemeinde nicht sinnvoll sei, wie die Räte einstimmig beschlossen.