Wenn Weltmusik nicht schon definiert wäre, das World Percussion Ensemble, das beim Schweinfurter Nachsommer einen vom Publikum umjubelten Auftritt hinlegte, würde eine neue Dimension schaffen: Bierzeltmelodie auf dem Akkordeon trifft ghanaischen Rhythmus, gemischt mit japanischem Trommelwirbel und brasilianischer Percussion. Kein Wunder, dass bei so einem Abschluss alle aufstehen, begeistert klatschen und am Ende sich sogar eine kleine Schar Besucher auf der Bühne findet. Ja, wenn man Weltmusik als Maßstab nimmt, war der Auftritt des World Percussion Ensemble in der SKF-Halle 411 ein wahrlich gelungener.
Hinter den Erwartungen
Wenn man den Namen der 2011 vom Jazz-Pianisten Walter Lang ins Leben gerufenen Band mit dem Japaner Takuya Taniguchi, dem Kameruner Njamy Sitson und dem Brasilianer Marco Lobo sowie dem slowakischen Bassisten Peter Cudek aber als Maßstab nimmt, nämlich ein weltumspannendes Percussions-Ensemble zu sein, dann blieb das Konzert leider ein wenig hinter den Erwartungen zurück.
Das lag zum einen daran, dass beim Abmischen eher weniger als mehr die Devise sein sollte. Sprich es war zu laut, was der Nuancierung der einzelnen Instrumente deutlich schadete. Zum anderen liegt der Schwerpunkt der Langschen Kompositionen auf einem weltmusikalischen Gesamtbild und weniger auf den verschiedenen Percussions-Instrumenten. Wirklich gut und mitreißend war das Konzert dann, wenn Piano-Spieler Lang dem Pianissimo frönte und seinen trommelnden Kollegen aus Südamerika, Asien und Afrika ihren Spieltrieb gönnte.
Gelungene Lichtshow
Natürlich ist Weltmusik per se ein Neben- und Miteinander von Klängen, Melodien und Rhythmen, was dem Ensemble auch grundsätzlich fast immer gelingt. Zumal die Lichtshow, entgegen der Ton-Qualität, überzeugend war. Gleichwohl hätte man sich noch mehr Soli von Marco Lobo, Takuya Taniguchi und insbesondere Njamy Sitson gewünscht. Denn während der Brasilianer und der Japaner durchaus zu ihrem Recht kamen und so ihr überbordendes Talent in der Welt der Percussion zeigten, war Sitsons Auftritt doch sehr auf seinen, wenn auch gefälligen, Gesang reduziert und hatte weniger Fokus auf sein Können an den afrikanischen Trommeln.
Südamerika musikalisch zum Leben erweckt
Eine der eindringlichsten Kompositionen des Abends war Marco Lobos Sinfonie der Klänge, die Südamerika vor dem inneren Auge lebendig werden ließ – es ist schon erstaunlich, womit man alles Geräusche machen kann, vom Schlauch über Rasseln bis zu Glocken oder einer Kazoo. Lobos Solo mit der Berimbau, einem für seinen Heimatort Salvador de Bahia typischen Instrument, war ebenfalls einer der erinnerungswürdigen Momente des Abends.
Genauso wie der Auftritt von Takuya Taniguchi mit der Taiko, seiner japanischen Riesentrommel. Ein zehnminütiges Klanggewitter, das ein wenig darunter litt, dass aufgrund der zunächst klavierlastigen Komposition Können, Kraft und Energie, die man in das Taiko-Spiel investieren muss, erst am Ende zu hören und regelrecht zu fühlen war.
Die von Walter Lang entworfene musikalische Weltreise von Afrika nach Brasilien und über Japan und Europa zurück nach Afrika war gefällig und wurde deshalb zu Recht beklatscht. Leider aber nicht mehr, da das Ensemble sich nicht in letzter Konsequenz den Möglichkeiten und Chancen der Percussion verschreibt.
Schweinfurter Nachsommer
Nächstes Konzert beim Nachsommer ist der Auftritt von Anna Depenbusch am 21. September in der SKF-Halle 411.
Tickets bekommt man in der Geschäftsstelle des Schweinfurter Tagblatts, Schultesstraße 19a, in Schweinfurt und bei der Main-Post-Geschäftsstelle in der Plattnerstraße in Würzburg sowie unter www.nachsommer.de